Neue Kneipe: Die "Gummizelle":Verjüngungskur für Manila

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Die Nachfolgebar der Schwabinger 7 heißt Gummizelle und liegt nur ein paar Meter weiter. Doch statt Rockmusik bekommt man hier Elektro zu hören. Und getanzt werden darf auch.

Beate Wild

"Manila" macht eine neue Bar auf. Da haben erfahrene Münchner Kneipenbesucher sofort ein gewisses Bild vor Augen. Sie denken an dunkle, enge Räumlichkeiten, dichten Zigarettenqualm und laute Rockmusik. Denn Gerd "Manila" Waldhauser betreibt auch die legendäre Boazn Schwabinger 7 an der Münchner Freiheit - und das schon seit 41 Jahren.

Am Donnerstagabend hatte der stadtbekannte Wirt nun zur Eröffnung seiner neuen Bar namens Gummizelle in die Feilitzschstraße 15 geladen. Schon beim Hinabsteigen in das Kellergewölbe kommen dem Gast dicke Rauchschwaden entgegen. Wie in der Schwabinger 7, denkt man noch. Doch dann ist die Überraschung groß.

Statt Rockmusik wabert einem Elektrosound entgegen, den ein DJ auflegt. Ein paar junge Frauen tanzen ausgelassen. Das Design des Ziegelsteingewölbes ist stylisch. Stellenweise erinnert es tatsächlich an eine Knastzelle. Gitterstäbe trennen die Lounge-Ecke vom Gastraum. Die Bar rechter Hand ist bunt erleuchtet, über dem Tresen hängen Flatscreens mit den Getränkepreisen.

"Ich hab schon mal für die Zukunft vorgesorgt", sagt "Manila" und grinst ob der Tatsache, seine Gäste mit dem modernen Konzept überrascht zu haben. Seit Jahren heißt es immer wieder, dass das Gebäude, in dem sich die Schwabinger 7 befindet, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Doch durch die Finanzkrise geriet die Immobilienfirma, der das Gelände gehört, in Schwierigkeiten. Der Abrisstermin wird deshalb seit Jahren immer wieder nach hinten geschoben. "Jetzt wird es aber immer enger", sagt der 68-Jährige. Niemand weiß, wann endgültig Schluss ist. Doch wenn der Fall eintritt, ist nun vorgesorgt. Denn jetzt gibt es die Gummizelle. Dass die elektronische Musik, die der DJ hier auflegt, nicht jedem Stammgast der Schwabinger 7 gefallen dürfte, scheint dem Wirt nichts auszumachen.

Bei der Gummizelle wird Waldhauser unterstützt von Johann "Max" Maier und Katja Hollfelder. Mit beiden arbeitet er schon seit langem in der Schwabinger 7 zusammen. "Wir wollen junges Publikum nach Schwabing holen", sagt die 24-jährige Hollfelder, die an der Seite von "Manila" wie dessen Verjüngungskur wirkt. Angesagte DJs sollen dabei helfen, die Bar attraktiver zu machen. Und auch die Öffnungszeiten dürften dem jungen Partyvolk gefallen. Während der Woche ist mindestens bis vier Uhr, am Wochenende bis fünf Uhr morgens geöffnet.

"Manila" ist indes an diesem Abend kaum zu erkennen. Er trägt derzeit lange Haare und Vollbart. "Ich spiele bei den Passionsspielen in Oberammergau mit", erklärt der gebürtige Oberammergauer seinen Look. Und da ist bekanntlich jeder Akteur verpflichtet, die Finger von Schere und Rasierer zu lassen. "Deshalb kann ich derzeit auch auf gar keinen Fall hinterm Tresen arbeiten", scherzt er, "da verschrecke ich ja nur die Gäste."

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