Neuerungen ab 2006:Das Leben wird teurer

Die Stadtwerke lassen nichts aus: Strom, Erdgas, Fernwärme, Wasser - sämtliche Preise steigen zum Jahreswechsel. Kritiker halten die Erhöhungen für weit überzogen.

Dominik Hutter

Am stärksten zieht der Gaspreis an, um durchschnittlich 8,5 Prozent. Das Plus beim Strom beträgt 3,5, bei der Fernwärme 4 und beim Wasser 6,6 Prozent. Vor allem das Monopol-Produkt Gas sei überteuert.

Neuerungen ab 2006: Gas wird 2006 deutlich teurer.

Gas wird 2006 deutlich teurer.

(Foto: Foto: dpa)

Start der Preisschrauben-Orgie ist schon am 1. Januar, übermorgen also. Von diesem Termin an kostet das Gas für Herd und Therme 0,44 Cent mehr - macht dann 5,53 Cent pro Kilowattstunde. Der Durchschnittshaushalt (Jahresverbrauch 1700 Kubikmeter) muss somit laut Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser 95,47 Euro pro Monat an das Versorgungsunternehmen überweisen. 7,45 Euro mehr als jetzt.

"Damit haben wir nicht einmal die Erhöhung unserer eigenen Bezugskosten komplett an den Kunden weitergegeben", versichert Mühlhäuser und verweist auf das Gutachten eines Wirtschaftsprüfers, demzufolge die Gewinnmarge der Stadtwerke bei Gas nur 0,29 Prozent betrage.

Niedrigere Preise denkbar - aber Markt lässt Teuerung zu

Hintergrund der hohen Gaspreise ist eine immer wieder kritisierte Vertragsvereinbarung zwischen den deutschen Gas-Importeuren und den Förderländern: die so genannte Ölpreisbindung, die die Preisschwankungen beim Rohöl mit halbjähriger Verzögerung auf die Gastarife überträgt. Rohöl ist seit Anfang vergangenen Jahres um mehr als 80Prozent teurer geworden.

Beim Strom verläuft Mühlhäusers Argumentation ähnlich: Wegen der hohen Rohstoffpreise für Kohle und Gas stiegen die Strom-Großhandelspreise für 2006 stark an. Diese Erhöhung werde nun an die Kunden weitergegeben. Dabei orientiere man sich an zwei Zielen: dem Anspruch, im nächsten Jahr Münchens günstigster Anbieter zu sein - und den Preisen, die der Markt hergibt.

"Wir wollen uns am Markt messen", lautet Mühlhäusers Credo, und eines lässt sich aus seinen Worten deutlich heraushören: Theoretisch wären niedrigere Strompreise denkbar - schließlich produzieren die Stadtwerke ihre Energie zu 90 Prozent in eigenen Kraftwerken. Der Markt lässt aber höhere Preise zu. Immerhin: "Wir liegen immer noch erheblich unter dem, was bundesweit erhöht wird."

Das Leben wird teurer

Stromgelder sollen Defizite an anderen Stellen ausgleichen

Über die Gewinnspanne beim Strom wollte Mühlhäuser keine konkreten Auskünfte geben. Klar ist aber: Selbstverständlich schreibt der Versorgungsbereich pechschwarze Zahlen. Das Geld dient, neben einer millionenschweren Ausschüttung an die Stadt, zum Ausgleich des Defizits bei Bädern, Verkehrsbetrieben und künftig auch Olympiapark.

"M-Strom" kostet den Münchner Durchschnittshaushalt (Jahresverbrauch 2500 Kilowattstunden) künftig 43,03 Euro (bei "M-Kompakt" 41,74). 1,45 Euro (1,51) mehr als bisher.

Beim Wasser steigt die durchschnittliche Monatsrechnung um 74 Cent auf 11,64 Euro. Schuld an dieser Steigerung sind laut Mühlhäuser die Investitionen in die Modernisierung und Erneuerung des Trinkwassernetzes. Allein die neue Leitung ins Mangfalltal habe 180 Millionen gekostet.

Endverbraucher legt 100 Prozent drauf

Die Erhöhung bei der Fernwärme verläuft nach Stadtwerke-Angaben turnusgemäß - sie sei in den Verträgen mit den Hauseigentümern seit langem festgeschrieben. Den Normal-Münchner erreicht sie erst in Form der Nebenkostenabrechnung. 4 Euro pro Monat mehr, schätzt Mühlhäuser.

Der "Bund der Energieverbraucher" kritisiert die Erhöhungen als "nicht nachvollziehbar". Das von den Stadtwerken gerne angeführte Gutachten zu den Gaspreisen sei mangels konkreter Daten nicht aussagekräftig. Tatsächlich seien in den vergangenen Jahren bundesweit die Gaspreise der Privathaushalte stärker angestiegen als die Einkaufspreise der Versorger - und das auch noch bei einem überhöhten Ausgangsniveau.

Nach Berechnungen von CSU-Stadtrat Marian Offman steigen die Gaspreise auf dem Weg vom Importeur zu den Stadtwerken um das 3,5-Fache. Der Endverbraucher lege dann aber nochmal gut 100 Prozent drauf. "Und da wird laut Mühlhäuser nichts verdient."

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