Neue U-Bahn-Schläger:Nur einer hat geholfen

Nur weil ein Bosnier eingriff, konnte bei dem brutalen Angriff im U-Bahnhof Giselastraße noch Schlimmeres verhindert werden.

Susi Wimmer

Der Mann lag regungslos am Boden. Zusammengeschlagen, "fast ganz kaputt", sagt Mirza T. in gebrochenem Deutsch. Trotzdem trat der Täter weiter auf sein Opfer ein. Bis Mirza T. dazwischen geht. Er schreit den Täter an, wehrt ihn immer wieder ab, bis dieser schließlich die Flucht ergreift.

Neue U-Bahn-Schläger: Der U-Bahnschläger am Bahnhof Giselastraße: Nach den Tritten geht der etwa 30-Jährige unbehelligt weiter. Er ist zirka 1,83 Meter groß und spricht mit Akzent.

Der U-Bahnschläger am Bahnhof Giselastraße: Nach den Tritten geht der etwa 30-Jährige unbehelligt weiter. Er ist zirka 1,83 Meter groß und spricht mit Akzent.

(Foto: Foto: Polizei)

Viele Leute, sagt Mirza T., hätten den brutalen Angriff am Sonntagabend im U-Bahnhof Giselastraße mitangesehen. "Keiner hilft." Mirza T. schon. Dem beherzten Eingreifen des 26 Jahre alten Bosniers verdankt der am Boden liegende Münchner viel. Vielleicht sogar sein Leben.

Es ist fast gespenstisch, wie sich die Szenen wiederholen: Im Dezember 2007 fordert der Pensionär Hubert N. einen jungen Mann in der U-Bahn auf, die Zigarette auszumachen. An der Haltestelle Arabellapark folgen ihm der Raucher und sein Freund und schlagen und treten den Mann fast tot. Die Schläger, Serkan A. und Spyridon L., werden zu zwölf und achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Sonntagabend, etwa 23 Uhr, etwa dieselbe Szene in der U-Bahn: Auf Höhe der Münchner Freiheit fordert ein Fernmeldemonteur aus München einen jungen Mann im Abteil auf, die Zigarette auszumachen. Es kommt zum Streit. Dann steigt der 43-Jährige am Bahnhof Giselastraße aus, der junge Mann rennt hinter ihm her.

"Er spuckt ihm ins Gesicht", sagt Mirza T. Daraufhin will der Münchner den Jungen zur Rede stellen. Da schlägt der Täter dem 43-Jährigen mit der Faust so heftig ins Gesicht, dass der Mann zu Boden geht, und tritt auf ihn ein.

Mirza T., der eigentlich weiterfahren wollte, rennt ohne lang zu überlegen aus dem Waggon und schreit den Täter an: "Lass ihn in Ruhe!" Dieser wendet sich ab, scheint wegzugehen, dreht wieder um und rennt erneut auf das Opfer zu. "Ich bring ihn um", schreit der Schläger.

"Wie kann er weiter schlagen, wenn der andere am Boden liegt?", fragt sich Mirza T. Und: "Warum hat keiner geholfen?" Der Fernmeldemonteur liegt am Boden mit gebrochener Schulter, gebrochener Hüfte, Gesichtsverletzungen und Gehirnerschütterung. Aber auch um den Verletzten kümmert sich niemand.

Mirza T. rennt nach oben, wo sein Handy Empfang hat, alarmiert die Polizei und läuft zurück. Unterdessen ist die Frau des Opfers am Tatort angekommen. Sie hatte eine spätere U-Bahn genommen. Der Täter entkam zwischenzeitlich unbehelligt.

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