Neue Ortsmitte:Die Zukunft hat begonnen

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Der Gemeinderat billigt die Pläne für eine neue Martinsrieder Ortsmitte samt Marktplatz. Wenn alles klappt, rücken 2016 im Dreieck zwischen Röntgen-, Lochhamer und Fraunhoferstraße die Bagger an

Von Rainer Rutz, Planegg/Martinsried

Drei Jahre nach der ersten Vorstellung des Masterplans für eine neue Ortsmitte mit Marktplatz von Martinsried hat der Gemeinderat die Pläne des Architekturbüros Goergens und Miklautz aus München gebilligt. Das große Projekt im Dreieck zwischen Röntgenstraße, Lochhamer Straße und Fraunhoferstraße kann jetzt in die öffentliche Anhörung gehen; wenn alles gut geht, können bereits im Sommer nächsten Jahres die Bagger kommen.

Viel länger als ursprünglich geplant dauerte es, bis die detailliert ausgearbeiteten Pläne vorgelegt wurden. Das lag vor allem an einer Folge von Absagen von möglichen Bauherrn, Projektanten und Investoren. So war schon wenige Wochen nach der Vorstellung des Masterplans klar, dass es kein Hotel geben wird. In den folgenden Monaten sagten praktisch alle Einkaufsketten, Drogeriemärkte und auch ein Biomarkt ab, der letzte erst vor wenigen Wochen. Im Rathaus geht man davon aus, dass die Unternehmen die große Konkurrenz fürchten, denn der Planegger Ortsteil Martinsried ist mit Supermärkten und Discountern sehr gut bestückt. Der Rückzug der Großunternehmen bedeutete, dass die Planungen mehrfach im Einvernehmen mit den Projektanten und Geldgebern geändert werden mussten. Jetzt ist eine Ortsmitte geplant, die sich sehr nahe an oft geäußerten Wünschen der Bevölkerung orientiert: mehr kleinteilige Bebauung, viele kleinere Läden, mehr Grün. Dennoch, das betonte Stadtplaner Christian Weigl, habe man sich trotz der vielen Schwierigkeiten sehr eng an den Masterplan halten können.

Zwischen den Gebäuden ist Platz für Fußgänger und Radfahrer.Simulation: Gemeinde Planegg (Foto: N/A)

So wird die neue Ortsmitte von Martinsried aus zwei unterschiedlich großen, fünfstöckigen Gebäudekomplexen bestehen. Das Hauptgebäude entlang der Lochhamer Straße hat auf insgesamt 14 000 Quadratmetern Platz für 280 Studenten-Appartements und etliche nach Süden abgesetzte Eigentumswohnungen größeren Zuschnitts. Im Erdgeschoss werden sich eine Fülle unterschiedlich großer Läden mit beweglichen Grundrissen, ein Studententreff mit Partyraum, eine Apotheke und ein Café mit Außenbereich befinden. Der Innenbereich wird begrünt und Aufenthaltscharakter erhalten, das Parken beschränkt sich auf die große Tiefgarage und etliche Plätze vor den Läden. Rund herum werden Arkaden gebaut. Man habe viel Wert auf eine "belebte Fläche" gelegt, sagt der Planer. Im daneben liegenden sogenannten Kopfbau werden fast ausschließlich Arztpraxen untergebracht, dazu Plätze für die Tagesaltenpflege. Im Keller wird es einen großen und flexiblen Raum geben, der den Ärzten, aber möglicherweise auch der Bevölkerung und den Martinsrieder Vereinen zugute kommt. Damit würde ein lang gehegter Wunsch der Martinsrieder in Erfüllung gehen.

Viel Grün, viel urbanes Leben: Die Arbeiten für die neue Ortsmitte sollen nächstes Jahr beginnen.Simulation: Gemeinde Planegg (Foto: N/A)

In der Diskussion gab es Lob von allen Seiten für die Planung. Alle Sprecher betonten, die Architektur biete beste Voraussetzungen "für eine belebte Ortsmitte mit Marktplatz". Von Seiten der CSU kam der Wunsch, weniger Studentenwohnungen, dafür Wohnungen für Familien zu bauen. Aus Sicht des Architekten verträgt sich dies aber nicht miteinander. Im Übrigen seien einige größere Wohnungen für wissenschaftliche Uni-Mitarbeiter mit ihren Familien geplant. Einzig Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21) übte heftige Kritik am Verkehrskonzept für die Ortsmitte. Stepp, der sich grundsätzlich mit der Bau-Planung einverstanden zeigte, vermisst Möglichkeiten für ein Massenverkehrsmittel bis zur Ortsmitte - zum Beispiel die lange diskutierte Umlandbahn. Dafür fehle nun der Platz, meinte der Gemeinderat. Konsequenterweise stimmte Stepp als einziger dann gegen die Planungen.

Verabschiedet wurde auch das Straßenbauprogramm zur Ortsmitte. Es sieht unter anderem die Teilaufgabe und den Rückbau der östlichen Fraunhoferstraße vor. Die Lochhamer Straße im Bereich des Kopfbaus wird schmaler, hier entsteht ein kleiner Kreisverkehr. Und in der Fraunhoferstraße wird die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 festgesetzt.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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