Neuer Film von Gerhard Polt:Hitler und die Dilettantenorgie

Der "Oarsch aus Braunau" liebt Prinzregententorte: Gerhard Polt präsentiert in München seinen neuen Film "Und Äktschtn!", in dem ein Amateurfilmer einen skurril-banalen Streifen über Adolf Hitler dreht. Die Provinz ist hier Provence - und der Polt'sche Sarkasmus macht vor gar nichts halt.

Von Beate Wild

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(Foto: Robert Haas)

Der "Oarsch aus Braunau" liebt Prinzregententorte: Gerhard Polt präsentiert in München seinen neuen Film "Und Äktschtn!", in dem ein Amateurfilmer einen skurril-banalen Film über Adolf Hitler dreht. Die Provinz ist hier Provence - und der Poltsche Sarkasmus macht vor gar nichts halt. Am Donnerstagabend feierte "Und Äktschn!", der neue Film von Gerhard Polt (der ab 6. Februar in den Kinos läuft) im City Kino in München Deutschlandpremiere. Wer über den roten Teppich flanieren wollte, musste dort erst einmal an einem Sex-Shop mit eindeutiger Auslage vorbei. Für Gerhard Polt kein Problem - da ist ihm der rote Teppich und das Brimborium, das um seine Person gemacht wird, wohl mehr zuwider als ein paar Sexspielzeuge im Schaufenster. Vor den Kameras scherzte er mit seinen Co-Schauspielern Gisela Schneeberger und Maximilan Brückner.

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(Foto: Pressebilder / oh)

"Adi, meinst net wir sollten heute vielleicht zum Chiemsee rausfahren, is so schön heut'?", sagt Eva Braun zu ihrem Adolf, so wie es nur Gisela Schneeberger sagen kann. Die Frau, die schon so oft mit Gerhard Polt gedreht hat, dass man sich einen Polt-Film ohne sie eigentlich gar nicht vorstellen kann. Die Szene spielt in einem Café. Der Amateurfilmer Hans Pospiech, gespielt von Gerhard Polt, will einen Film über Adolf Hitler drehen und den Diktator ganz privat zeigen.

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(Foto: Pressebilder / oh)

Adolf Hitler (gespielt von Robert Meyer) antwortet für einen Diktator eigentlich viel zu brav: "Mein liebes Tschapperl, Du hast ja Recht. Aber die derzeitige Lage in Europa lässt mich nicht frei und ungezwungen einfach herumspazieren." Dann entspinnt sich eine Diskussion über Kuchen und man erfährt, dass der Führer am liebsten Prinzregententorte isst.

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(Foto: Pressebilder / oh)

In "Und Äktschn!" geht es um den Hobbyfilmer Pospiech, der einen von der örtlichen Sparkasse ausgelobten Kulturpreis gewinnen will und sich deshalb in den Kopf setzt, einen Film über Adolf Hitler als Privatmann zu drehen. Also quasi über Hitler bevor er Hitler, der Führer, wurde.

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Pospiechs größter Konkurrent im lokalen Amateurfilmclub ist Direktor Nagy (Nikolaus Paryla), ein missgünstiger Immobilienmakler, der Pospiech ständig ins Handwerk pfuscht.

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Bei den Dreharbeiten wird Pospiech unterstützt von seinem Neffen Alfons Pospiech (Maximilian Brückner). Die beiden ergeben ein kongeniales Dilettanten-Duo und haben bei der Premierenvorstellung stets die Lacher auf ihrer Seite.

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(Foto: Pressebilder / oh)

Überhaupt: Der Dilettantismus. Der hat es Polt angetan. Bei der Präsentation nach der Filmvorführung sagt er voller Wonne: "Wir haben eine Dilettantenorgie abgeliefert." In der Szene auf dem Bild werden Pospiech und seine Schauspieler gerade von Polizeibeamten in seiner Garage überrascht, als sie dabei sind, die Trauung zwischen Eva Braun und Adolf Hitler nachzuspielen.

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(Foto: Robert Haas)

Wenn man Gisela Schneeberger und Gerhard Polt so zusammen sieht, weiß man plötzlich, was man so lange vermisst hat. Zehn Jahre ist es her, dass Polt seinen letzten Film gedreht hat. In den Achtzigerjahren feierte der Kabarettist mit Filmen wie "Kehraus" und "Man spricht deutsh" große Erfolge. In den vergangenen Jahren hat sich Polt vor allem auf Live-Auftritte konzentriert, oft zusammen mit den Well-Brüdern, vor der Auflösung die Biermösl Blosn.

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Hier castet Amateurfilmer Pospiech gerade den Hitler-Schäferhund Blondie. Seine zerknitterte Existenz eines Versagers, der nach der Trennung von der Ehefrau noch in deren Garage haust, ist eine typische Polt-Figur. Kritiker des neuen Films könnten jetzt einwenden, dass sich die Figuren bei Polt seit den Achtzigern nicht weiterentwickelt haben und die Filme immer noch genauso aufgebaut, in Szene gesetzt und geschnitten sind wie damals. Also für von Musikvideos verwöhnte Augen viel zu langsam daherkommen und eben diese zeitgemäße "Action" vermissen lassen. Doch ist es nicht genau das, was wir an Polt lieben?

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(Foto: Pressebilder / oh)

Eine großartige Figur bei "Und Äktschn!" ist auch der Sparkassen-Filialleiter Faltermeier (Michael Ostrowski). Ein Schlitzohr, das Gutes im Schilde führt. Er ist es, der den Kulturpreis auslobt, für den Pospiech sich bewirbt. Allerdings ist der Kulturpreis nur ein Trick, den Faltermeier sich einfallen lässt, um die Bilanzen seiner Filiale wieder auf Vordermann zu bringen. Den Preis muss der gewinnen, der den größten Schuldenberg hat. Und das ist: Pospiech.

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(Foto: Pressebilder / oh)

Vor allem die vielen liebevollen Details des Films dürften einen echten Polt-Fan glücklich machen. Etwa wenn Pospiech stammelt: "Ich habe eine lückelose Kindheit hinter mich gebracht. Dann bin ich eingegangen. Äh, eine Ehe eingegangen." Oder wenn Pospiech auf dem Handy einen Anruf seiner Ex-Frau erhält und das Bild eines tollwütigen Wolfs aufleuchtet.

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Das Publikum bei der Premiere juchtzt auch vor Vergnügen, wenn Pospiech erklärt: "Wir sind nicht Provinz, sondern Provence". Oder wenn er vom "GröFaZ" spricht, vom Größten Führer aller Zeiten.

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Der Musikalien-Händler Fleischbauer, der bei Pospiech den Hitler spielt, darf den Diktator dann auch als "Oarsch aus Braunau" bezeichnen - und bei wichtigen Szenen verrutscht ihm ständig sein aufgeklebtes Hitler-Bärtchen.

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(Foto: Pressebilder / oh)

Als Gipfel Poltscher Bissigkeit kann man dann wohl auch die Wahl des Titelsongs verstehen: "An Tage wie diesen" von den Toten Hosen - allerdings als gemütliche Blasmusik-Version. Nach der Premiere lädt Polt die Gäste noch zu "Leberkas" ein. "Der Dilettantismus hat Zukunft" - das ist das Poltsche Motto. Es zieht sich bis zum Catering durch.

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