Neue Richtlinie:Kritik am Ministerium

Sozialverbände sehen Asylsozialberatung gefährdet

Der Standard der in München üblichen Migrations- und Asylsozialberatung ist allgemein anerkannt und gut. Die kirchlichen Sozialverbände Caritas und Innere Mission (IM) sehen dies aber nun gefährdet - durch die vom Sozialministerium erarbeitete Beratungs- und Integrationsrichtlinie für Menschen mit Migrationshintergrund. Caritas-Geschäftsführer Norbert Huber und IM-Vorstand Günther Bauer kritisierten bei einem Pressegespräch das Regelwerk, das zum Jahresbeginn 2018 in Kraft treten soll. Für die Verbände entstünden große Unsicherheiten, weil die Richtlinie weder die künftigen Stellenschlüssel regle, noch wer künftig für welche Aufgaben zuständig sei. Es stehe auch nicht fest, wie viel Budget für die Beratungen angesetzt werde. Huber warnte: "Die Integrationsarbeit darf nicht nach Kassenlage finanziert werden." Bauer klagte, dass "Integration im Schnellschussverfahren" lediglich auf dem Papier hergestellt werden soll. Die Zusammenlegung von Migrations- und Asylsozialberatung sei zwar im Prinzip zu begrüßen, bedeute aber einen Systemwechsel, meinte Bauer: "Das ist alles mit heißer Nadel gestrickt, man kann über dieses Verfahren nur den Kopf schütteln." Beide Sozialverbände beraten derzeit mit rund 100 Mitarbeitern etwa 10 000 Flüchtlinge in 40 Unterkünften. Caritas und Innere Mission stellen damit rund 80 Prozent der Asylsozialberatung. Bauer forderte deshalb, die Träger zu hören und dazu das Inkrafttreten der Richtlinie um ein Jahr zu verschieben.

© SZ vom 23.09.2017 / loe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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