Neuer CSU-Abgeordneter:Zu jedem Streit bereit

Michael Kuffer in München, 2017

Michael Kuffer ist stellvertretender Fraktionschef der CSU im Stadtrat. Als Bundestagskandidat im Münchner Süden hat er sich vor allem mit dem Thema Sicherheit profiliert.

(Foto: Robert Haas)

Michael Kuffers Abschied lässt manchen Stadtrat aufatmen

Von Heiner Effern

Leicht gemacht hat sich Michael Kuffer die Zeit im Stadtrat nicht. Wenn es im Regierungsbündnis mit der SPD einen Streit auszufechten galt, schmiss sich der CSU-Fraktionsvize gerne als erster ins Getümmel. Drohte aus seiner Sicht zu viel Harmonie aufzukommen, brach er schon mal einen Streit selbst vom Zaun, um dann kräftig aufs Blech zu hauen. Dabei schonte er - offensichtlich schmerzfrei - weder sich selbst und seine eigene Fraktion noch die Opposition. Die Kuffersche Lust an der Provokation verschärfte sich noch, seit er im Münchner Süden für den Bundestag kandidierte. Kaum ein CSU-Stadtrat dürfte vor einer Wahl so viele heimliche Daumendrücker bei der Konkurrenz gehabt haben. Wenn Kuffer nun nach Berlin wechselt, werden zumindest Opposition und die SPD erleichtert aufatmen. Ihm selbst fällt der Abschied als Stadtrat aber auch schwer. "Ich mache das wahnsinnig gerne." Das Gremium wird in jedem Fall einen Überzeugungstäter verlieren, der seine Linie konsequent und mit Plan durchgezogen hat. Das erkennen hinter vorgehaltener Hand sogar seine Gegner an. Zuletzt hatte er die Sicherheitsdebatte in eine Angstdebatte verwandelt und so auf die Spitze getrieben, dass er schon fast selbst Personenschutz im Stadtrat gebraucht hätte. Höhepunkte waren die Forderungen nach einem bewaffneten städtischen Wachdienst und die Einrichtung eines sogenannten "Angstraummelders", in dem jedermann Orte eintragen konnte, an denen er sich nicht so wohl fühlt. Sogar die Polizei distanzierte sich davon. Das Direktmandat im Süden hat Kuffer mit dieser Strategie gewonnen, allerdings mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als sein Vorgänger Peter Gauweiler.

In Berlin wird er nun nicht mehr in der ersten Reihe kämpfen, sondern sich als Neuling erst mal hinten anstellen müssen. Das schreckt Kuffer aber nicht. "Wenn man sich komplett neu einarbeiten muss, ist das ja spannend." Wie heftig der Sprung ist, könnte Kuffer bei der Münchner SPD-Parteichefin Claudia Tausend nachfragen. Die wechselte im Jahr 2013 ebenfalls als Fraktionsvize im Stadtrat von München nach Berlin. Wann Kuffer ausscheiden würde, steht ebenso wenig fest wie seine Nachfolge als CSU-Fraktionsvize. Sein Abschied wird aber nicht lange auf sich warten lassen. "Man muss sich für eine Sache entscheiden", sagt Kuffer.

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