Neubau der Großmarkthalle:Der neue Bauch der Stadt

Großmarkthalle München

Nach der Genehmigung durch den Stadtrat kann die neue Markthalle endlich verwirklicht werden.

Nach monatelangen Streitereien beschließt der Stadtrat den Neubau der Großmarkthalle. Der Verkauf von Grundstücken des bisherigen Areals soll den Baupreis nach unten drücken, denn die Händler haben Angst vor hohen Mieten. In die alte Markthalle könnte das Volkstheater ziehen.

Von Silke Lode

Nach monatelangem Ringen um einen tragfähigen Kompromiss hat der Stadtrat am Mittwoch den Neubau der Großmarkthalle in Sendling auf den Weg gebracht. Auf dem Areal zwischen Schäftlarn- und Thalkirchner Straße soll ein 500 Meter langer, 60 bis 80 Meter breiter Bau mit nur einem Obergeschoss entstehen, der künftig Münchens zentraler Umschlagplatz für Obst, Gemüse und Blumen wird. Für den Neubau wird nun ein Architektenwettbewerb vorbereitet. In gut einem Jahr sollen erste Entwürfe vorliegen die zeigen, wie der sogenannte "Bauch der Stadt" künftig aussehen könnte. Kommunalreferent Axel Markwardt hofft, dass die Halle spätestens im Jahr 2020 den Betrieb aufnimmt.

Der Entscheidung war ein heftiger Konflikt mit Teilen der Händlerschaft vorangegangen, die auf eigene Faust Pläne für einen Neubau entworfen hatten, gegen den die Stadt erhebliche Bedenken hatte. Der Stadtrat hatte deshalb vor knapp einem Jahr dem Projekt eine Pause verordnet, die genutzt wurde, um sowohl die Pläne der Händler als auch die Variante der Stadt vom Büro Albert Speer und Partner überprüfen zu lassen. Zudem hatte sich das zuständige Kommunalreferat intensiv um einen Kompromiss bemüht: mit den Händlern, allen Parteien des Stadtrats und anderen städtischen Behörden. Nun kann Axel Markwardt mit seinen Leuten einen Erfolg feiern: der Beschluss über den Standort der neuen Großmarkthalle östlich der Alten Thalkirchner Straße fiel einstimmig.

Diskussionen gab es im Rathaus vor allem über das Erscheinungsbild der neuen Halle, die angesichts ihrer enormen Länge als architektonische Herausforderung gilt. Herbert Danner (Grüne) brachte die Idee auf, auch eine Holzbauweise prüfen zu lassen. Seine Stadtratskollegen stellten allerdings klar, dass Tempo und Kosten bei dem Projekt oberste Priorität haben.

Ohnehin wirft die Finanzierung noch einige Fragen auf. Da noch nicht mit der konkreten Planung begonnen wurde, steht bisher lediglich ein grober Kostenrahmen von 108 bis 117 Millionen Euro fest. Ein Teil der Baukosten soll über Grundstücksverkäufe refinanziert werden, die möglich sind, weil der Großmarkt sich fast vollständig aus dem Gebiet westlich der Alten Thalkirchner Straße zurückzieht. 50 bis 70 Millionen Euro müssten sich so nach Schätzungen der Kämmerei einnehmen lassen. Ein hoher Baupreis wäre bei der Großmarkthalle besonders heikel, da die Händler Angst vor hohen Mieten haben. Das Kommunalreferat prüft derzeit, welche Subventionen rein rechtlich erlaubt sind. Ob eine Förderung privater Händler auch politisch gewollt ist, liegt dann im Ermessen des Stadtrats.

Neue Möglichkeiten zur Stadtentwicklung

Die neue Großmarkthalle soll auch künftig von Lastern über die Schäftlarnstraße angesteuert werden. Auf dem Gelände bleibt ein großer Lkw-Parkplatz erhalten, zudem gibt es entlang der gesamten Ostseite der neuen Halle Lieferrampen, an die Laster andocken können. Unter der Halle soll eine Tiefgarage mit 850 Plätzen entstehen. Eine zusätzliche Lagerhalle ist nördlich der heutigen Großmarkthalle geplant. Da dort auch Bahngleise verlaufen, könnte die Großmarkhalle so theoretisch auch wieder einen Schienenanschluss bekommen. Erhalten bleiben alle Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. In das Kontorhaus II soll die Marktverwaltung einziehen, auch das alte Wirtshaus bleibt.

Der Rückzug des Großmarkts aus einem Teil des heutigen Areals ermöglicht mitten in Sendling neue Möglichkeiten zur Stadtentwicklung. So wird derzeit diskutiert, ob das Volkstheater in den denkmalgeschützten Teil der heutigen Markthalle einziehen könnte. Denkbar wären auch neue Wohnhäuser in dem Quartier, allerdings prüft das Planungsreferat derzeit noch, ob sich Gewerbe und Wohnungen dort tatsächlich vertragen. Auch die Alte Thalkirchner Straße könnte wieder für den Durchgangsverkehr geöffnet werden. Da sie mitten durch den Großmarkt führt, ist die einst zentrale Achse Richtung Innenstadt seit Jahrzehnten gesperrt.

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