Neuhausen:Friedliches Beieinander

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Engstelle: Am ZOB in München drängen sich die Fernbusse. (Foto: Florian Peljak)

Die Bürgerversammlung in Neuhausen dreht sich um eine Fülle von Anliegen. Die Palette reicht von dubiosen Drückerkolonnen, fehlenden Räumen für die Mittagsbetreuung bis hin zu Verkehrsproblemen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Flüchtlinge sind willkommen - das haben die Neuhauser bei ihrer Bürgerversammlung am Donnerstag sehr deutlich gemacht. So erhob sich keine einzige kritische oder besorgte Stimme, nachdem der Versammlungsleiter, der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU), noch einmal die im Stadtbezirk geplanten Unterkünfte vorgestellt hatte: ein Haus an der Emma-Ihrer-Straße 8 mit 180 Betten, das Waisenhaus mit 50 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sowie eine Unterkunft an der Wotanstraße 88 mit 400 Betten - in der ersten Information war noch von 200, maximal 300 die Rede gewesen. Auf Antrag von Jürgen Lohmüller begrüßten die etwa 250 Anwesenden vielmehr einstimmig die Unterbringung von Flüchtlingen an der Wotanstraße, nicht weit entfernt von Nymphenburgs bester Wohnlage. Der Bezirksausschuss soll zudem, regte Lohmüller an, eine Anlaufstelle für jene einrichten, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen. Ein Info-Telefon mit der Nummer 233-484 54 für ehrenamtliche Helfer gibt es bereits in der Stadtverwaltung.

Das eine große Thema, das viele Neuhauser in Wallung bringt, gibt es derzeit offenbar nicht. Kaum zwei der 33 gestellten Anträge oder Anfragen beschäftigten sich mit demselben Thema - die Palette reichte von dubiosen Drückerkolonnen an der Haustür über schwer durchschaubare Gebühren fürs Veranstalten eines Straßen- oder Vereinsfestes, fehlende Räume für eine weitere Mittagsbetreuung in der Margarethe-Danzi-Grundschule, einem Konzertsaal in der Paketposthalle bis hin zu - wie immer - Verkehrsangelegenheiten. Die Bürgerversammlung bekräftigte ihr Ja zur Tram-Westtangente aus dem vergangenen Jahr. Statt sie "aufs Abstellgleis zu schieben", sollen Planung und Bau zügig vorangetrieben werden. Dem ebenfalls mit großer Mehrheit geforderten Parklizenzgebiet rund um den Rotkreuzplatz werde der Stadtrat voraussichtlich Anfang nächsten Jahres zustimmen, erklärte ein Vertreter des Planungsreferates, die Voraussetzungen dafür seien jedenfalls gegeben. Als wenig aussichtsreich dagegen stufte er den mit Mehrheit angenommenen Antrag ein, den geplanten, geschätzt 532 Millionen Euro teuren Tunnel an der Landshuter Allee bis zum Georg-Brauchle-Ring durchzuziehen.

Prüfen will die Verwaltung dagegen, ob an der Donnersbergerbrücke doppelstöckige Abstellanlagen für Fahrräder errichtet werden können. Ein Bürger hatte den "Verhau" dort moniert und ausreichend geeignete, nahe am S-Bahn-Eingang gelegene Radlparkplätze gefordert. Die langen Wartezeiten am Rotkreuzplatz für Fußgänger kritisierte ein Bürger, er forderte, die drei Fußgängerampeln an der Einmündung der Wendl-Dietrich- und der Winthirstraße sollten gleichzeitig Grün zeigen. Die Neuhauser Bürger unterstützen das, obwohl ein Vertreter des Kreisverwaltungsreferates mutmaßte, ungeduldige Autofahrer suchten sich dann eventuell Schleichwege durch Anliegerstraßen. Sehr aufgebracht schilderte eine Anwohnerin aus der Arnulfstraße die Belastungen durch die Busflotte, die Tag und Nacht den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke ansteuere oder verlasse. "Bis zu 25 Busse neben- und hintereinander" will sie beobachtet haben, "Lüften tagsüber ist unmöglich". Ihrem Antrag, den ZOB zu verlagern, folgte die Bürgerversammlung allerdings nicht.

"Empfindlich beschnitten in der Nachtruhe von mindestens acht Stunden" fühlt sich ein Bürger durch den Pilotversuch der Stadt, den Gastronomiebetrieb im Freien werktags bis 23 Uhr statt 22 Uhr, an Wochenenden bis Mitternacht zuzulassen. Er forderte, dies "nur in Straßen ohne direkte Anwohner" zu erlauben. Verdutztes Schweigen im Saal - vermutlich ging manchen die Frage durch den Kopf, wo es in Neuhausen ein Lokal ohne Anwohner geben könnte. Der Antrag fiel durch, und die Neuhauser begaben sich nach dreieinhalbstündiger Versammlung zur Nachtruhe in ihr "sicheres Viertel", wie Inspektionsleiter Ulrich Rothdauscher in seinem Polizeibericht versicherte.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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