Neubau oder Sanierung:Das Arabellahaus soll neu erstehen

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  • Das Arabellhaus ist sanierungsbedürftig, es soll daher womöglich abgerissen und neu gebaut werden.
  • Bewohner und andere Mieter des Arabellahauses müssen in jedem Falle ausziehen, da auch im Fall einer Kernsanierung die Immobilie zu einer jahrelangen Großbaustelle würde.

Von Alfred Dürr, München

Das sanierungsbedürftige Arabella-Hochhaus, das seit fast 50 Jahren die Silhouette Münchens prägt, soll voraussichtlich 2026 abgerissen werden. Anschließend soll es komplett neu gebaut werden - im gleichen Erscheinungsbild wie bisher und auch mit einer ähnlichen Mischung aus Wohnen, Hotel, Praxen und Geschäften. Derzeit werde noch geprüft, ob das Gebäude saniert oder abgerissen wird, sagte Hermann Brandstätter, Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau bei einer Mieterversammlung am Mittwochabend: "Wir favorisieren nach aktuellem Stand den Abriss und Neubau."

Die Statik des Gebäudes erlaube eine Sanierung nach heutigem Standard nicht mehr, erklärte Brandstätter. Das Arabellahaus solle jedoch nicht verkauft werden. Es gehe auch nicht darum, mehr Wohnungen zu schaffen. Die Mieter allerdings müssen sich auf jeden Fall auf einen Auszug einstellen. Unabhängig von Sanierung oder Neubau müsse das Haus mindestens für vier Jahre komplett geräumt werden. Bis 2026 sei der Betrieb gewährleistet, doch dann sei der Punkt gekommen, an dem grundlegende Maßnahmen ergriffen werden müssten.

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Von der Fassade platzt Beton ab, hinzu kommen marode Rohrleitungen, Wasserschäden und undichte Fenster und Türen. Zudem seien Brandschutz und die Sicherheitsanlagen zwar funktionstüchtig, aber nicht mehr auf dem Stand der Technik. Ein Neubau werde voraussichtlich fünf Jahre dauern. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, betonte Hausbau-Chef Jürgen Büllesbach. Die architektonischen, technischen und wirtschaftlichen Optionen würden weiter geprüft. Viele Mieter äußerten sich am Mittwochabend besorgt darüber, wie es für sie weitergehen wird. Gerade für ältere und kranke Menschen werde es schwierig, eine neue Wohnung zu finden. "Ich werde dann 85 Jahre alt sein. Wo gehe ich dann hin? Ich habe nicht so viel Rente, um eine neue Wohnung zu bezahlen", sagte eine Mieterin. Auch für die Betreiber von Geschäften könne die Situation existenzbedrohend werden, sagte ein Ladenmieter.

Das charakteristische Bauwerk entstand von 1966 bis 1969 nach dem Entwurf des Architekten Toby Schmidbauer. Es ist 72 Meter hoch, 154 Meter lang und 19 Meter breit - ein scheibenartiger Klotz mit der ganz besonderen Netzstruktur seiner Fassade. Unter einem Dach gibt es hier Wohnungen, Geschäfte, ein Hotel, Praxen und eine Klinik. Der Begriff von der "Stadt in der Stadt" hat sich dafür eingeprägt.

Errichten ließ es der Unternehmer Josef Schörghuber als Wahrzeichen des von ihm geschaffenen Arabellaparks. Auftritt und Nutzung der Immobilie haben etwas Einzigartiges, und das soll laut Büllesbach auch so bleiben - egal ob der Komplex abgerissen oder saniert wird. Die Mischung der Mieter, die städtebauliche Bedeutung und das modellhafte Nutzungskonzept, das in den Sechzigerjahren verwirklicht wurde, sollen erhalten bleiben. "Wir stehen zum Arabellahaus", betonte Büllesbach.

Es sei ein wesentlicher Bestandteil des Portfolios der Bayerischen Hausbau, die zur Schörghuber-Gruppe gehört. In den vergangenen Wochen war die Forderung laut geworden, das Arabellahaus auf die Denkmalliste zu setzen und damit vor einem Abriss zu bewahren. Generalkonservator Mathias Pfeil aber lehnt dies ab. Es gebe klare Kriterien für ein Denkmal, und diese erfülle das Gebäude nicht: "Es ist ein ganz normales Scheiben-Hochhaus, mehr nicht."

Auch Büllesbach sagte, er wolle das Wort Denkmal bewusst nicht in den Mund nehmen. Wenn man aber den Charakter des Hauses bewahren wolle, gelte das auch für die spezielle Netzstruktur der Fassade. Ob sie in ihrem ursprünglichen Bild am Neubau auftauchen wird, ist jedoch noch unklar. Auf jeden Fall wolle man die Grundstruktur in moderner Form auf das Nachfolge-Gebäude übertragen. Das besondere Gesicht des Hochhauses, so Büllesbach, könne mit einem Neubau bewahrt werden.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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