Neuhausen/Nymphenburg:Treppen-Witz

Neuhausen/Nymphenburg: Mühsam: Eine provisorische Treppe führt derzeit hinauf zur S-Bahn.

Mühsam: Eine provisorische Treppe führt derzeit hinauf zur S-Bahn.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bereits seit sechs Jahren warten die Bewohner des Quartiers "Am Hirschgarten" auf einen Aufzug zur S-Bahn-Station. Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen sind zu mehreren Hundert Metern Umweg gezwungen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Im Dezember 2009 ist die S-Bahn-Station Hirschgarten eingeweiht worden. Beinahe sechs Jahre später gibt es dort noch immer keinen Aufzug, der die Bewohner des Quartiers "Am Hirschgarten", das unterhalb der Friedenheimer Brücke liegt, hinaufbefördert zum Bahnhofseingang. Nun haben die Stadträte eine neue Planung auf den Weg gebracht: Der Aufzug soll in eine Fahrradabstellanlage integriert werden, die zwischen dem Fuß- und Radweg und der Gleistrasse gebaut wird. Bis der Lift aber in Betrieb geht, werden wohl weitere Jahre vergehen: Das Baureferat erarbeitet zunächst ein genaues Konzept, das der Stadtrat dann wieder genehmigen muss.

Auf beiden Seiten führt nur eine Treppe mit 34 Stufen und einer schmalen, extrem steilen Rampe vom Wohngebiet hinauf zur Brücke. Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen, die zur S-Bahn wollen, sind zu mehreren Hundert Metern Umweg gezwungen. Aber auch für Gehbehinderte oder Menschen mit schwerem Gepäck ist die Treppe, die derzeit wegen Bauarbeiten nicht benutzbar und durch eine provisorische ersetzt ist, eine Strapaze. Ursprünglich war vertraglich vereinbart worden, dass der Aufzug in einem Gebäude des Neubaugebietes, in Nähe des S-Bahneingangs, untergebracht wird - auf jenem Baufeld, auf dem gerade die beiden Wohntürme "Friends" sowie ein Hotel entstehen. Da aber dieser Bauabschnitt als letzter in dem neuen Quartier realisiert wurde, hatte der damalige Grundstückseigentümer, der Projektentwickler Aurelis, schon 2010 angeboten, den Lift an anderer Stelle, etwa bei den Radabstellplätzen, zu errichten und ihn auch zu bezahlen. Den Unterhalt sollte jedoch die Stadt, beziehungsweise ihre Bike-and-ride-Gesellschaft, übernehmen.

Die Verhandlungen zogen sich hin und scheiterten letztlich. Nachdem die Aurelis den Grund weiterverkauft hatte, begannen die Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer von vorne, inzwischen hat es mehrere Eigentümerwechsel gegeben. Mit dem neuen Investor konnte die Stadt nun eine Vereinbarung abschließen, die Baukosten für den Lift (387 000 Euro) sowie eine Unterhaltsablöse (357 000 Euro) seien bereits ans Baureferat gezahlt worden, heißt es in den Sitzungsunterlagen für die Stadträte.

Geprüft wurde auch, ob der barrierefreie Zugang zur S-Bahnstation alternativ zu einem Aufzug über eine Rampe erfolgen könnte, wie es eine junge Mutter aus dem Neubaugebiet 2013 in der Neuhauser Bürgerversammlung beantragt hatte. Um die sieben Meter Höhenunterschied zwischen den Wohnhäusern beziehungsweise dem Geh- und Radweg und der Friedenheimer Brücke zu überwinden, müsste die Rampe jedoch 200 Meter lang sein. Das wäre ein erheblicher Eingriff in den Grünstreifen entlang der Gleise, den sogenannten Pionierpark, und auch nicht sehr viel kürzer als der Umweg über die Schlossschmidtstraße. Die Rampenlösung wurde daher verworfen.

Die Bike-and-ride-Anlage, in die der Aufzug integriert wird, soll Platz für etwa 400 Räder bieten. Die Stellplätze werden auf beiden Seiten der Friedenheimer Brücke angeordnet, auf zwei Ebenen: unten beim Radlweg entlang der Bahn, oben auf Höhe der Brücke für jene, die von Neuhausen oder Laim her die S-Bahnstation über die Wilhelm-Hale-Straße ansteuern. Die ganze Anlage wird überdacht. Bislang gibt es in der Radwegunterführung unter der Wilhelm-Hale-Straße 40 Bügelständer. Weit mehr Pendler stellen ihre Räder oben auf der Brücke ab - in einer langen Reihe sind sie am Geländer angeschlossen.

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