Neuhausen:Im Westen was Neues

Ein Brief an Kultusminister Ludwig Spaenle zeigt Enthusiasmus: "Der Bezirksausschuss Neuhausen- Nymphenburg begrüßt die Idee, in der Paketposthalle den Konzertsaal zu bauen."

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Mit dem Titel "Die Resonanz" ist das Projekt überschrieben, unter dem elegant geschwungenen Gewölbe der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke nicht nur einen großen neuen Konzertsaal, sondern eine "Musikstadt" mit einem zweiten kleinerem Saal, Studios und Proberäumen unterzubringen. Die Resonanz im Viertel ist enthusiastisch: "wunderbar", "toll", "eine visionäre Geschichte" tönte es von allen Seiten, als Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard den Mitgliedern der Bezirksausschuss-Unterausschüsse Bau und Kultur den Plan skizzierte. Um Unterstützung musste Gebhard, die für ihre Idee den Anwalt Josef Nachmann und als Investor den Immobilienentwickler Mathias Niemeier gewonnen hat, gar nicht mehr werben. Schon zwei Tage zuvor, kaum waren die Pläne öffentlich geworden, hatten die Stadtviertelpolitiker einen Brief an den bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) geschickt, in dem es heißt: "Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg begrüßt die Idee, in der Paketposthalle den Konzertsaal zu bauen. Die Halle und ihre imposante Tragwerkskonstruktion mit dieser neuen Nutzung für alle zu öffnen, schafft architektonisch und städtebaulich eine einzigartige Situation." Dass gleich in der Nachbarschaft der Paketposthalle der Veranstaltungsclub "Backstage" liegt mit einem gänzlich anderen Publikum, als es Liebhaber klassischer Musik sind, findet der Bezirksausschuss eher charmant als unpassend: Das Backstage sei eine "spannende Ergänzung" für die neue Musikstadt, heißt es in dem Schreiben an den Minister.

Paketposthalle in München, 2015

Spannender Anblick: Die verwegen geschwungene Dachkonstruktion der Paketposthalle erlaubt immer wieder ungewöhnliche Perspektiven.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die denkmalgeschützte Halle, die das Briefzentrum für ganz München beherbergt, ist neben dem Finanzgarten, dem Olympiapark, dem Werksviertel am Ostbahnhof und dem Apothekerhof in der Residenz einer von fünf Standorten, die derzeit für einen Konzertsaal im Gespräch sind. Alle fünf lässt die Staatsregierung nun von einem unabhängigen Experten, dem Büro Albert Speer und Partner, prüfen. Nach Ansicht von Andrea Gebhard, die in Neuhausen lebt und arbeitet, hätte der an Stätten der Hochkultur arme Münchner Westen einen herausragenden Kulturbau "wirklich verdient". Gudrun Piesczek (CSU) erinnerte daran, dass einst bei der Entwicklung der neuen Quartiere entlang der Achse Hauptbahnhof-Laim-Pasing auch Kultur-Schwerpunkte in die Wohn- und Gewerbebebauung gesetzt werden sollten - geplant war zum Beispiel, das Deutsche Theater in die Freiheiz-Halle an der Donnersbergerbrücke umzusiedeln. "Das hat damals nicht geklappt, vielleicht klappt's ja jetzt mit der Kultur", sagte sie hoffnungsvoll.

Neuhausen: SZ-Grafik

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Zuerst freilich müsste die Post ein neues Areal für ihr Briefzentrum finden. Das Unternehmen hat bereits signalisiert, für Gespräche über einen Verkauf der Halle offen zu sein. "Die Verhandlungen mit der Post sind schon weit", versicherte Andrea Gebhard, "und so eine Logistikhalle ist doch schnell zu bauen."

Am Dienstag, 21. Juli, will Andrea Gebhard gemeinsam mit dem potenziellen Investor die "Resonanz" dann allen Mitgliedern des Bezirksausschusses vorstellen. Das Gremium tagt diesmal im Neuhauser Augustiner, Hübnerstraße 23, nicht wie bisher im Goldenen Hirschen. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr.

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