Neuhausen:Durchgestartet

Montessori Schule

Unbeschwert: Der Unterricht ging auch während des Verfahrens weiter.

(Foto: Lukas Barth)

Die Montessorischule im Olympiapark begleicht nur ein Jahr nach der Insolvenz alle Gläubigerforderungen. Nun will man sich wieder auf Wesentliches konzentrieren: das Profil der Einrichtung und ihre Weiterentwicklung

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Ein Jahr harter Arbeit und auch harter Einschnitte liegt hinter allen, nachdem die Montessorischule im Olympiapark Anfang des letzten Jahres Insolvenz hatte anmelden müssen. Doch nun ist es geschafft: Das Insolvenzverfahren neigt sich dem Ende zu, die festgesetzten Gläubigerforderungen sind bezahlt. "Wir stehen auf einer schwarzen Null", sagt Elisabeth Maurer, die Geschäftsführerin der Montessori gGmbH, "und können jetzt selbstbewusst auf das schauen, was vor uns liegt." Der Schulbetrieb ist während des ganzen Prozesses weitergelaufen.

Zur Krise kam es, als der Rechnungshof Zahlungen der Regierung von Oberbayern, die 30 Jahre lang ohne Beanstandungen die beantragten Zuschüsse für Sachkosten bewilligt hatte, an den Trägerverein prüfte und für zu hoch befand. Von heute auf morgen war die Schule mit Rückforderungen in erheblicher Höhe für die Jahre 2003 bis 2013 konfrontiert. Gegen den Bescheid hatte der Trägerverein zwar zunächst Widerspruch eingelegt, entschied sich dann jedoch gegen einen Prozess. Die nötigen Rückstellungen hatte man nicht, und außerdem, mutmaßt Schulleiter Matthias Schwaiger, "hätte dann erst einmal Stillstand geherrscht".

Der Verein stellte also einen Insolvenzantrag auf Eigenverfahren und entwickelte einen Sanierungsplan. Das Schulgeld wurde erhöht, ebenso die Vereinsbeiträge, die Miete an die gemeinnützige Gesellschaft herabgesetzt, das Weihnachtsgeld für die Belegschaft wurde gestrichen, Lehrerstunden wurden eingefroren, die dringend nötige neue Computerausstattung muss warten - "was man eben tun konnte, ohne die Qualität zu beschädigen", so fasst es Matthias Schwaiger zusammen. Ihn erstaune selbst, schiebt er nach, wie wenig Protest sich gegen diese Maßnahmen geregt habe. Es gab keine einzige Kündigung aus der Belegschaft, und keine einzige Abmeldung von der Schule. Im Gegenteil: "Die Schule ist so voll, dass sie platzt." 338 Buben und Mädchen in 14 jahrgangsgemischten Gruppen lernen hier, im vergangenen Schuljahr waren es 325. Und erstmals in der Geschichte der Einrichtung wollen nahezu alle Grundschüler in die fünfte Klasse übertreten. Der Run auf die Pädagogik nach Maria Montessori, bei der jedes Kind abseits des üblichen Leistungsprinzips selbständig in seinem eigenen Tempo lernt und sich zu einem mündigen, verantwortungsbewussten Menschen entwickeln soll, ist offenbar ungebrochen.

Die Schule am Willi-Gebhardt-Ufer im Neuhauser Zipfel des Olympiaparks ist die zweitälteste Montessorischule in Bayern, sie wurde 1982 eröffnet, das benachbarte Kinderhaus schon 1971. In dem wie ein Kamm strukturierten Gebäudekomplex wurden einst die Olympischen Spiele geplant. Dass hier seit 33 Jahren Schülergeneration um Schülergeneration unterrichtet wird, hat deutliche Spuren hinterlassen - Schwaiger umschreibt den Zustand schmunzelnd mit "shabby chic". Doch an eine Renovierung von Räumen, an den Bau einer Mensa gar, ist im Moment nicht zu denken - erst muss das Konto wieder Fett ansetzen. Ein Anfang ist bereits im vergangenen Oktober gemacht worden, bei einem Spendenlauf. 445 Kilometer sind die Kinder und Jugendlichen gerannt, 22 000 Euro brachte das ein. Um Rücklagen anzuhäufen, will die Schule auch neue Partner suchen, aus der Wirtschaft und der Kultur. "Und wir denken nach über andere Formen der Beteiligung, wie etwa Einlagen, zinslose Darlehen oder Firmenmitgliedschaften, um die Schule finanziell zu stabilisieren", ergänzt Magnus Wiese.

Wiese ist designiertes Mitglied im Aufsichtsrat. Die Montessorischule stellt sich organisatorisch neu auf: Der ehrenamtlich arbeitende Trägerverein wird in eine Gesellschaft überführt mit einem hauptamtlichen Vorstand, dem Schulleiter Schwaiger, die Leiterin des Kinderhauses und Geschäftsführerin Elisabeth Maurer angehören, und der von einem von der Mitgliederversammlung gewählten Aufsichtsrat kontrolliert wird. Mit der Insolvenz hat das nichts zu tun, die Satzungsänderung war schon vorher beschlossen. Schnellere Entscheidungswege und Professionalisierung soll sie bringen; Brüche in der Kontinuität vermeiden, die bislang unvermeidlich waren, wenn ein Vorstandsmitglied aufhörte, weil sein Kind die Schule verlassen hat.

Matthias Schwaiger will sich nun, da Insolvenzverfahren und Neustrukturierung über die Bühne gebracht worden sind, endlich wieder auf für ihn Wesentliches konzentrieren: das Profil der Schule, ihre Weiterentwicklung. "Unser Alleinstellungsmerkmal ist ja diese Lage mitten im Park. Und dieses Naturnahe wollen wir noch mehr fokussieren." Urban Gardening, vielleicht auch ein kleines Windrad oder eine kleine Biogasanlage - Ideen gibt's genug.

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