Neue Serie:Ungewohnte Lösungen

Wie kann das Leben in der Großstadt besser funktionieren? Die SZ stellt in einer Serie elf Forschungsprojekte vor

Von Jakob Wetzel

Seinen Ruf als Millionendorf hat München noch immer. Mit der Wirklichkeit hat der allerdings nicht mehr viel zu tun. Die Stadt wächst und wächst, und das bekommt sie auch zu spüren. München ist laut geworden, teuer, schmutzig und überfüllt. Die Mieten erreichen in regelmäßigen Abständen neue Rekordhöhen pro Quadratmeter, und parallel zur Einwohnerzahl steigt auch der Verbrauch. Schon jetzt benötigt die Stadt etwa 7,5 Milliarden Kilowattstunden Strom und mehr als 100 Milliarden Liter Wasser im Jahr. Die Münchner Infrastruktur ist chronisch überlastet. Wiederholt ist München zur Stau-Hauptstadt Deutschlands gekürt worden. Laut einer Studie des Verkehrsdaten-Anbieters Inrix stecken die Menschen hier übers Jahr verteilt im Schnitt 51 Stunden lang im Verkehr fest, das ist länger als in allen anderen deutschen Metropolen. Jede zweite städtische Messstelle zeichnet bereits kritisch erhöhte Stickstoffdioxid-Werte auf. Gleichzeitig treiben der Lärm, der Verkehr, die Luftverschmutzung, die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten die Menschen ins Umland, wo sie dann aber oft Probleme haben, anzukommen. Sie fühlen sich als Münchner im Exil.

All diese Probleme machen Großstädte wie München weniger lebenswert. Doch weil es nicht hilft, nur zu jammern, haben sich Wissenschaftler auch an den Münchner Hochschulen und Forschungseinrichtungen vorgenommen, die Probleme zu lösen oder das Leben in der Stadt zumindest wieder ein Stück weit angenehmer zu machen. Aus unterschiedlichen Perspektiven stellen sie alle letztlich dieselbe Frage: Wie kann das Leben in der Großstadt besser funktionieren?

Die SZ stellt in einer neuen Serie im Lokalteil elf dieser Forschungsprojekte vor. Es sind Projekte aus verschiedenen Disziplinen. Zum Beispiel versuchen Soziologen der Hochschule für angewandte Wissenschaften, ins Umland ausgewanderten Münchnern dabei zu helfen, sich in ihren jeweiligen Vororten zu integrieren. Wissenschaftlern der Fraunhofer-Gesellschaft ist hingegen aufgefallen, dass die meisten Autos die längste Zeit nur am Straßenrand herumstehen - und das in einer Stadt wie München, die chronisch unter mangelndem Platz leidet. Als Lösung schlagen sie elektrische Kleinstfahrzeuge vor, die sich auf effiziente Weise von vielen Münchnern zugleich nutzen lassen.

Andere Wissenschaftler beschäftigen sich mit Gesundheitsfragen: Eine Professorin für Umweltsensorik der Technischen Universität etwa baut ein Netzwerk von Detektoren in München auf, um die Konzentration von Treibhausgasen zu messen. Mehrere Wissenschaftler forschen daran, wie sich Pflanzen nutzen lassen, um das Klima in der Stadt zu verbessern. Eine interdisziplinäre Forschergruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität untersucht Konflikte darüber, wie man in einer Großstadt ethisch gut und richtig lebt, und zwar am Beispiel acht internationaler Metropolen, darunter Singapur, Moskau und München.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: