Neue Schulen für München:Nachsitzen

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In vielen Klassenzimmern wird es immer enger. (Foto: Catherina Hess)

Die Schülerzahlen wachsen so stark, dass die Schulbaupläne ständig überholt werden

Von Melanie Staudinger, München

Die Situation der Grundschule an der Bazeillesstraße im Münchner Stadtteil Haidhausen ist vor einem Jahr schon nicht toll gewesen. Im gerade erst renovierten Gebäude würden 17 Klassen Platz finden, beschult wurden die Kinder aber damals schon in 18 Klassen. Auf 500 Schüler, so rechnete das Bildungsreferat im Dezember 2016, würde die Schule bis zum Jahr 2030 noch anwachsen. Jetzt aber hat Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) noch schlechtere Nachrichten. Die neuesten Schätzungen gehen davon aus, dass die Schülerzahl an der Bazeillesstraße 2030 bei 585 und 2035 bei 660 liegen wird. Damit müssten dann 25 beziehungsweise 28 Klassen im Schulhaus Platz finden.

Wo die alle hin sollen? Zwischenlösungen seien in Arbeit, schreibt das Bildungsreferat in seiner aktuellen Planung für die Grund-, Mittel- und Förderschulen, die Zurek am Mittwoch im Bildungsausschuss des Stadtrats vorgelegt hat. Die neue Grundschule im nahegelegenen Werksviertel soll Entlastung bringen. Doch bis die fertig ist, dauert es noch. Da hilft nur warten - wie an so vielen Grundschulen im wachsenden München. Mehr Platz könnten viele der 135 Grundschulen brauchen. Doch dem Bedarf hinkt die Stadt immer ein wenig hinterher. Und das Bildungsreferat ist nicht nur für den Ausbau der Grundschulen verantwortlich: Auch neue Gymnasien, Real-, Mittel-, Förder- und Berufsschulen braucht die Stadt.

Der Mangel herrscht nicht deswegen, weil nichts passieren würde, auch wenn gerade die CSU immer kritisiert, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten unter der rot-grünen Stadtregierung zu wenig getan habe. Erst im September haben vier neue Grundschulen eröffnet, alle ähnlich gebaut, damit es schneller geht. Das Bildungsreferat kämpft jedoch mit einem Problem, das andere Regionen in Deutschland gerne hätten: Es gibt einfach zu viele Kinder. Und es werden auch immer mehr. 2013 gingen die städtischen Statistiker noch davon aus, dass es im Schuljahr 2030/31 insgesamt 42 600 Grundschüler geben wird. Zwei Jahre später musste diese Zahl auf 44 400 korrigiert werden, nun rechnet man mit 47 400 Schülern. Das wäre eine Steigerung von 6200 Schülern oder gut 280 Klassen.

Um diesen Ansturm einigermaßen zu bewältigen, aktualisiert das Bildungsreferat alle zwei Jahre seine Schulentwicklungsplanung. 45 neue Schulen sollen in München in den kommenden 13 Jahren entstehen. Mehr als die Hälfte davon sind Grundschulen. Mehrere Milliarden Euro gibt die Stadt dafür aus. Und schon jetzt ist klar: Das wird nicht reichen. Damit alle Schüler rechtzeitig einen Platz bekommen, müssen mehr Schulcontainer aufgestellt werden, wie das Bildungsreferat informiert. Derzeit stehen im Stadtgebiet 51 solcher Pavillons. Wie viele noch benötigt werden, ist noch nicht bekannt.

Das Bildungsreferat sucht aber auch nach neuen Lösungsansätzen. So gibt es mittlerweile eine eigene E-Mail-Adresse, unter der Schulleiter und Stadtteilpolitiker Fragen zur Bedarfsplanung oder Anregungen schicken können. Über akute Problemfälle berät die sogenannte Montagsrunde regelmäßig. Wenn es nach dem Bildungsreferat geht, sollen in größeren Baugebieten künftig generell Reserveflächen vorgehalten werden, auf denen bei Bedarf unbürokratisch Schul- oder Sportflächen entstehen können. Dazu liefen bereits interne Gespräche in der Stadtverwaltung.

Erste Erfolge zeigen sich: In Freiham zum Beispiel wurden zwei Grundschulen vor den Wohnungen fertig, in denen die künftigen Schüler mal leben werden. Ganz vereinzelt finden sich in der neuen Planung auch Schulen mit leicht rückläufigen Schülerzahlen. Zum Beispiel an der St.-Anna-Straße im Lehel oder am Gärtnerplatz. Problem vorerst gelöst - solche Schulnachrichten soll es in München bald häufiger geben.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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