Neuhausen:Rangieren statt rollen

Wenn die Jugendherberge am Winthirplatz umgebaut wird, muss der Schwerlastverkehr Rücksicht auf die benachbarte Grundschule nehmen. Die Abbrucharbeiten sollen im Sommer beginnen

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Die Genehmigung für den Umbau der Jugendherberge am Winthirplatz liegt immer noch nicht vor - das Verfahren zieht sich in die Länge, weil der Fassadenentwurf einigen in der Stadt denn doch zu spektakulär war. Aber dass heuer noch eine Baustelle eingerichtet wird, ist absehbar; daher wird derzeit überlegt, wie man die An- und Abfahrt der Schwerlaster so abwickelt, dass der Verkehrsfluss möglichst wenig behindert wird und vor allem die Sicherheit der Kinder an der benachbarten Winthirschule möglichst gewährleistet ist.

Ursprünglich war geplant, dass die Lkw, von der Wendl-Dietrich-Straße kommend, über die enge Nibelungenstraße - schräg gegenüber liegt der Eingang zur Grundschule - und die Winthirstraße wieder davonrollen. "Da haben wir förmlich aufgeschrien", erklärte Gudrun Piesczek (CSU), die im Neuhauser Bezirksausschuss (BA) den Unterausschuss Verkehr leitet. Nun haben die Stadtverwaltung und das Jugendherbergswerk ein alternatives Konzept vorgestellt, das die Stadtviertelpolitiker erleichtert aufatmen ließ. Die Laster werden am Winthirplatz rechts einbiegen in die Renatastraße, die im Bereich des Platzes gesperrt wird, auf der Baustellenfläche rückwärts schwenken und vorwärts wieder auf die Wendl-Dietrich-Straße fahren. An dieser Ausfahrt wird eine zusätzliche Ampel aufgestellt. Zudem soll für die Dauer der Baustelle entlang der Grünanlage ein gemeinsamer Weg für Fußgänger, vor allem Schulkinder, und Radler angelegt werden. Die Grundschule erwäge, an diesem kritischen Punkt auch noch einen Schülerlotsen zu postieren, merkte BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) in der jüngsten Sitzung an.

Die 1929 eröffnete, älteste Jugendherberge Deutschlands mit 335 Betten in 82 Zimmern und knapp 70 000 Übernachtungen jährlich soll außen wie innen ein neues, zeitgemäßes Design erhalten. Der denkmalgeschützte Altbau an der Wendl-Dietrich-Straße wird modernisiert, das jüngere Gebäude um die Ecke, gegenüber der Grünanlage, wird abgerissen und durch einen Neubau mit Innenhof ersetzt, dort wird künftig auch der Haupteingang liegen. Die Abbrucharbeiten sollen nach Informationen von Anna Hanusch in diesem Juni/Juli beginnen.

Der Entwurf des Berliner Architekturbüros Graft sah für den neuen Komplex eine schimmernde Metallverkleidung vor sowie einen sich über zwei Etagen erstreckenden Einschnitt in der Fassade. Eine große, geradezu wilde Geste: In der Stadtgestaltungskommission fiel die Planung selbst in abgemilderter Form - Putzfassade statt der metallischen Front, aber nach wie vor mit dem Foyer-Schlund - krachend durch. Zu aufgeregt, die Umgebung sprengend, lauteten die Einwände. Auch den nächsten überarbeiteten Entwurf lehnte die Mehrheit in der Kommission ab. Trotzdem wollte der Landesverband des Jugendherbergwerkes keinen ganz anderen Plan vorlegen: "An der Grundidee wollen wir nicht rütteln", kommentierte Vorstandsmitglied Michael Gößl nach dem zweiten Veto der Stadtgestaltungskommission.

Nun liegt also die überarbeitete dritte Fassung auf dem Tisch der Genehmigungsbehörde. Im Vergleich zum vorigen Entwurf ließen sich "einzelne gestalterische Verbesserungen" feststellen, teilte ein Sprecher des Planungsreferates mit. Zur Dauer des Verfahrens konnte er allerdings nichts Konkretes sagen.

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