Neuer Modepreis:Lust auf Laufsteg

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Einst galt München als Modestadt - ein neuer Preis soll helfen, den alten Glanz wieder aufleben zu lassen

Von Franziska Gerlach

Preise zu verleihen, ist für einen Bürgermeister Routine. Laudatio, Urkunde, Hand schütteln. Am 23. Februar wird Josef Schmid (CSU), Bürgermeister und Leiter des Wirtschaftsreferats, das wieder einmal tun. Er wird im Saal des Alten Rathauses den Münchner Modepreis vergeben. Doch es geht um mehr: zum einen um das erklärte Ziel, junge Talente zu fördern. Zum anderen, und das ist als Botschaft nicht zu unterschätzen, soll der neue Preis auch die Bedeutung eines Wirtschaftszweiges demonstrieren, um dessen Ansehen es schon besser stand. "Der Modepreis ist ein Zeichen, das man nach außen setzt", sagt Klaus Peter Rupp, kulturpolitischer Sprecher der SPD im Stadtrat. Ein Signal, dass München bei der Mode weiter mitreden will.

Dass es die Politik ist, die sich für Mode engagiert, das will schon etwas heißen, gerade in Deutschland, wo in der Vergangenheit allenfalls mal ein tiefer Ausschnitt am Kostüm der Bundeskanzlerin politisch Aufsehen erregte. Die Idee eines Münchner Modepreises, der zur Designmesse Munich Creative Business Week vergeben wird, stammt von der SPD - man wollte "etwas Eigenes für Modeschaffende", wie Rupp erläutert. Das Projekt ist zunächst auf sechs Jahre befristet, danach werde es evaluiert, heißt es beim Referat für Arbeit und Wirtschaft. Für die drei Veranstaltungen in den Jahren 2016, 2018 und 2020 stellt die Stadt Mittel in Höhe von 786 180 Euro bereit - inklusive Modenschau. Der erste Platz ist mit 10 000 Euro dotiert. Der zweite und dritte Gewinner erhalten 7000 Euro und 3000 Euro. Beim Publikumspreis (2000 Euro) stellen Innenstadt-Geschäfte Outfits von jungen Designern aus, die Münchner können dann ihren Favoriten wählen.

Marken wie Escada sind in München immer noch vertreten, aber früher war mehr Modeglamour, etwa...

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(Foto: dpa)

...mit städtischer Männermode,...

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(Foto: Fritz Neuwirth)

...Modemacherin Jil Sander und...

...Rudolph Moshammer, der auch mal mit einem Gepard zu Veranstaltungen erschien.

Der neue Preis wirft aber auch die alte Frage auf, wo München steht, wenn es um die Mode geht. Denn ein solcher Preis wurde an der Isar schon einmal vergeben. Zur Münchner Modewoche holte man sich einst renommierte Designer wie Valentino, Jil Sander oder Gianfranco Ferré in die Stadt, die dann als Preisträger die Schauen mit ihren Kollektionen eröffneten. Zu ihren besten Zeiten, in den Achtzigerjahren, lockte die glamouröse Messe zweimal pro Jahr etwa 50 000 Besucher an, später waren es deutlich weniger, 1996 wurde sie schließlich eingestellt. Man erklärte das gerne mit einer allgemeinen Krise der Textilbranche und den veränderten Ansprüchen der Modeschaffenden selbst, die ihre Kollektionen lieber in einem intimen Show-Room zeigten statt auf einer trubeligen Messe.

Heute trifft sich die Branche in der Hauptstadt. Die Berliner Fashion Week ist eine große Sause, in zwei Wochen findet sie wieder statt. Der Laufsteg München hingegen ist nicht mehr. Zwar gibt es an der Isar mit Escada, Bogner und Talbot Runhof Labels von internationaler Relevanz, dazu das Orderzentrum MOC, die Stoffmesse Fabric Start und mehrere Modeschulen. Dennoch ist man sich im Rathaus durchaus im Klaren darüber, dass etwas Imagepflege nicht schaden kann. "München ist nach wie vor eine Modestadt, es kann aber noch was getan werden", sagt SPD-Politiker Rupp.

Escada bringt aus München weiterhin Farbe in die Modewelt. (Foto: Stephan Rumpf)

Eine Neuentdeckung, ein hoffnungsfroher Stern am Modehimmel, das fehlt der Stadt. Vor allem die kleinen Labels, die Berufsanfänger, die in Kleinstauflagen schneidern, tun sich schwer. Denn wer sich als Designer etablieren möchte, muss gesehen werden - und das ist bei den Mietpreisen in der Stadt eine echte Herausforderung. Anders als der alte Modepreis richte sich der neue daher an den Nachwuchs, sagt Rupp, "als Fortsetzung in dem Sinne ist das also nicht zu verstehen". Auch wenn sich das Ereignis trotzdem ein bisschen an der früheren Modewoche wird messen lassen müssen.

Zum Wettbewerb zugelassen sind die Absolventen der Akademie Mode & Design (AMD), der Deutschen Meisterschule für Mode und der Mediadesign Hochschule (MD.H). Ende November fand die Vorauswahl an den Münchner Ausbildungsinstituten statt, die neun Besten werden nun von einer Fachjury bewertet - und die ist glänzend besetzt. Neben der Münchner Modedesignerin Doris Hartwich, LMU-Professorin Barbara Vinken, Susan Wrschka, Senior Designerin bei S. Oliver, und Daniel Wingate, Fashion Director bei Escada, begutachtet auch Christiane Arp die eingereichten Entwürfe. Die Chefin der deutschen Vogue hat bereits in den vergangenen Jahren in ihrem auf der Berliner Fashion Week abgehaltenen "Vogue Salon" vielversprechenden Talenten eine Bühne geboten, damit sie sich vor Publikum präsentieren können. Arp ist in Deutschland so etwas wie die Grande Dame der Mode, und ihr die eigenen Kreationen zu zeigen, das ist schon eine Ehre, wenn man neu am Markt ist.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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