Neue Erholungsfläche:Spielende Kinder statt 100 000 Autos am Tag

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Der fünfjährige Rio hat schnell Gefallen am Kletterparcours im neuen Heckenstallerpark gefunden. Die Anlage ist aufwendig gestaltet und bietet Spielflächen für Kinder verschiedener Altersstufen. (Foto: Florian Peljak)
  • Durch den Bau des Heckenstallertunnels ist ein Stück des Mittleren Rings unter die Oberfläche verschwunden.
  • Oben ist nun ein neuer Park mit Kinderspielplatz und Basketballcourt entstanden.
  • Damit wächst nun ein Viertel zusammen, das zuvor durch Verkehr komplett zerschnitten war.

Von Andreas Schubert

Manchen Leuten kann man es offenbar nie wirklich recht machen. Zum Beispiel jener alten Frau, die am Donnerstagmorgen auf Andreas Herrmann und Dietmar Bühler einredet. Die Dame hat eine ganz konkrete Sorge, nämlich die, dass es künftig ganz schön laut werden könnte unter ihrem Schlafzimmerfenster. Herrmann und Bühler, die beiden Herren vom Baureferat, hören sich die Sorgen der Dame geduldig an. Die Diskussion findet im nagelneuen Heckenstallerpark statt, in den sie auch einen nagelneuen Spielplatz samt Basketballfeld hineingebaut haben.

Ein Spielplatz - schon klar: Kinder und Jugendliche sind für manche Zeitgenossen ein nicht zu unterschätzender Lärmquell, da vergisst man leicht, dass sich hier, an der Heckenstallerstraße, bis vor wenigen Jahren 100 000 Autos am Tag nicht ganz lautlos vorbeigeschoben haben. Jetzt ist die Straße unter einem Deckel verschwunden, und wer die alten Bilder vom Mittleren Ring an dieser Stelle noch vor Augen hat, glaubt kaum, dass er am selben Ort ist.

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Hier, zwischen der Höglwörther Straße und der Passauerstraße im Bezirk Sendling-Westpark, wächst ein Viertel zusammen, das jahrzehntelang von einer Verkehrsschneise brutal zerschnitten war. 570 Meter ist der Park lang und 50 bis 70 Meter breit. Auf der Tunneldecke haben sie bis zu zwei Meter Erdreich aufgeschüttet, damit dort auch große Bäume wachsen können. 340 Bäume wurden gepflanzt - hauptsächlich Vogelkirschen, Zerreichen und Silberweiden, weil die in den windigen und relativ trockenen Verhältnissen im Park gut gedeihen. An der Nordseite hat das Baureferat eine zehn Meter breite Promenade angelegt, an der einige Bänke stehen.

Der Clou: Auch der erhöhte Rand der Promenade ist dazu gedacht, sich niederzulassen; die Stufen am Spiel- und Basketballplatz bilden zusammen sogar eine kleine Tribüne. Dort ist das Zentrum des Parks, und auch wenn manche Anwohner nun Bedenken bekommen wegen möglichen Lärms, so haben die Planer selbstverständlich auch an diese Problematik gedacht: Der Spielplatz ist um anderthalb Meter nach unten versenkt, und ein Basketball-Court verursache auch weniger Lärm als ein Fußballplatz, versichert Andreas Herrmann. Hauptattraktion des Spielplatzes ist ein Kletterparcours mit einem fünf Meter hohen Kletterturm, an der Südseite des Platzes ist eine drei Meter hohe Boulderwand, die mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden gestaltet wurde.

Man hat sich etwas gedacht bei diesem Park: Er soll gleichzeitig ein angenehmer Ort zum Ausruhen und zum gemütlichen Flanieren sein, aber auch schneller durchquert werden können. Damit sich Fußgänger und Radler nicht in die Quere kommen, ist der Radweg an der Nordseite von der Promenade abgetrennt. Noch sind nicht alle Sträucher gepflanzt, das ist erst im Herbst wieder möglich. Und die Bäume werden auch noch ein paar Jahre brauchen, bis sie üppigen Schatten werfen. Dann werden die großen Liege- und Spielwiesen noch attraktiver für die Anwohner werden. Hunde sind auf den Liegewiesen - wie in anderen städtischen Parks auch - ausdrücklich verboten, selbst mit Leine. Darauf weisen kleine grüne Poller hin, auf deren Oberseite ein durchgestrichener Dackel zu sehen ist.

Der Park wird schon gut besucht

Kaum eröffnet, wird der Park bereits gut angenommen, wie an diesem Donnerstag zu sehen ist. Eltern kommen mit ihren Kindern, die es vor allem auf den Kletterparcours abgesehen haben. Und glaubt man Dietmar Bühler, haben viele Münchner es offenbar überhaupt nicht erwarten können, bis der Park öffnete. Ein Vater habe noch während der Bauzeit den Bauzaun aufgeschraubt, damit sein Kind zum Spielplatz konnte. Und auch nachts haben schon Jugendliche den Park als Sprayerrevier entdeckt, die Graffiti hat das Baureferat zur Eröffnung aber wieder beseitigt.

Anderthalb Jahre haben die Bauarbeiten an der Oberfläche gedauert, das Projekt hat 4,2 Millionen Euro gekostet. Insgesamt umfasst die Fläche knapp drei Hektar, der Heckenstallerpark ist somit etwa halb so groß wie der Petuelpark, die andere der beiden Münchner Grünanlagen, die direkt auf einen Tunneldeckel gesetzt wurden.

Der neue Park ist an den Seiten offen, anders als die Hochpromenade an der Garmischer Straße über dem Luise-Kiesselbach-Tunnel, die durch eine Lärmschutzwand vom an der Oberfläche verbliebenen Autoverkehr abgetrennt ist. Der früher durch einen grünen Wall vom Mittleren Ring abgetrennte Gottfried-Böhm-Ring ist vom Heckenstallerpark nur durch Sträucher abgetrennt, was freie Sicht auf die Grünanlage ermöglicht. Und auch in West-Ost-Richtung bildet der Park wegen der nach unten versenkten Spielflächen eine von der Gestaltung her überaus gelungene, grüne Sichtachse.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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