Neues Konzept für München:Der Schrannenhallen-Viktualienmarkt

Da sich die Pläne der Stadt und der Hammer-AG ergänzen, könnte der Viktualienmarkt bald bis in die Schrannenhalle ausgeweitet werden.

Astrid Becker

Schrannenhalle und Viktualienmarkt - bislang zwei völlig getrennte Welten. Doch dies könnte sich nun ändern: Es gibt offenbar Pläne, den Traditionsmarkt bis in die Halle auszuweiten. Oberbürgermeister Christian Ude hält derartige Konzepte jedenfalls für "äußerst wünschenswert". Bereits seit längerem wird ohnehin hinter den Kulissen an einem "Generalplan" gearbeitet, der die Zukunft der städtischen Märkte, allen voran des Viktualienmarktes, regeln soll. Gleichzeitig hat sich die Münchner Hammer AG das Erbbaurecht der Schranne gekauft - und will sich damit wohl auch dem Thema "Lebensmittel" widmen.

Schrannenhalle

Die Schrannenhalle könnte bald Heimat für Stände vom Vikatualienmarkt werden.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

"Es ist die Ironie der Geschichte, dass die CSU einst den Weltuntergang angekündigt hat, wenn Lebensmittel in der Halle feil geboten werden und ihr eigener Schatzmeister nun derartige Pläne verfolgt", spottet Ude im Gespräch mit der SZ. Denn besagter Schatzmeister ist eben Hans Hammer, Hauptaktionär der Hammer AG. In seiner Rolle als Unternehmer hatte er sich Ende des Jahres über Tochterfirmen das Erbbaurecht der Halle gekauft. Ein Sprecher des Unternehmens hat nun Gerüchte bestätigt, dass sich sein Konzept für die Halle "im Großen und Ganzen um Lebensmittel" drehen werde.

Auch Hammer selbst hatte bereits im Vorfeld davon gesprochen, dass es "Handel, Gastronomie, Kultur und eine Touristenattraktion" geben werde. Details will er aber erst heute in einer Pressekonferenz bekanntgeben. Die Stadtspitze scheint für Hammers Ideen jedenfalls offene Ohren zu haben, wenngleich der OB von einem fertig ausgearbeiteten Konzept noch nicht sprechen will: "Das wäre zu viel, es gibt Vorschläge, und diese sind für den Stadtrat akzeptabel." Eine Ausweitung des Viktualienmarktes in die Halle nannte er allerdings ausdrücklich "erwünscht": "Ein Publikumsmagnet profitiert doch davon, wenn es nebenan einen weiteren Magneten gibt."

Hammers Pläne kommen der Stadt jedoch auch noch aus anderen Gründen zupass. Weil die Stände der Händler auf dem Traditionsmarkt nicht mehr den Anforderungen an Hygiene, Warenpräsentation, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie an die Logistik gerecht werden, erarbeitet das zuständige Kommunalreferat derzeit einen "Generalplan", der die städtischen Münchner Märkte für die Zukunft rüsten soll. Dabei geht es auch um gestalterische Fragen. So soll mit dem "Planenwildwuchs" aufgeräumt werden: "Wir wollten hier keine Einzelfallentscheidung, sondern eine einheitliche Lösung, die für alle gleichermaßen verbindlich ist", so Ude.

"Stände platzen aus allen Nähten"

Diese Politik hat jedoch bereits ein erstes "Opfer" gefordert: Das Kultcafé "Nymphenburg Sekt" wird es in der bislang bestehenden Form ab 1. April wohl nicht mehr geben. Die Kellerei hat den Vertrag mit der Familie Glöckle nicht mehr verlängert: "Auf Drängen der Stadt werden wir das Café zurückbauen. Es soll nur mehr das einstige Standlhäuschen und ein paar Markisen geben" sagt Kellerei-Geschäftsführer Wilhelm Seiler. Wegen dieser Neuausrichtung habe man sich auch entschieden, das Objekt nicht mehr, wie bisher der Familie Glöckle zu überlassen, sondern Antje Augstburger und Florian Lechner vom "Moarwirt" in Hechenberg.

Viktualienmarkt

Der Viktualienmarkt könnte bis in die leerstehende Halle ausgeweitet werden.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Nach dem Umbau sollen sie das Traditionscafé Mitte Mai wiedereröffnen. Ude nannte die Entscheidung der Kellerei einen "Vorgriff": "Wir wissen doch noch gar nicht, wie der Generalplan aussehen wird." Dass dieser Generalplan in Zusammenhang mit der Schranne und ihrer künftigen Ausrichtung stehe, will der OB so allerdings nicht verstanden wissen, aber: "Es ist doch absurd, dass die Stände auf dem Viktualienmarkt aus allen Nähten platzen, während die Halle selbst leersteht."

Der Stadtrat hat jedenfalls am gestrigen Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung bereits ein Stück Wegs für die Ausweitung des Marktes in die Halle geebnet: Das Plenum beschloss, das Vorkaufsrecht der Stadt auf die Halle nicht auszuüben und gegen den Übergang des Erbbaurechts auf die Hammer AG keinerlei Einwände zu erheben. Einen Haken hat das Ganze trotz allem noch. Hans Hammer müsste sich dafür mit dem niederbayerischen Bauunternehmer Günther Karl einigen.

Jener besitzt nicht nur fast alle Forderungen der Halle und ist ihr derzeitiger Mieter, sondern hat zudem noch Insolvenzantrag über das Vermögen der bisherigen Erbpachtnehmerin Schrannenhalle GmbH & Co. KG gestellt. Ob sie das Erbbaurecht überhaupt verkaufen hätte dürfen, muss nun juristisch geklärt werden. Eine Entscheidung wird erst für Ende Februar erwartet. Hammer kann derzeit also Konzepte entwickeln, von denen die Stadt begeistert ist - diese aber ohne den Niederbayern Karl nicht verwirklichen. Eine Einigung der beiden Männer scheint bislang nicht in Sicht.

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