Neuhausen:Das Tramhäuschen am Romanplatz verliert seine Befürworter

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Pfiffige Idee, aufwendige Sanierung: das Tramhäuschen am Romanplatz. (Foto: Robert Haas)
  • Die vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg geplante Sanierung des Stationshäuschens am Romanplatz würde mit einer halben Million Euro zu teuer und wird deshalb auf Eis gelegt.
  • Ursprünglich geplant war der Erhalt des Häuschens für "bürgerschaftliches und gesellschaftliches Engagement".
  • Am Romanplatz finden ab 2018 Vorbereitungen unter anderem für die Vergrößerung der Haltestellen statt.

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Die Tage des Stationshäuschens am Romanplatz sind nun doch gezählt. Bei einer Ortsbesichtigung ließen sich Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Neuhausen-Nymphenburg vor einer Woche davon überzeugen, dass die auf etwa 500 000 Euro geschätzte Sanierung des maroden Baus zu einem kleinen Bürger- und Kulturtreff unverhältnismäßig teuer wäre. "Das hieße wirklich, Geld zu verbrennen", fand SPD-Fraktionssprecher Otmar Petz.

Mit Mehrheit formulierte das Gremium am Dienstagabend aber den Wunsch nach einer neuen Gestaltung der Verkehrsinsel gegenüber der Einmündung der Romanstraße nach dem Abbruch: "städtische Kunst" etwa, "in jedem Fall aber Grünfläche".

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Scharfer Protest kam von CSU-Sprecherin Kristina Frank: "So können wir das als BA nicht machen. Wenn eine Sanierung so teuer ist, dann reißen wir es eben ab und stellen ein neues, ähnliches Gebäude hin. Ich kann mir dort durchaus Nutzungen vorstellen, von Bandübungsräumen über Ausstellungen bis zu einem Bücherschrank." Das Kommunalreferat allerdings hatte, obwohl von den Lokalpolitikern im Mai dazu aufgefordert, keine Verwendung vorgeschlagen, das städtische Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft war nicht interessiert, und auch von Bürgern kamen offensichtlich keine Wünsche oder Anregungen.

Dann habe man eben nicht intensiv genug gefragt, hielt Frank dagegen. Sie setze sich gern ein für mehr Räume für Neuhauser Vereine, konterte BA-Chefin Anna Hanusch (Grüne). Wer aber dabei gewesen sei beim Ortstermin, feuerte sie eine kleine Spitze ab - denn von der CSU-Fraktion war keiner dabei -, der habe schnell einsehen müssen, dass dieses Gebäude nur extrem aufwendig und schwierig zu sanieren wäre: "Bitte, dieses Geld ist an anderer Stelle viel sinnvoller einzusetzen."

Mit der Idee von Nachwuchsmusikern aus dem Viertel, dort Bandübungsräume einzurichten, hatte die Diskussion um das Häuschen, in dem sich nur noch ein WC für Bus- und Tramfahrer befindet, vor einigen Jahren begonnen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte das Ansinnen mehrmals abgeblockt, mit dem Hinweis auf die Baufälligkeit. Ein Umdenken setzte erst 2016 ein. Das Preisgericht im Wettbewerb zur Umgestaltung des Romanplatzes empfahl den Erhalt des Häuschens für "bürgerschaftliches und gesellschaftliches Engagement".

Im Mai dann machten die Stadtwerke (SWM) als MVG-Muttergesellschaft Druck. Aus deren Sicht ist das Bauwerk "völlig entbehrlich" und sollte lieber heute als morgen abgerissen werden. Allein die Stadt habe ein Interesse am Erhalt, dann solle sie aber auch die Kosten tragen, die die SWM auf rund eine halbe Million Euro schätzen. Vor allem müsse eine Entscheidung - ob nun Sanierung, Umbau oder Abbruch - zügig getroffen werden, bevor die Gleis- und Straßenbauarbeiten am Romanplatz beginnen, drängten die SWM-Vertreter. Die Vergrößerung der Haltestellen und der Bau eines dritten Gleises für die Tram-Westtangente sind zwar erst für das Jahr 2019 angesetzt, vorbereitende Arbeiten sollen jedoch schon 2018 stattfinden.

Manch einer wird die Abbruch-Nachricht auch erfreut zur Kenntnis nehmen. Eine "Gefahrenquelle", eine Verkehrsblockade", sei das Tramhäuschen, ließ unlängst eine Nymphenburgerin den Bezirksausschuss ihre Sicht der Dinge wissen. Wenn es endlich aus dem Weg sei, könnte die Linie 17 "geradeaus durchrauschen", statt mit oft nervtötendem Gequietsche das Bauwerk auf seiner Insel zu umrunden. Ein gerades Gleis freilich ist rum ums Eck - "der Trassierungsbeschluss ist doch längst gefasst", stellte Otmar Petz klar.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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