Neue Parklizenzgebiete:Ohne Wapperl geht nichts mehr

Bis 2010 wird das Zentrum Münchens fast komplett Parklizenzgebiet sein. Die Stadt erwartet 8,5 Millionen Euro Einnahmen.

Dominik Hutter

Im April das Bahnhofsviertel, im Frühsommer die südliche Max- und Isarvorstadt, dann Westend und östliches Neuhausen: Die Parklizenzgebiete breiten sich im Eiltempo aus. Nun hat der Stadtrat auch die Prioritäten der folgenden Jahre festgeklopft. Bis 2010 sollen 5000 Parkautomaten die Straßen säumen, in der Innenstadt verbleiben nur wenige "weiße Flecken".

Neue Parklizenzgebiete: Das Zentrum der Stadt München soll bald ein fast komplettes Parklizenzgebiet sein.

Das Zentrum der Stadt München soll bald ein fast komplettes Parklizenzgebiet sein.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Pendler werten sie als Frechheit, Anwohner loben sie als Wohltat - die Parklizenz, die unter Verkehrsexperten als sanfte Variante der Citymaut gilt. In Stadtrat und Verwaltung gilt das amtsdeutsch als "Parkraummanagement" bezeichnete Modell als großer Erfolg, die Suchrunden der Anlieger haben sich stark verkürzt.

Bislang wurden 27 Parklizenzgebiete innerhalb des Mittleren Rings ausgewiesen, große Teile Schwabings, der Max- und Isarvorstadt sowie Haidhausen-Au und das Lehel sind beschildert. Die meisten noch bestehenden Lücken in diesen Vierteln werden bis zum Frühsommer geschlossen.

Schon im April ist das Gebiet rund um den Hauptbahnhof an der Reihe, in dem jedoch keine speziell für Anwohner reservierten Straßen ausgewiesen werden - dafür ist die Zahl der Wohnungen zu überschaubar. Die "Hauptbahnhof"-Lizenz befreit jedoch an vielen Stellen von der Pflicht, den Parkautomaten zu füttern.

Gleich danach geht es in einigen Wohnvierteln weiter: Im Mai kommen die Umgebung der Pinakotheken, das Schönfeldviertel zwischen Ludwig- und Königinstraße, das sogenannte St.-Pauls-Viertel rund um die gleichnamige Kirche sowie die Wohnviertel an der äußeren Lindwurmstraße dazu. Karolinenplatz, Königsplatz und das Dreimühlenviertel folgen im Juli.

Bereits im Detail ausgearbeitet hat das Planungsreferat die Parkregelungen für 15 weitere Gebiete, die in sieben Etappen zwischen Herbst 2008 und Juni 2009 mit Schildern und Automaten bestückt werden sollen - der Stadtrat hat das Konzept am vergangenen Mittwoch einstimmig abgesegnet.

Parkraumplage oder Megamanagement? Was sagen Sie zu der neuen Lösung?

Ohne Wapperl geht nichts mehr

Von diesem Schritt profitieren vor allem die Anwohner des Münchner Westens und Nordwestens, in Neuhausen rund um die Nymphenburger Straße etwa, im Westend und in den Wohnvierteln entlang der Dachauer Straße. Erstmals kommen auch zwei Gebiete dazu, die außerhalb des Mittleren Rings liegen: das äußere Westend bis zur Bahnstrecke sowie die Borstei, in der die Wapperlpflicht ausnahmsweise nicht von 9 bis 23 Uhr, sondern nur zwischen 9 und 18 Uhr gelten soll.

Unklar ist, ob irgendwann auch die Neubauzonen am Arnulfpark, auf der Theresienhöhe, am Ackermannbogen sowie rund um den Rosa-Luxemburg-Platz (altes Flohmarktgelände an der Dachauer Straße) mit einer Parklizenz beglückt werden. Derzeit gibt es dort ausreichend Stellplätze, eine Wapperl-Rationierung ist daher rechtlich nicht zulässig.

Die Experten vom Planungsreferat halten es allerdings für gut möglich, dass sich dies eines Tages ändert - sei es, weil ortskundige Pendler die kostenlosen Parkplätze für sich entdecken oder weil bei Großveranstaltungen wie Tollwood die Massen einströmen.

Für die Stadt entwickelt sich die Parklizenzierung zu einer wichtigen Einnahmequelle. Zwar sind hohe Anfangsinvestitionen nötig. Das Baureferat will allein für Parkscheinautomaten in diesem und im nächsten Jahr 7,9 Millionen Euro ausgeben. Ist aber erst einmal alles installiert, sinken die Unkosten rapide - in den 15 Gebieten im Westen und Nordwesten machen Unterhalt und Verwaltung dann nur noch etwa 800000 Euro pro Jahr aus.

Dem stehen jedoch Einnahmen aus dem Parkscheinverkauf von jährlich fast 8,5 Millionen Euro (ab 2010) gegenüber, dazu kommen noch die Wapperl-Gebühren. Stadtweit, gerechnet für alle bis Mitte 2009 geplanten Gebiete, werfen allein die grauen Automaten am Straßenrand jährlich mehr als 20 Millionen Euro ab.

Zumindest in seinen Grundzügen steht inzwischen auch der weitere Fahrplan bis 2010 fest - bis dahin soll nahezu das gesamte Stadtgebiet innerhalb des Mittleren Rings Wapperlzone werden. Die Stadträte folgten dem Vorschlag des Planungsreferats, das ein Vorgehen in zwei Stufen (in der Grafik Priorität 1 und 2) vorgeschlagen hat: zuerst das nördliche Schwabing, das "klassische" Bogenhausen sowie Sendling und Obergiesing rund um die Tegernseer Landstraße.

Die ursprünglich für diese Priorität vorgesehenen Teile von Sendling-Westpark wurden, weil der Parkdruck anderswo höher ist, zurückgestuft und sollen nun zusammen mit Untergiesing, Berg am Laim und Ramersdorf als vorerst letzter Schritt umgewidmet werden.

Was dann folgt, steht derzeit noch nicht fest. Klar ist nur: Eine flächendeckende Parklizenzierung wie im Zentrum kommt in den äußeren Stadtbezirken nicht in Frage. Denkbar ist allenfalls, noch einige ausgewählte Viertel mit großer Parkplatznot mitaufzunehmen - Neuhausen nahe des Rotkreuzplatzes etwa oder die Mitte Pasings.

Parkraumplage oder Megamanagement? Was sagen Sie zu der neuen Lösung?

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: