Neuer Nockherberg-Redner gesucht:"Ich hätte gerne weitergemacht"

Kabarettist Django Asül wird als Nockherberg-Redner abberufen - Paulaner möchte zurück zu Bruder Barnabas.

Christian Mayer

Es war ein kurzes Gastspiel, aber eines, das im Vorfeld und auch danach für einigen Wirbel sorgte: Django Asül war als Derblecker beim Starkbier-Anstich auf dem Nockherberg im März 2007 der Mann des Tages.

Der Kabarettist teilte ordentlich nach allen Seiten aus, wie es sich für einen Bußprediger gehört, auch wenn er den Habit des Bruder Barnabas für seinen Auftritt ablehnte. Und so mancher Politiker wirkte reichlich bemüht beim Versuch, dem umjubelten Auftritt in Anwesenheit zahlreicher Kamerateams ein Lächeln abzugewinnen.

"Wir wollen wieder einen traditionellen Fastenprediger"

Es ist ein Versuch geblieben, auch für Django Asül, der 2008 von einem anderen Redner abgelöst wird. "Wir wollen wieder einen traditionellen Fastenprediger, der eine Mönchskutte trägt - uns geht es darum, den Bruder Barnabas als Figur wieder zurückzuholen", sagt Paulaner-Geschäftsführer Andreas Steinfatt.

Die Entscheidung habe keineswegs etwas mit der Person von Django Asül zu tun. Und dass sich einzelne Politiker nach der Veranstaltung über den robusten Auftritt des niederbayerisch-türkischen Kabarettisten bei Verantwortlichen der Schörghuber-Gruppe beschwert hätten, will Steinfatt weder bestätigen noch dementieren: "Davon weiß ich nichts."

Der geschasste Starkbier-Redner selbst gibt sich zurückhaltend. "Natürlich bin ich traurig, ich hätte auch gerne weitergemacht. Aber zwischen mir und der Paulaner-Brauerei bleibt das Verhältnis gut", sagt Django Asül. Er klingt selbstbewusst, wenn er hinzufügt, "dass ich am Nockherberg ja überhaupt nicht gescheitert bin - die Reaktionen beim Publikum waren sehr gut".

Der Kabarettist sieht sich nach den Kritiken bestätigt in seinem Stil. Verbiegen wollte er sich für seinen Auftritt ohnehin nicht: Die Rolle eines feingeistigen Mönchs, der eher behutsam-ironisch mit den Honoratioren im Saal umgeht, passte eher zu Bruno Jonas, nicht aber zu ihm.

Nach einem klärenden Gespräch am Donnerstagmittag mit Steinfatt und Schörghubers Kommunikationschef Holger Lösch versucht der 35-Jährige Deggendorfer seinen Abgang positiv zu deuten: "Der Nockherberg ist doch die größte Ehre, die einem bayerischen Entertainer zuteil werden kann - und ein Punkt in meiner künstlerischen Vita, auf den ich besonders stolz bin."

Django Asül hatte bei seiner Salvator-Rede vor allem einige CSU-Politiker attackiert, und nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Derbleckens kamen die persönlichen Kränkungen eher in Nebensätzen oder in der Gesichtsfarbe zum Ausdruck. "Ich glaube aber nicht, dass ich zu hart war - der Nockherberg ist schließlich kein Kindergeburtstag."

CSU-Generalsekretär Markus Söder musste besonders viel einstecken, er wurde von Django Asül auf die "Schleimspur" gesetzt und wirkte auch Stunden nach dem Auftritt noch aschfahl. Auch Peter Ramsauer, "das Ochsenluder der CSU", war offenbar nicht nur amüsiert - Zufall oder nicht, dass er die Veranstaltung vorzeitig verlassen musste.

Höchststrafe für Westerwelle

Nur Horst Seehofer, der sich wegen seiner Privatangelegenheiten einiges anhören musste, äußerte sich im Anschluss an die Rede erstaunlich milde, während Guido Westerwelle vor allem deshalb leicht angesäuert war, weil er in der Rede gar nicht erwähnt wurde - die Höchststrafe des Derblecktwerdens.

Auch aus Kreisen der Nockherberg-Darsteller war nach Django Asüls Auftritt zu hören gewesen, dass einige Politiker wohl doch pikiert waren - entgegen allen offiziellen Verlautbarungen. So hoch schlugen die Wogen, dass im Bayerischen Fernsehen Tage später noch einmal über den Auftritt diskutiert wurde - Markus Söder gab hier den verständnisvollen Kabarettfreund, während Oberbürgermeister Christian Ude den Auftritt von Asül noch einmal lobte.

Ganz gleich, ob nun hinter den Kulissen die Ablösung des Kabarettisten betrieben wurde oder nicht: Der Nockherberg braucht jetzt einen Ersatz. "Wir haben uns schon umgeschaut, es gibt erste Gespräche mit Kandidaten, aber bis zu einer Entscheidung ist es noch ein weiter Weg", sagt Andreas Steinfatt.

Einer dürfte wohl auf keinen Fall zur Verfügung stehen: Bruno Jonas hatte nach drei Auftritten einen Rückzieher gemacht, obwohl ihn die Brauerei unbedingt halten wollte. Nun suchen Steinfatt & Co. wohl einen Kandidaten, der einen Mittelweg beschreitet, nicht zu derb ist, aber nach dem furiosen Django Asül in der Wucht der rhetorischen Nackenschläge auch nicht zu sehr nachlässt.

Einer dürfte übrigens auch etwas enttäuscht sein, und das ist der ehemalige Paulaner-Chef Peter Kreuzpaintner. Er war es vor allem, der sich für Django Asül stark gemacht hatte. Beim Starkbier-Anstich 2007 fehlte er krankheitsbedingt, bald darauf ging er in Ruhestand. Auch das war ein kleiner Hinweis darauf, dass Django Asül keine Hausmacht mehr hatte.

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