Neuer Leiter:Von Kleinunfällen zu Mord

Neuer Leiter: Die Mordkommission habe "große Strahlkraft", sagt Josef Wimmer. Aber dort wartet auch viel Arbeit auf den neuen Leiter.

Die Mordkommission habe "große Strahlkraft", sagt Josef Wimmer. Aber dort wartet auch viel Arbeit auf den neuen Leiter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Josef Wimmer gibt seinen Einstand im Präsidium

Von Martin Bernstein

Diese Augen. Ein wenig erinnern sie an die des Schauspielers Hugh Grant. Was lediglich ein nettes Detail am Rande wäre, würden sie einfach nur so unverschämt blau strahlen. Doch diese Augen blicken auch bemerkenswert offen, interessiert, neugierig. Wie viel Wissbegierde hinter diesen Augen steckt, das werden in den nächsten Jahren möglicherweise die schlimmsten der schlimmen Kriminellen herausfinden, die Mörder und Totschläger. Denn für sie ist Josef Wimmer, 37, seit Anfang Oktober zuständig. Am Freitag gab der Kriminaloberrat seinen offiziellen Einstand im Präsidium. "Frei herumlaufende Mörder: Gibt es etwas Schlimmeres?", fragt er rhetorisch.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der neue Leiter der Münchner Mordkommission besonders lange mit frei herumlaufenden Mördern zu tun haben wird, ist gering. Unter Wimmers Vorgänger Markus Kraus sowie während der Monate, in denen Wimmers Stellvertreter Herbert Linder das Kommissariat 11 leitete, wurden alle Münchner Tötungsdelikte noch in diesem Jahr aufgeklärt. Meistens, so Wimmer, handle es sich ja um Beziehungstaten. Deshalb beträgt die Aufklärungsquote der Münchner Kriminalpolizei in diesem Bereich nahezu hundert Prozent - manchmal liegt sie auch darüber. Dann nämlich, wenn alle aktuellen Täter ermittelt werden können und dazu noch ein paar "Altfälle" aufgeklärt werden.

Einen dieser Altfälle nennt Wimmer spontan "einen Stachel, der sitzt". Der Isarmord an Domenico L., begangen vor mehr als vier Jahren am 28. Mai 2013. Der Täter hinterließ Blutspuren mit seiner DNA, doch bis heute konnte er nicht identifiziert werden. Allzu große Hoffnungen, dass das so bleiben wird, darf sich der Mörder freilich nicht machen. Die knapp 30 Beamten der Münchner Mordkommission würden den Fall immer wieder neu beleuchten, verspricht Wimmer. Und irgendwann...

Im zarten Alter von zehn Jahren kam Wimmer zum ersten Mal mit einem Gewaltverbrechen in Berührung, zum Glück nur als Fernsehzuschauer. Der Mord an dem Schauspieler Walter Sedlmayr bewegte damals die Familie. Dass er einmal selbst auf dem Stuhl des Ermittlers Josef Wilfling sitzen würde, hat der Bub aus dem Landkreis Rosenheim damals sicher nicht geahnt. Und wohl auch noch nicht, als er zehn Jahre später selbst Polizist wurde. Seine Abschlussarbeit an der Fürstenfeldbrucker Polizeihochschule schrieb Wimmer über ökonomische und rechtliche Aspekte bei der polizeilichen Erfassung von Kleinunfällen. Das wurde dann zunächst auch Wimmers Metier, erst als stellvertretender Dienstgruppenleiter bei der Hohenbrunner Autobahnpolizei, schließlich - nach einem Umweg übers Betrugsdezernat - als Chef der Verkehrsanzeigen-Inspektion. Außerdem war Wimmer für die Informationsbeamten der Münchner Polizei zuständig, das Kommunikationsteam, das etwa am Rand von Demonstrationen erklären soll, was da gerade passiert.

Auf den neuen Posten hat Wimmer sich aktiv beworben. Die Mordkommission habe eben eine "große Strahlkraft". Aber auch viel Arbeit. In den vergangenen Jahren seien die Anforderungen an die Ermittler immer größer geworden sei. "Zur realen Welt ist zunehmend die virtuelle Welt dazugekommen", sagt Wimmer. Eine fesselnde Herausforderung, die er "mit einem Schuss Demut" angehen werde.

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