Stufenbar:Demokratisch trinken vor der Oper

Pop-Up-Bar an der Oper

Eigens entworfene gelbe Sitzkissen, Kellner in weißen Hemden: Vor der Oper hat die Stufenbar eröffnet, einen Monat lang kann hier nun gefläzt und getrunken werden.

(Foto: SZ)

Dort hat wieder einen Monat lang die Pop-Up-Stufenbar eröffnet. Was gut gemeint ist, gibt Anlass zur Beunruhigung.

Kolumne von Laura Kaufmann

Der Max-Joseph-Platz ist einer der schönsten Plätze der Altstadt, die breiten Stufen vor der Oper sind seit jeher nicht nur zum Hinaufsteigen, sondern auch zum Sitzen gut. Die Zweckentfremdung städtischer Stufen hat in München Tradition, ob nun vor der Kunstakademie, am Gärtnerplatztheater, am Königsplatz oder eben an der Oper. Stufen sind im Gegensatz zu Gras meist sonnenwarm und trocken, sie verleihen die Illusion, etwas über den Dingen zu thronen, und niemand wird, wie auf den Terrassen ringsum, um 23 Uhr nach drinnen gebeten.

Zudem sind sie höchst demokratisch. Getränke werden mitgebracht, und ob das der 2,99-Supermarktwein oder der der gute aus dem Fachhandel gleich ums Eck ist, bleibt jedem selbst überlassen. Ja, man muss fast sagen, in einer Stadt wie München, in denen mit den Mieten auch die Pachten und damit auch die Bier-und-Sprizz-Preise gefühlt monatlich klettern, bleiben Stufen ein wichtiges, verbindendes Element. Sie sorgen dafür, dass sich auch die Bürger mit klammerem Geldbeutel nicht aus dem zentralen Stadtleben ausgeschlossen fühlen müssen, am Münchengefühl teilhaben können.

Die Bayerische Staatsoper hat ihre Stufen für sich entdeckt: Die Stufenbar ist wieder eröffnet. Gelbe Sitzkissen sind extra von einem hiesigen Design-Atelier entworfen worden, Kellner bewirten die dort Niedergelassenen mit süßen und herzhaften Crêpes der MRZ GmbH - und natürlich mit Getränken. An ausgewählten Tagen ist ein Mixologe zur Stelle, um bis Mitternacht Cocktailkreationen zu rühren und zu shaken.

Einen Monat lang bis Ende Juli soll die Pop-Up-Bar Gäste anziehen, auch solche, die "einfach die Sonne genießen" wollen, so Christoph Koch von der Staatsoper. Es herrscht also kein Konsumzwang auf den Stufen, immerhin. Aber es stellt sich doch die Frage, wie gut es sich anfühlt, mitgebrachten Kaffee aus dem Thermobecher zu schlürfen, wenn der aufmerksame Service immer mal wieder nachfragt, ob er die Karte bringen dürfe.

Vielleicht sind nun die Stufen vor der Oper gerade abends nicht die belebtesten der Stadt, und ein Monat ist eine absehbare Zeit. Bleibt zu hoffen, dass die Glyptothek und das Gärtnerplatztheater nicht auf Ideen gebracht werden. Demokratische Freiräume sind ein rares Gut in dieser Stadt, und es ist mehr wert als alle herzhaften Crêpes, ihre schönsten Plätze ganz einfach mit einem mitgebrachten Bier genießen zu dürfen.

Dieser Text ist bereits 2018 erschienen und wurde nun zur erneuten Öffnung der Stufenbar aktualisiert.

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