Neue Chance für die Couture:München wird wieder Modestadt

Kleider machen Städte: Ein Investor aus Österreich schafft die "Munich Fashion Mall" - die Stadt leistet tatkräftig Unterstützung.

Otto Fritscher

München will seinen Ruf als Modestadt wieder kräftig aufpolieren. Der österreichische Investor Franz Fürst hilft dabei. Im Norden Schwabings entsteht sein neues Mode-Orderzentrum. Von Frühjahr 2007 an präsentieren in dieser Munich Fashion Mall führende Marken ihre neuesten Kollektionen - allerdings nur für die Facheinkäufer aus ganz Süddeutschland.

Neue Chance für die Couture: Die Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof in ihrem Atelier.

Die Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof in ihrem Atelier.

(Foto: Foto: SZ)

Am Freitag wurde auf dem Gelände an der Heinrich-Kley-Straße symbolisch der Grundstein für das Orderzentrum gelegt, obwohl die Bauarbeiter bereits das Erdgeschoss betonieren. In gut einem halben Jahr soll dieses "Bronce" genannte Gebäude von mehr als 30 Labels mit der Marke MaxMara als Ankermieter als Schauraum genutzt werden. Außerdem werden etwa Armani, Dolce & Gabbana und Missoni in die Mall einziehen.

"Mit der Fashion Mall wird München wieder den Anschluss an die internationale Modeszene herstellen", ist Franz Fürst überzeugt. Der Immobilien-Entwickler ist Investor, Bauherr und Betreiber des Mode-Orderzentrums. 43 Millionen Euro steckt Fürst in den Komplex, der Anfang 2008 durch das zweite, "Titan" genannte Gebäude komplettiert wird. Dort sollen sich Firmen, die das mittlere Marktsegment abdecken, etablieren; Esprit hat bereits unterschrieben. "In der Mall werden fünf der acht umsatzstärksten deutschen Bekleidungshersteller vertreten sein", kündigt Fürst an.

Auch modisch-schräg ist nützlich

Die Stadtspitze sieht Fürsts Engagement mit Wohlwollen. "Alles, was München als Modestadt stärkt, ist zu begrüßen", sagt Stadtbaurätin Christiane Thalgott. Sie hofft, dass auch die Gestaltung des Komplexes mit seiner bronzefarbenen Fassade "ein bisschen modisch-schräg" wirkt. "Düsseldorf hat zwar noch die Leitmesse, aber München verzeichnet als Modestadt wieder eine klare Entwicklung nach oben", lobt Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek.

Früher, zu Zeiten des Münchner Modepreises, sei "die Stadt von Stars und Models überrannt und mit Glamour überschüttet" worden. Um München wieder als Mode-Schwerpunkt zu fördern, hat das Wirtschaftsreferat dem österreichischen Investor bei der Grundstückssuche geholfen.

Vor allem italienische Firmen hat es in den vergangenen Jahren verstärkt nach München gezogen, kleinere Labels und Designerläden haben sich etwa im Gärtnerplatzviertel und in der Maxvorstadt angesiedelt. Dass Münchens Ansehen als Modestadt wieder wächst, belegen aber auch die steigenden Ausstellerzahlen bei den diversen Messen wie etwa der Munich Fabric Start, einer der Leitmessen der Stoff-Branche.

Informationsplattform für Profis

Ein Orderzentrum ist kein normales Geschäft oder Kaufhaus, es dient als Informationsplattform für die Branche. Die Einkäufer sehen sich die Kollektionen der verschiedenen Labels an und entscheiden, was sie dann in ihren Geschäften anbieten werden.

In der Stadt gibt es bereits einige solcher Zentren. Am bekanntesten ist wohl das Mode-Order-Centrum MOC an der Lilienthalallee, es gibt aber auch das MTC, den Lodenfrey-Park, die Sturm-Plaza und Präsentationsflächen in diversen Luxushotels - zusammengerechnet mehr als 100.000 Quadratmeter. "Einige dieser Einrichtungen sind etwas in die Jahre gekommen", sagt Franz Fürst.

Er will mit gehobener Architektur und Ausstattung in seiner Fashion Mall den "Design-orientierten Modeanbietern ein entsprechendes Ambiente bieten". Dennoch werde er anderen Präsentationsflächen "nicht das Wasser abgraben". Das sei mit 15.000 Quadratmetern neuer Ausstellungsfläche in seiner Fashion Mall auch gar nicht möglich.

Drei weitere Malls geplant

Allerdings möchte Fürst sein Reich in München vergrößern: Er hat dem Besitzer der benachbarten Sturm-Plaza ein Übernahmeangebot gemacht. "Wir sind in positiven Gesprächen", sagt der Investor, der seit 15 Jahren in Salzburg eine Fashion Mall betreibt. Fürst hat in Deutschland große Pläne: Er will "mindestens drei" weitere Malls eröffnen.

Fürst, 50, will sich aber auch in München weiter engagieren: Er plant, ein Stadtquartier zu entwickeln, in dem "Wohnen, arbeiten und einkaufen an einem Ort" möglich ist. Ein solches Projekt hat er in Salzburg bereits umgesetzt, in München ist Fürst noch auf der Suche nach einem geeigneten Standort.

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