Neuer Film:Bully und seine Buddies

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„Das Kapitel Bully ist noch nicht abgeschlossen“: Rick Kavanian, Michael Herbig und Christian Tramitz bei der Premiere am Sonntagabend. (Foto: Robert Haas)

Michael Herbig hat wieder einen Film mit Rick Kavanian und Christian Tramitz gedreht - die Vorstellung im Mathäser gerät zum großen Klassentreffen. Über eine sehr bayerische Weltpremiere.

Von Christian Mayer

Ein Klassentreffen ist ja immer eine schöne Gelegenheit, den anderen zu zeigen, dass man noch genauso witzig sein kann wie früher. Und manchmal sogar fast so irre wie damals - sofern man bereit ist, zu seinen postpubertären Schwächen zu stehen. Michael "Bully" Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian, um die sich am Sonntagabend im Mathäser-Kino alles dreht, sieht man die Reife zum Glück kaum an.

Sie wirken erfreulich unerwachsen, auch wenn sie sehr formell im schwarzen Anzug und mit weißem Hemd über den roten Teppich schreiten. Wenn es aber darauf ankommt, können sie sofort in den Slapstick-Modus schalten, so dass man sich unweigerlich fragt: Können diese Männer jemals ihrer gemeinsamen Vergangenheit entkommen? Und wollen sie das?

Nicht wenige Fans denken wehmütig an die Zeit vor 20 Jahren zurück

Bei der sehr bayerischen Weltpremiere von "Bullyparade - der Film" natürlich nicht, schließlich ist das nicht nur ein öffentlich zelebriertes Klassentreffen, sondern eine ganz große Buddy-Beschwörung, eine Herbig-Nostalgie-Nummer, bei der nicht wenige Fans wehmütig an jene Zeit vor 20 Jahren zurückdenken - nicht von ungefähr sind die meisten am roten Teppich in einem Alter, in dem die Erinnerung weit mehr als 20 Jahre zurückreicht.

An eine Zeit also, in der man noch keine sozialen Netzwerke brauchte, um sich unter den Tisch zu lachen: Es gab ja die "Bullyparade". Sie lief bei einem leicht größenwahnsinnigen Privatsender aus Unterföhring. Die Sendung war gerade in ihrer hemmungslosen Spielfreude so irrwitzig respektlos, dass man Freunden und Kollegen die neuesten Gags von Herbig, Tramitz & Kavanian gleich am nächsten Morgen erzählen musste. Eine richtige Münchner Komödienfabrik war das, aus der später zwei der größten Erfolge des deutschen Kinos überhaupt hervorgingen: "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise".

Und heute? "Es ist so schwer geworden, die Leute noch zum Lachen zu bringen", sagt der volkstümliche Musiker Stefan Mross fast schon nostalgisch, "aber Bully muss nur den Finger heben, da gehen die Leute schon ab." Ist Michael Herbig also das Münchner Allheilmittel gegen Trump-Depression und Klima-Krise? Schauspieler Sky Dumont jedenfalls spricht nur mit Hochachtung von Herbig, der im Film mal wieder als Produzent, Regisseur, Hauptdarsteller und Mädchen für alles herhält. Vor allem der Regisseur Herbig wisse genau, wie schwer es ist, vor der Kamera komisch zu sein - "das ist die allerschwerste Übung." Der Gelobte selbst glaubt natürlich an die bleibende Kraft des irren "Bullyparaden"-Humors: "Es war die richtige Entscheidung, diesen Film zu drehen - und nicht irgendeine Fortsetzung", sagt er unmittelbar vor der Premiere. Für die Feier danach mit ein paar hundert Gästen aus dem Filmgeschäft hat die Vintage-Humor-Combo gleich das ganze Seehaus gemietet.

Und was danach kommt? Michael Herbig wird wohl vorerst keine Prinzessinnenkleider mehr anziehen, was ihn eher freut. Christian Tramitz und Rick Kavanian werden weiter Fernsehserien drehen, Synchronrollen sprechen und auf der Kabarettbühne stehen. Ein weiteres Klassentreffen am roten Teppich ist aber wohl nicht auszuschließen. Das glaubt zumindest Christian Tramitz: "Dieses Kapitel mit Bully ist noch nicht abgeschlossen, dazu verstehen wir uns viel zu gut."

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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