Neue Regelung für Freischankflächen:München probiert Toleranz

Sommernachts-Rundgang

Nächtliche Gäste im Hofgarten.

(Foto: Florian Peljak)

Mit der neuen Regelung für Freischankflächen passt sich die Stadt dem Freizeitverhalten der Münchner an. Bis Mitternacht dürfen Gäste künftig vor den Lokalen sitzen und milde Sommerabende genießen - vorausgesetzt die Nachbarn machen keinen Ärger. Dafür sind die Gastronomen verantwortlich.

Ein Kommentar von Thomas Anlauf

Behörden sind nicht unbedingt bekannt dafür, dass sie sich besonders um das Lebensgefühl der Menschen kümmern. Das Kreisverwaltungsreferat etwa ist dafür da, dass das Leben in der Stadt in geordneten Bahnen läuft. Umso erfreulicher, dass ausgerechnet Münchens oberster Ordnungshüter, KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle, die Stadt ein wenig liberaler macht. Die Münchner dürfen nun sogar bis Mitternacht vor den Lokalen sitzen und die milden Sommerabende genießen. Der Vorstoß Blume-Beyerles, der einstimmig vom Stadtrat beschlossen wurde, war aber für eine Millionenstadt wie München ziemlich überfällig.

Bislang war die Stadt besonders auf das Ruhebedürfnis der Münchner bedacht, spätestens um 23 Uhr wurden die Gehsteige hochgeklappt. Dass die strenge Regelung nun etwas aufgeweicht wurde, hat nicht etwa damit zu tun, dass die Stadträte die Münchner um den Schlaf bringen wollen. Nein, es entspricht einfach dem Freizeitverhalten der Menschen.

Viele gehen abends noch aus, treffen sich mit Freunden in Lokalen - und im Sommer eben davor. Kaum ein Mensch geht heute schon um 22 Uhr ins Bett. Warum sollte also schon nächtliche Stille herrschen, wenn es im Sommer noch nicht mal richtig dunkel ist?

Trotzdem werden sich Anwohner von abendlichen Kneipengästen gestört fühlen und sich beschweren. Und da hat das Kreisverwaltungsreferat einen geschickten Schachzug gemacht: Die liberale Regelung gilt nur auf Probe, nur im Sommer und nur an Wochenenden. Sollte ein Wirt Ärger mit seinen Nachbarn bekommen, und die Stadt stellt fest, dass es tatsächlich zu laut ist, darf der Wirt nur noch bis 22 Uhr draußen öffnen.

Es liegt also an den Gastronomen, dafür zu sorgen, dass ihre Gäste abends nicht zu laut sind. Und dass die Nachbarn nicht unnötig verärgert sind. Es geht also um ein friedliches Miteinander. Und das sollte in einer toleranten Stadt wie München doch möglich sein.

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