Neuhausen-Nymphenburg:Bunt tut gut

Graffiti-Sprayer

Keine Angst vor Farbe: Sprayer "Loomit", alias Mathias Köhler.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Der Münchner Graffito-Künstler Loomit soll die Unterführung der Landshuter Allee auf Höhe der Volkartstraße ansehnlicher machen

Von Andrea Schlaier, Neuhausen-Nymphenburg

Es ist duster, eng, und die an die Wände gesprühten Zeichen sind weitgehend uninspiriert. Eben so, wie man sich den Durchgang unter einer Stadtautobahn vorstellt: die Unterführung der Landshuter Allee auf Höhe der Volkartstraße. Keiner liebt die Röhre, dennoch müssen hier täglich Hunderte durch und dabei aufpassen, nicht einem Radler vor den Lenker zu laufen, der die steile Rampe hinabdonnert. Die Atmosphäre muss sich grundlegend ändern, finden die Stadtviertelpolitiker in Neuhausen-Nymphenburg. "Urban Art" soll es richten.

Dahinter verbirgt sich die Idee, die sich bereits an vielen anderen Fußgängertunneln der Stadt bewährt hat. Man lässt einen Mann der Straßenkunst ran, der mit seinem Spraydosen auf virtuose Weise vergessen macht, wo man sich befindet. Und: Es muss jemand sein, der von der Szene respektiert und damit nicht gleich wieder übersprüht wird. Ungewöhnlich etabliert, für sein Metier geradezu bürgerlich, hat sich in der Hinsicht "Loomit", alias Mathias Köhler. Den Münchner Graffito-Mann will man in Neuhausen-Nymphenburg auch für die Unterführung Volkartstraße am Mittleren Ring gewinnen. "In enger Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Rudolph-Diesel-Realschule" solle das geschehen, sagte Barbara Schmitt-Walter (FDP) als stellvertretende Vorsitzende des Kultur-Ausschusses bei der Bezirksausschuss-Sitzung, "möglichst vor den Sommerferien". Der Impuls sei von Peter Loibl (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokraten in Neuhausen, AGS) und Willi Wermelt (SPD) ausgegangen, die ihre "Unzufriedenheit" über den gegenwärtigen Zustand ausgedrückt hätten. Wermelt erklärte sich bereit, das Projekt zu koordinieren. Das Gremium will die Aktion mit 4800 Euro finanzieren.

Die Stadt hofiert mittlerweile die Künstler mit der Dose. Seit Anfang April hat München als einzige Stadt in Deutschland einen eigenen Kultursachbearbeiter für Street Art und Graffiti. Das passt insofern, als die Ursprünge der nationalen Graffiti-Bewegung eigentlich an der Isar liegen, auch wenn heute viele aufgeregt nach Berlin deuten. Bereits Anfang der Achtzigerjahre waren in München bemerkenswert viele Sprüher aktiv, die sich an der New Yorker Szene orientierten; Keith Haring und Jean-Michel Basquiat hießen die Ikonen. Doch andere Städte ließen Graffiti schneller als München im Straßenbild zu. Zwar sind hier mittlerweile mehr als 30 Unterführungen für Street Art und Graffiti zur Verfügung gestellt worden, aber selten ohne vorherige Absprache, was man im öffentlichen Raum goutieren würde.

Einer, der an der Isar schon oft zum Zug kam und an dessen Namen man nicht vorbeikommt, ist Loomit. Selbst der ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat ihn in sein Badezimmer und dann dort sprühen lassen. Mit dem "Geltendorfer Zug", dem ersten "whole train" - einem komplett besprühten S-Bahnzug, der Königsdisziplin der illegalen Sprayer - wurde Loomit einst zur Größe in der Szene. Für die Unterführung an der Landshuter Allee darf es sicherlich auch eine Nummer kleiner sein, aber ganz bestimmt nicht weniger bunt.

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