Huberhäusl:Jetzt soll Gras drüber wachsen

Huberhäusl: Vor zwei Wochen ein Idyll: Heute steht vom Huberhäusl noch der Keller.

Vor zwei Wochen ein Idyll: Heute steht vom Huberhäusl noch der Keller.

(Foto: Catherina Hess)

Feinster Humus aus Freiham wird auf dem Areal des abgerissenen Huberhäusls an der Schwere-Reiter-Straße eine neue Gartenanlage möglich machen. Gepflegt wird sie unter anderem von minderjährigen Flüchtlingen

Von Birgit Lotze, Neuhausen/Nymphenburg

Mit dem schnellen, nicht angekündigten Abriss des Huberhäusls auf dem Gelände des Kreativlabors vor zwei Wochen hat die Stadt klare Verhältnisse geschaffen, aber auch viele vor den Kopf gestoßen. Jetzt geht sie wieder einen Schritt auf die Künstler und Gärtner zu, die das Grundstück an der Schwere-Reiter-Straße 2 bewirtschaftet haben.

"Sobald der Abriss komplett abgeschlossen ist, wird auf dem Areal des früheren Huberhäusls bester Münchner Humus aufgebracht, der aus dem neuen Stadtteil Freiham im Münchner Westen stammt", verspricht Kommunalreferent Axel Markwardt; der Humus soll die Basis für eine neue Gartenanlage bilden. Eine Künstlerin soll den Garten dann mit den minderjährigen Flüchtlingen, die in den nächsten Wochen im Nachbarhaus unterkommen, anlegen und pflegen, so Markwardt.

Die besagte Künstlerin Dorothea Seror ist froh darüber und hofft, dass der Humus wirklich bald aufgetragen wird. Sie und andere Bewirtschafter des Grundstückes hatten der Stadt ohnehin vorgeschlagen, die Flüchtlinge, sobald sie da sind, einzubeziehen. Doch trotz der Humus-Offensive herrscht auf dem Gelände an der Ecke Dachauer-/Schwere-Reiter-Straße nach wie vor gedrückte Stimmung. "Mir hat die Aktion gezeigt, dass unsere Ideen hier in der Stadt nicht erwünscht sind", sagt Stefan Pilipp, einer der Garten-Aktivisten der "Initiative Huberhäusl". Und Joy Foley, die nach eigener Angabe mehrere Häuser renoviert hat, die für sie in einem erkennbar schlechteren Zustand waren als das Huberhäusl, bezweifelt die Rechtmäßigkeit des Abrisses: "Die Stadt will Orte der Begegnung schaffen. Aber hier hat sie einen zerstört."

Am Häuschen und seinem kleinen Garten hatte die Gruppe in wechselnder Besetzung seit Jahren gearbeitet, eine Permakultur angelegt, das Areal für Performances, Installationen und gemeinsame Aktionen genutzt. Für die Nutzer des Areals sei das Häusl so etwas wie ein Denkmal gewesen, um das sich Menschen gemeinsam kümmern und es pflegen - abseits von Rentabilitätskriterien, sagt Dorothea Seror: "Wir wollten die Idylle bewahren und mit Kunst aufwerten." Gegenüber der Stadt sei die Initiative Huberhäusl in einer schwachen Position, bei weitem nicht auf Augenhöhe. "Wir wollten uns an einen Tisch setzen und verhandeln. Und nicht, dass die Stadt als erstes das Herzstück unseres Geländes abreißt", sagt Dorothea Seror.

Das Kommunalreferat betont, der rasche Abriss sei "unvermeidbar" gewesen. Das ehemalige Einfamilienhaus, gebaut aus Holz, sei seit einem größeren Wasserschaden im Jahr 2012 einsturzgefährdet und komplett gesperrt gewesen. In jüngster Zeit hätten sich "vermehrt Personen illegal Zutritt zu dem Gebäude verschafft". Das Gefährdungspotenzial hätte sich in Kürze noch erhöht - spätestens mit dem Einzug junger Flüchtlinge in das benachbarte ehemalige Verwaltungsgebäude.

Das sogenannte Kreativlabor im Bereich der Dachauer Straße 110-114 und an der Schwere-Reiter-Straße 2 ist neben dem Kreativfeld, der Kreativplattform und dem Kreativpark Teil der laufenden städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwicklung Kreativquartier. Früher war dort ein Betriebsgelände der Königlich Bayerischen Artillerie-Werkstätten, dann zogen die Stadtwerke München ein, zuletzt ein Betriebshof der Stadt München.

Derzeit wird zwischengenutzt, Vertreter der freien Kunst- und Kulturszene haben sich angesiedelt. Die Stadt will explizit den "dabei entstandenen experimentellen Charakter des Areals würdigen" und im Kreativlabor - anders als im übrigen Planungsgebiet - eine städtebauliche Weiterentwicklung "sukzessive aus dem Bestand heraus" ermöglichen. Trotzdem droht weiteren der insgesamt 34 Hallen und Gebäude der schnelle Abriss. Einige Gebäude seien bereits in einem Zustand, der eine weitere Zwischennutzung aus wirtschaftlicher Sicht verbiete, heißt es seitens der Stadt.

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