Neuhausen:Großzügig rechnen, feste feiern

Lesezeit: 2 min

Gediegene Atmosphäre: Die Festgäste lauschen in der Freiheiz-Halle. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Abend für geladene Gäste im "Freiheiz" läutet das 850-Jahre-Jubiläum von Neuhausen ein

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Man muss kein Rechengenie sein, um zu stutzen: Wenn in Neuhausen 1970 das 800-jährige Bestehen gefeiert worden ist, wie kann es dann sein, dass heuer schon 850 Jahre begangen werden? Florian Roth hatte sich schlau gemacht und die Antwort parat: Die Urkunde über die Schenkung eines Landguts von Rovdolfus de Niwenhusen an das Kloster Schäftlarn ist undatiert. Verbürgt ist nur, dass sie aus der Zeit zwischen 1163 und 1170 stammt. Der Bezirksausschuss hat sich eben 2017 herausgepickt, um den 850. Geburtstag des Viertels zu feiern - eines spannenden, pulsierenden, prosperierenden Viertels, wie sowohl die BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) als auch Grünen-Stadtrat Roth, der den Oberbürgermeister vertrat, in ihren Ansprachen betonten.

Der Reigen der Feiern begann mit einem Festakt im "Freiheiz", dessen unverputzte Ziegelwände eine reizvolle Projektionsfläche für historische Neuhauser Postkarten-Ansichten boten. Jürgen Kirner, der das Programm moderierte, hätte sich auch diese Szenerie gut vorstellen können: Die Gäste versammeln sich am Nymphenburger Kanal; an ihnen vorbei gleitet in einer Gondel, huldvoll winkend, nein, nicht wieder einmal der Minister Markus Söder, sondern Anna Hanusch... Aber erstens ist Selbstinszenierung nicht Hanuschs Stil, zweitens fand das Ereignis nicht im Sommer, sondern an einem ziemlich kalten Märzabend statt. Draußen gefeiert wird dann bei der Stadtteilwoche von 23. bis 29. Juni, am 2. Juli folgt ein Bürgerfest.

Dem Anlass Rechnung tragend, hat der BA dieses Mal also seinen traditionellen Jahresempfang für geladene Gäste aus Politik, Sport, Kultur, Kirche, Schulen und Geschäftswelt zum "Festakt" geadelt und sich das Ganze auch deutlich mehr kosten lassen als sonst. Statt Faschingsgarde oder Matrosenchor gab es Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur mit dem Solisten Fidelius Edelmann und dem "Airbus Orchester". "Daimler Orchester", wie vormals, dürfen sich die Musiker inzwischen nicht mehr nennen, sie proben aber regelmäßig im Mercedes-Turm an der Donnersbergerbrücke. Dann gehörte die Bühne der Couplet AG mit ihren bayerisch-deftigen Spottliedern. Den Refrain aus einer ihrer Nummern konnte man gut als Leitmotiv für den inoffiziellen Programmteil verstehen: "So amüsiert sich jeder, so guat er eben kann" - am Büffet und an den Stehtischen, bei Gesprächen übers Viertel und die Welt. Nicht dabei übrigens war der türkische Konsul, trotz Zusage blieb sein Stuhl leer - warum auch immer.

Ein bisschen Gegrummel hier und dort war auch zu hören. Für die ein, zwei Minuten nämlich, die Moderator Kirner verschwand, um dann als Mitglied der Couplet AG wieder zu erscheinen, schickten die BA-Mitglieder Willi Wermelt und Oliver Belik, beide SPD und federführend bei der Organisation dieses Abends, einen Überraschungsgast auf die Bühne: einen Herrn namens Bernhard Goodwin, im Ablaufplan nur als "Moderator 2" angeführt. Der vermied zwar tunlichst zu sagen, dass er der SPD-Bundestagskandidat für München West/Mitte ist. Aber bei dem Hinweis, er habe sein Gesicht auf große Plakate drucken lassen, konnte man schon draufkommen, um was es bei diesem Kurzauftritt ging.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: