Neuer Gründungsdirektor:Nerdinger leitet NS-Dokuzentrum

Die Personalquerelen um das im Bau befindliche NS-Dokumentationszentrum in München haben ein Ende. Architekturprofessor Winfried Nerdinger wird neuer Gründungsdirektor. Er gilt als exzellenter Kenner der NS-Geschichte.

Der Münchner Stadtrat hat einstimmig beschlossen, den 67 Jahre alten Architekturprofessor Winfried Nerdinger zum neuen Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrum in München zu ernennen. Nerdinger, der noch bis September eine Professur für Architekturgeschichte an der Technischen Universität München (TUM) innehat, soll das Haus bis zu seiner Eröffnung voraussichtlich im Sommer oder Herbst 2014 leiten und federführend die Entwicklung des Ausstellungskonzeptes betreuen.

Von der ersten Gründungsdirektorin Irmtrud Wojak hatte sich die Stadt im November 2011 überraschend getrennt. Bei der offiziellen Vertragsauflösung war von "nachhaltig unterschiedlichen Auffassungen" zwischen der Historikerin und den beratenden Gremien über "die Ausrichtung, die Inhalte und die Funktion des NS-Dokumentationszentrums" die Rede. Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers sagte, die Trennung von Wojak werde keinen "Schatten" hinterlassen. Man sei im Zeitplan, und das Ausstellungskonzept sei auf einem guten Weg. Dabei gehe "Sorgfalt vor Schnelligkeit", betonte Küppers.

Nerdinger war von Beginn an Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des NS-Dokumentationszentrums, das zur Zeit auf dem Gelände des früheren "Braunen Hauses", der NS-Parteizentrale am Königsplatz, entsteht. Er gilt als exzellenter Kenner der NS-Geschichte in München. Zudem gehörte er den wissenschaftlichen Beiräten der Europarat-Ausstellung "Art and Power - Europe under the Dictators" in London, Berlin und Madrid und der Ausstellung "Macht und Monument" in Frankfurt am Main an. An der Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Dachau wirkte er ebenfalls im wissenschaftlichen Beirat mit.

Das schon Jahrzehnte geplante NS-Dokuzentrum in der einstigen "Hauptstadt der Bewegung" soll kein Museum, sondern ein Lern- und Erinnerungsort werden. Die Besucher, vor allem Schulklassen, sollen sich, sagt Küppers, mit der "in die Zukunft gerichteten" Frage befassen: "Was geht mich das an?". Dabei könne es etwa um Aspekte der Ausgrenzung gehen und die Einsicht, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei und immer wieder neu erkämpft und gestaltet werden müsse. Die Stadt erwartet zwischen 150.000 und 200.000 Besucher pro Jahr.

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