Neubau an der Lindauer Autobahn:Münchner Klinik-Essen kommt künftig aus Gilching

Die LMU-Krankenhäuser schaffen ihre Großküchen ab und setzen auf ein Versorgungszentrum an der A 96

Von Otto Fritscher, München/Gilching

Das Essen für die Patienten des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität wird künftig nicht mehr in den Krankenhausküchen selbst zubereitet, sondern aus dem Landkreis Starnberg angeliefert. Im Gewerbegebiet Gilching Süd, direkt an der Autobahn A 96 gelegen, war vor wenigen Tagen Baubeginn für ein sogenanntes Versorgungszentrum, in dem die Mahlzeiten für die Patienten der beiden Klinik-Standorte, dem Campus Innenstadt und dem Campus Großhadern, vorbereitet werden. Für die mehr als 2000 Patienten und Klinik-Mitarbeiter werden dort dreimal täglich die Menüs nach den individuellen Wünschen auf Tabletts zusammengestellt und dann ausgeliefert. Die bisherigen Großküchen des Uniklinikums werden dadurch überflüssig.

Das Investitionsvolumen für das Versorgungszentrum beträgt etwa 9,5 Millionen Euro, wie Ekkehard Fabian sagt, geschäftsführender Gesellschafter der Asto Business Group. Diese fungiert als Projektentwickler für das Gewerbegebiet rund um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, in dem sich vor allem Unternehmen mit Bezug zur Luftfahrt angesiedelt haben.

Bereits zum 1. November soll das Versorgungszentrum seinen Betrieb aufnehmen. Die Patienten selbst sollen von der Veränderung nicht viel mitbekommen. Wie bisher können sie auch künftig ihre Essenswünsche individuell äußern. Die Bestellungen gehen dann auf digitalem Weg direkt in das neue Versorgungszentrum. Dort sind die einzelnen Bestandteile, die bereits vorgegart von externen Großküchen nach Gilching geliefert werden, tiefgekühlt vorrätig. Dann werden sie von den Mitarbeitern in Gilching weiterverarbeitet. Auf zwei Fließbändern sollen die Tabletts durch eine große Halle laufen, die Mitarbeiter bestücken die Tabletts mit den gewünschten Speisen, immer unter Beibehaltung der Kühlkette. "Wenn man so will, wird da ein großer Kühlschrank gebaut", sagt der Projektentwickler.

Die Tabletts werden in Verteilwagen geschichtet, die den Trolleys ähneln, die Flugbegleiter durch die schmalen Gänge in einem Flugzeug zur Essenausgabe schieben. Mit Kühl-Lastwagen wird das Essen von Gilching zu den einzelnen Kliniken in Großhadern und in das Klinikviertel rund um den Sendlinger-Tor-Platz gefahren. Dort sollen sie dann "regeneriert" werden, wie es im Fachjargon heißt, also in Konvektomaten mit Heißluft erhitzt werden, bevor sie auf den Stationen an die Patienten ausgegeben werden. Die Tabletts mit dem schmutzigen Geschirr werden zurück nach Gilching gebracht, wo sie gespült, desinfiziert und wiederverwendet werden. Die Energieversorgung erfolgt über ein eigenes Blockheizkraftwerk.

Cook-Freeze-System nennen das die Catering-Leute. Es soll eine gleichbleibend gute Qualität des Essens bei günstigen Kosten bringen. Die Klinikpatienten werden also künftig nach einem ähnlichen Verfahren mit Essen versorgt wie etwa die Passagiere der Lufthansa.

Bei dem Bau handelt es sich um einen Komplex am Ende der Dornierstraße. Dessen Nutzfläche beträgt etwa 2500 Quadratmeter, etwa 60 Arbeitsplätze sollen in dem Gewerbegebiet entstehen. Das Gewerbegebiet Gilching-Süd ist vor zehn Jahren eingerichtet worden, es hat sich zum florierendsten Gewerbestandort im Landkreis Starnberg entwickelt. "Viele Hightech-Unternehmen haben sich hier angesiedelt, aber wir sind auch froh, dass hier nicht nur gedacht und entwickelt, sondern auch produziert wird", sagt Ekkehard Fabian. Auch Menschen, die kein Ingenieursstudium hätten, bräuchten Arbeitsplätze im extrem teuren Landkreis Starnberg. Bei den wenigen unmittelbaren Anwohnern hat es Befürchtungen gegeben, es könnte Geruchsbelästigung entstehen. Fabian weist das zurück: "Es ist keine Großküche, es wird ja nicht gekocht."

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