Neue Pläne für die Rosenheimer Straße:Wo es für Radfahrer eng wird

Radl-Demo, Grüne setzen sich für einen durchgängigen Radlweg an der Rosenheimer Straße ein.

Mit einem Korso haben Umwelt- und Rad-Aktivisten im Frühjahr 2014 für Radstreifen auf der Rosenheimer Straße demonstriert.

(Foto: Florian Peljak)
  • Um den Radverkehr in der Rosenheimer Straße besser zu führen, sollen Radwege gebaut werden - allerdings nur mit jeweils 1,50 Metern Breite.
  • Die vier Autospuren sollen erhalten bleiben, die Gehsteige deutlich verbreitert werden.
  • Von verschiedenen Seiten gibt es heftige Kritik an der Lösung, die SPD und CSU im Rathaus ausgetüftelt haben.

Von Marco Völklein

Bitte alle etwas enger zusammenrücken - nach diesem Motto wollen CSU und SPD im Rathaus eine Lösung dafür finden, wie der Radverkehr in der Rosenheimer Straße künftig besser geführt werden kann. Beide Fraktionen wollen den Autofahrern auch künftig zwei Fahrspuren pro Richtung anbieten; allerdings sollen diese nur noch jeweils 2,85 Meter breit sein. Im Gegenzug sollen die Radfahrer in beiden Richtungen je einen Radstreifen mit jeweils 1,50 Metern Breite erhalten. Auch den Fußgängern wollen CSU und SPD mehr Platz einräumen: Die Gehsteige sollen deutlich verbreitert werden. Teile davon allerdings sollen Lieferfahrzeugen zur Verfügung stehen. Und da diese spätestens am Abend und in der Nacht nicht benötigt werden, sollen die Anwohner dort nachts ihre Autos parken können.

Der Vorschlag von CSU und SPD sieht Radstreifen vor, allerdings mit einer Breite von lediglich 1,50 Metern.

Der Vorschlag von CSU und SPD sieht Radstreifen vor, allerdings mit einer Breite von lediglich 1,50 Metern.

(Foto: SZ-Grafik)

Laut SPD-Fraktionschef Alexander Reissl geht die Neuaufteilung des Straßenraums nun "nicht zu Lasten einer einzelnen Gruppe von Verkehrsteilnehmern, sondern alle miteinander gehen Kompromisse ein". Sein CSU-Kollege Hans Podiuk sagte, man habe einen "gangbaren Mittelweg für alle" gefunden, "ohne eine große Staufalle zu schaffen". Im Kommunalwahlkampf vor einem Jahr hatte es noch heftige Auseinandersetzungen um den Abschnitt der Rosenheimer Straße zwischen Franziskaner- und Orleansstraße gegeben. So wollten die Planer der Stadt ursprünglich zwei Auto-Fahrspuren herausnehmen und dafür breite Radfahrstreifen anlegen. Dagegen allerdings hatten sich CSU, SPD, FDP und Freie Wähler vehement gewehrt: Nähme die Stadt dem Autoverkehr auf dieser wichtigen Ausfallstraße zu viele Spuren weg, wären lange Staus die Folge, so das Argument. Grüne, Linke und ÖDP hatten für die breiten Radspuren plädiert. Umweltgruppen hatten gar einen Protestzug von Radfahrern organisiert.

Nur der Mindeststandard für Radfahrer

Entsprechend hart fällt ihr Urteil über die nun von CSU und SPD ausgetüftelte Lösung aus. Der Vorschlag entspreche "erneut der Münchner Linie, den Radfahrern nur den absoluten Mindeststandard anzubieten", sagt Martin Hänsel vom Bund Naturschutz (BN). So schreibt zwar die Straßenverkehrsordnung eine Mindestbreite von 1,50 Metern vor, die Richtlinie zur Anlage von Stadtstraßen sogar 1,60 Meter. Die "Empfehlung für Radverkehrsanlagen" (ERA) plädiert für 1,85 Meter Mindestbreite. Die ERA aber ist in Bayern nicht verbindlich; andere Bundesländer verlangen von den Kommunen, sie einzuhalten, wenn sie Zuschüsse bekommen wollen. Für Martin Glas vom Radfahrerverband ADFC ist der Vorschlag daher lediglich ein "schwacher Kompromiss, der in Sachen Radverkehr alles andere als zukunftsträchtig ist".

Kritik kommt auch von den Grünen: CSU und SPD gehe es "nur um die Ideologie, dass vier Autofahrspuren erhalten bleiben", sagt Stadtrat Paul Bickelbacher. Er glaubt, dass die Anwohner und Geschäftsleute den Wegfall der Parkplätze tagsüber nicht akzeptieren werden. ÖDP-Stadträtin Sonja Haider begrüßte es dagegen, dass mit dem Vorschlag "die vollkommene Blockade" bei dem Thema aufgelöst sei. "Alle Seiten müssen Kompromisse eingehen."

Diskussionen über das Tempolimit

Viele Details jedoch, das räumen SPD und CSU ein, sind noch offen. So ist beispielsweise unklar, was mit den mehr als ein Dutzend Bäumen passiert, die derzeit noch die Fahrbahnen säumen und den Radstreifen und verbreiteten Trottoirs im Weg stehen. Umweltschützer, Grüne und ÖDP warnen indes davor, sie komplett zu fällen. "Jede Straße mit Grün wirkt gleich ganz anders", sagt Haider. Laut Reissl müssten diese aber "nur ein bisschen versetzt" werden. Die Details müsse nun das Planungsreferat erarbeiten.

Zu klären ist auch, ob die relativ geringe Breite von jeweils 2,85 Metern für die vier Autospuren bei erlaubtem Tempo 50 ausreicht. Denn auch hier bewegt sich der Vorschlag am unteren Ende des Möglichen, würde nach Einschätzung von Fachleuten aber "grundsätzlich gehen". BN-Mann Hänsel plädiert dennoch für Tempo 30 auf dem Abschnitt: "Nicht nur um die Radfahrer vor eng vorbeifahrenden Autos zu schützen, sondern auch die Anwohner vor dem Straßenlärm."

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