Neuhausen:Berauschende Pilze

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Klinik-Krimis, nicht München-Krimis schreibt sie, darauf legt Bettina Plecher Wert. Wenn sie nicht mörderisch unterwegs ist, unterrichtet sie Latein. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bettina Plecher lässt den Toxikologen Quirin Quast wieder ermitteln

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Vergiften ist ihre Spezialität. In ihrem Erstling "Giftgrün" war es ein mit Herbstzeitlosen versetztes Bärlauch-Pesto, das einem Arzt zum Verhängnis wurde. In Bettina Plechers eben erschienenem zweiten Buch "Isarlauf" ist es ein tödlicher Medikamentenmix, der einen Psychiater am Ziel eines Marathonlaufs zusammenbrechen lässt. Und wieder beginnen der Münchner Toxikologe Quirin Quast und seine Kollegin und WG-Partnerin, die junge Internistin Frieda May, zu ermitteln.

Viel medizinisches Milieu? Nun, die 46-jährige Münchnerin ist mit einem Chefarzt verheiratet, sie verwertet ihre Einblicke in die Welt der Mediziner und versucht, sich damit auch von der unüberschaubaren Fülle der Regionalkrimis abzusetzen. Auch der neue Krimi, im Ton düsterer als "Giftgrün", ist in der "Eisbachklinik" angesiedelt, einer Uniklinik mit gnadenlos hierarchischen Strukturen und dem üblichen gnadenlosen Stress. Eine wichtige Rolle spielen außerdem ein am Lionsclub orientiertes Frauen-Netzwerk, in dem es gar nicht immer frauensolidarisch zugeht und - Experimente mit berauschenden Pilzen. Plecher hatte ihr Manuskript halb fertig, als ihr ein befreundeter Psychiater begeistert von seinen eigenen Erfahrungen mit der therapeutischen Wirkung von "Pilzreisen" erzählte. Sie war so gefesselt, dass sie einen großen Teil ihres Textes wegwarf und von neuem zu schreiben begann. Wie fatal der Genuss solcher Zauberpilze sich allerdings auswirken kann, liest sich fabelhaft in Martin Suters "Die dunkle Seite des Mondes". Die Verfilmung des Buches ist derzeit im Kino zu sehen. Suters Roman spielt übrigens bei der Auflösung des Falles in "Isarlauf" eine nicht unerhebliche Rolle.

Bettina Plecher, die unter einem Pseudonym schreibt, arbeitete nach ihrem Studium der Klassischen Philologie und Germanistik als Fremdsprachenassistentin, Lehrerin und Schulbuchautorin in Yorkshire, Würzburg und München. Als ihre beiden Kinder noch klein waren, legte sie zehn Jahre Pause als Lehrerin ein. In dieser Zeit entstanden in ihrem Schreibstübchen im Wintergarten des Hauses in Gern die beiden Krimis. Seit diesem Schuljahr unterrichtet sie wieder in Teilzeit, Latein und Deutsch. Dennoch möchte sie weiter schreiben, neue Mordgeschichten für Quast und May erfinden. Noch fehlt ihr eine zündende Idee fürs nächste Buch - "ich muss mich mal wieder mit meinem Bekannten, dem Toxikologen, unterhalten", lacht sie. Aber inzwischen macht ihr ja auch ihr Kaminkehrer Vorschläge, wie man Menschen fantasievoll um die Ecke bringen könnte.

Bettina Plecher liest beim Münchner Krimifestival am Sonntag, 10. April, im Klinikum Rechts der Isar aus "Isarlauf", erschienen im Rowohlt-Taschenbuchverlag. Der Kartenvorverkauf läuft bereits.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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