Neue Regeln:Auf eine eingefriedete Wiesn

Oktoberfest 2014

Oberbürgermeister Dieter Reiter wird sich einen neuen Spruch angewöhnen müssen.

(Foto: dpa)

Das Oktoberfest bekommt jetzt also einen "Secu-Fence". Das ändert viel - der Oberbürgermeister wird seinen Spruch zum Anstich ändern müssen.

Kolumne von Andreas Schubert

Jetzt ist es auch bald wieder 17 Jahre her, dass sich die Leute über einen Zaun amüsiert haben. Es war der berühmte Maschendrahtzaun der Frau Zindler aus Auerbach, den TV-Witzbold Stefan Raab zum Nummer-eins-Hit verwurstete. So lustig das war: Der armen Frau Zindler brachte die Chose zwar gutes Geld, aber letztendlich auch einen Nervenzusammenbruch.

Zäune sind eben keine Heilsbringer. Sie sollen verzweifelte Flüchtende aussperren (aktuell Ungarn), oder Widerständler vom Protestieren gegen monströse Bauvorhaben abhalten (weiland Wackersdorf). Und manche behaupten, die Redewendung "einen Streit vom Zaun brechen" rühre daher, dass sich einst verfehdete Parteien gegenseitig mit Zaunlatten vermöbelt haben.

Ob das nun stimmt oder nicht: Zäune sind nichts zum Lachen. Sie sind ein ungutes Kulturgut mit allerlei Facetten. In Deutschland gibt es Zier-, Doppelstabmatten-, Hybridmattenzäune und so weiter. Zäune für alle Lebenslagen quasi. In Aldi- und Lidl-Land verchecken sie selbstverständlich auch Discount-Zäune. Und wem nachts um 2 Uhr einfällt, dass er schnell noch eine Einfriedung braucht, weil er sonst nicht schlafen kann, bestellt sich eben eine bei zaun24 online.

Dieses Jahr kommt womöglich auch auf der Wiesn ein Zaun zum Einsatz. "Secu-Fence" heißt das Ding, das im Fall der Fälle die Zugänge abriegeln soll, das aber nicht bei jedem gut ankommt, auch wenn der Name allemal besser klingt als "Sicherheitsgatter". Am Freitag teilte Bürgermeister Josef Schmid (CSU) mit, dass der Secu-Fence nur "ultima ratio" sei und vor Überfüllung schützen solle.

Er habe wenig Verständnis, wenn dieses Thema "reißerisch" diskutiert werde, schreibt der Wiesn-Chef. Schon klar, bei der Sicherheit hört der Spaß auf. Trotzdem stellt man sich jetzt schon angestochene Amerikaner vor, die draußen vor der Absperrung "Mr. Schmid, open this gate" fordern, oder wütende Besucher aus dem nahen Osten, die "der Zaun muss weg" skandieren. Ja, die Wiesn könnte ein Image-Problem bekommen.

Um dem entgegenzuwirken, könnte sich die Stadt ein Beispiel an einem Münchner Zaunhändler nehmen, der mit dem Spruch "was wäre ein Gespräch am Gartenzaun ohne Zaun?" wirbt. Dieses kommunikative Potenzial müsste man nur gut verkaufen und den Leuten klarmachen, dass es doch viel entspannter ist, am Secu-Fence locker über Bierpreise und Hendlqualität zu plaudern, statt tumb auf einer Bierbank stehend "Hey Baby" mitzugrölen. Und wer weiß: Vielleicht bricht so mancher den einen oder anderen Flirt vom Zaun.

Besser noch wäre freilich ein Coup à la Stefan Raab. Man könnte etwa bei der Spider Murphy Gang oder beim Isarindianer Willy Michl einen Image-Song bestellen, in dem es zum Beispiel heißt: "Sigst a feschs Dirndl - muaßt di nur traun - wenn's di olacht und gern schmusen wui am Sicherheitszaun." Oder so ähnlich. Wie auch immer der Zaun ankommt: OB Dieter Reiter wird heuer beim Anstich seinen Spruch ändern müssen: "Auf eine eingefriedete Wiesn".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: