Neuhausen:Vom Platz gefegt

Die Tennisabteilung des Sportvereins Stadtwerke muss ihre Anlage verlassen und hat noch immer keine neue Bleibe

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Wenn ein Unternehmen seinem eigenen Sportverein den Boden unter den Füßen wegzieht, dann steht es auch in der Verantwortung und muss sich um eine Lösung des Problems kümmern. So sehen das jedenfalls die Mitglieder des Neuhauser Bezirksausschusses (BA), denen Tennisspieler des Sportvereins Stadtwerke wieder einmal von ihrer frustrierenden, bisher unergiebigen Suche nach einer neuen Bleibe berichteten. Der BA will deshalb noch einmal "Druck machen" bei den Stadtwerken, entweder in einem Schreiben - nicht das erste in dieser Angelegenheit - oder in einem Gespräch.

Der Tennisclub, seit 50 Jahren an der Postillonstraße beheimatet, muss das Gelände räumen, weil die Stadtwerke München (SWM) dort rund 120 Wohnungen - Werkswohnungen, heißt es - errichten wollen. Den Vorbescheid hat die Lokalbaukommission inzwischen genehmigt, obwohl der BA ein ablehnendes Votum abgegeben hatte, das aber rechtlich keine Wirkung hat. Mitte nächsten Jahres soll der Bauantrag eingereicht werden, zum Saisonende 2016 wollen die Stadtwerke das Pachtverhältnis für die Anlage beenden.

Seit sie vor mehr als einem Jahr von dem Bauvorhaben erfahren haben, kämpfen die Tennisspieler um das Fortbestehen ihres Vereins. Er zählt 320 Mitglieder, hat zehn Mannschaften im Turnierbetrieb, davon zwei Jugendmannschaften. Ersatz zu finden für die neun Sandplätze, über die der Verein auf seiner Anlage beim Dantebad verfügt, ist nicht einfach. Dabei ließ der Vorstand nichts unversucht; die Schreiben, die mittlerweile an den Oberbürgermeister und seine Stellvertreter, an Stadträtinnen und Landtagsabgeordnete, Stadtviertelpolitiker und auch an die Stadtwerke gingen, sind kaum mehr zu zählen.

Von den Stadtwerken kam bislang nur ein Angebot für einen Ersatz: die Anmietung von drei Plätzen auf der Tennisanlage im Olympiapark. "Drei Plätze - ein Ding der Unmöglichkeit", sagt der Zweite Vorsitzende Rudolf Baur. Auf drei Plätzen könne weder ein Wettspielbetrieb mit so vielen Mannschaften noch ein Kinder- und Jugendtraining stattfinden. Auch Tennis-Projekttage für Schulen und Kindercamps könnte der Club, der sehr viel Gewicht auf eine breite Jugendarbeit legt und auch Kindern aus sozial schwächeren Familien das Tennisspiel ermöglichen will, nicht mehr anbieten. "Mit acht Plätzen", erklärt Baur "könnten wir hinkommen". Dass nur drei Plätze in der Umgebung aufzutun sind, zeigt nach Absicht der Vereinsvertreter auch deutlich, wie knapp die Sportflächen in Neuhausen-Nymphenburg sind. Und mit der Bebauung des Areals an der Postillonstraße wäre wieder eine Sportfläche im Viertel "unwiederbringlich dahin" - ein "eklatanter Widerspruch" zu Absichtserklärungen.

Baur und seine Kollegen haben auch bei anderen Vereinen angeklopft, berichten sie, zum Beispiel beim Post SV in Nymphenburg und beim Siemens-Tennisclub in Solln. Beide würden allerdings nur einen Teil der 320 Mitglieder aufnehmen, "und zu ganz anderen Preisen als unsere", fügt Baur bitter an. Die Mitgliedsbeiträge des Neuhauser Clubs sind ungewöhnlich günstig, Erwachsene zahlen 110 Euro im Jahr, Jugendliche 49 Euro. Beim Siemens-Club etwa kostet die Mitgliedschaft für Erwachsene 241 Euro im Jahr, für Jugendliche 115 Euro. Das Unterschlüpfen bei anderen Tennisvereinen würde aber nicht nur weitere Wege und höhere Mitgliedsbeiträge bedeuten - "unser Verein wäre kaputt", beklagt Baur.

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