Neuhausen:Es wird eng

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Schweres Thema: Vielen Sportvereinen fehlt es an Trainingsplatz. (Foto: Johannes Simon)

Immer mehr Mitglieder, immer weniger Platz: Viele Sportvereine sehen sich am Rande ihrer Kapazitäten

Von simon Schramm, Neuhausen

Es entsteht eine nicht zu unterschätzende Dramatik, wenn Michael Franke, Vorstand des Sportvereins FT München-Gern, über die derzeitige Situation in seinem Verein berichtet. "Mir bricht es das Herz, wenn ich einem Kleinen sagen muss, es geht nicht", sagt Franke, "wir sind am Ende der Kapazität." Frankes Verein, in dem hauptsächlich Fußball gespielt wird, fällt es derzeit schwer, neue Spieler im insgesamt etwa 725 Mitglieder starken Verein aufzunehmen, da die Spielstätten der Fußballer, ein Rasen- und ein Kunstrasenplatz, momentan voll ausgelastet sind.

Franke betont die gesellschaftlichen Aufgaben, die Sportvereine übernehmen. "Wir sorgen für die Gesundheit der Kinder und betreiben auch Sozialarbeit. Wir integrieren Kinder, sie können nach drei Wochen bei uns im Verein deutsch sprechen. Bei uns kommen alle Schichten, aus allen Herkunftsländern." Nur: Wenn die Gesellschaft nicht in die Zukunft des Sportes investiere, könnte es zu spät sein: "Wir müssen die Flächen besser nutzen."

Michael Frankes Appell und weitere Schwierigkeiten, mit denen die Sportvereine des 9. Stadtbezirks zu kämpfen haben, kamen am Dienstagabend in einer Veranstaltung des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg zur Sprache. Der BA hatte zu einer Konferenz gerufen, bei der Vertreter und Vorstände der lokalen Sportstätten von ihren Problemen und Wünschen berichten sollten. Es zeigte sich, dass die Vereine eben hohen Zuspruch genießen, aber der Betrieb langsam aber sicher an seine Grenzen stößt - und diese Entwicklung auch mit dem Dauerthema Münchens zusammenhängt, wie die Stadt mit Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsboom umgehen soll.

So steht der Tennisverein SV Stadtwerke München in Konflikt mit dem Plan der Stadtwerke München, selbst neue Wohnungen zu bauen: Geschehen soll dies auf den neun Tennisplätzen des Vereins in der Postillonstraße. "Existenzbedrohend" sei dieses Vorhaben für den Verein mit etwa 320 Mitgliedern, sagte Vereins-Mitglied Heinz Zethner. Ausweichmöglichkeiten wie zum Beispiel im Olympiapark reichten nicht aus, um den Wegfall der Fläche zu kompensieren. Die BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) wies darauf hin, dass die Lokalbaukommission derzeit noch prüfe, wie in der Causa Postillonstraße entschieden wird. Sollten die Stadtwerke aber Baurecht erhalten, sei die Bebauung nicht zu verhindern. Wie kompliziert es ist, neue Sport-Standorte im Viertel zu finden, hat auch BA-Mitglied Kristina Frank (CSU), die auch im Sportausschuss des Stadtrats sitzt, entdeckt: Eine geeignete Fläche für eine Bezirkssportanlage habe man bisher schlicht nicht gefunden.

Ähnlich wie der FT Gern weiß auch der FC Teutonia noch nicht, wie er mit seinem Wachstum umgehen soll. Die Vereine im Bezirk seien wegen ihrer zentralen Lage sehr attraktiv, sagte ein Vereinsvertreter. Auch der ESV München mit seinen rund 7000 Mitgliedern stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Der Verein bietet ein großes Angebot an Sportarten, die bereits untereinander um die freien Räume und Betriebszeiten konkurrieren. Ein Erweiterungsbau für die Halle auf dem Stammgelände sei dringend notwendig.

In der Frage, wo Platz gewonnen werden könnte, plädierte FT-Gern-Mitglied Michael Franke für den Ausbau von Kunstrasenplätzen, deren Kapazität doppelt so hoch wie bei normalen Rasenplätzen sei. Anna Hanusch regte an, dass Nischen gesucht werden müssten, in denen der Sport stattfinden könnte, ihre Kollegin Barbara Roth (CSU) argumentierte ähnlich: "Wir brauchen mehr Ideen, wo Sport getrieben werden könnte."

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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