Neubau am Forschungscampus:Labore für die besten Köpfe

Neubau am Forschungscampus: Vollgestopft mit Technik und Messgeräten sind die Labore des neuen Katalysezentrums der Technischen Universität in Garching.

Vollgestopft mit Technik und Messgeräten sind die Labore des neuen Katalysezentrums der Technischen Universität in Garching.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die TU weiht ihr neues Katalysezentrum in Garching ein

Von Alexandra Vettori

Lange, sehr lange haben die Chemiker der Technischen Universität (TU) am Garchinger Forschungscampus auf das neue Katalysezentrum warten müssen. Warum es so lange gedauert hat, mit der Frage wollte sich bei der Einweihung des 84,5 Millionen Euro teuren Baus am Dienstag aber niemand mehr die Laune verderben. "Kleinere Verzögerungen", witzelte TU-Präsident Wolfgang Herrmann in seiner Ansprache, kämen in den besten Baufamilien vor.

Tatsächlich waren es drei Jahre Verspätung, mit denen das Staatliche Bauamt den Bau übergeben hat. Erst war es eine defekte Entsalzungsanlage, dann fehlerhaft verlegter Estrich, danach mussten fast alle Fenster wieder ausgetauscht werden, weil der integrierte Sonnenschutz nicht funktionierte. Bei der Einweihung jetzt aber sprach nicht nur Herrmann lieber von der Bedeutung der Katalyseforschung: "Es wird auf absehbare Zeit kein zweites Forschungsgebiet geben, von dem im internationalen Wettbewerb die Zukunftsfähigkeit des internationalisierten Chemiestandorts Deutschland stärker abhängt."

Katalysatoren sind nanomillimeterkleine Maschinen, die chemische Prozesse unter geringst möglichem Energie- und Stoffaufwand ablaufen lassen, bei der Herstellung von Werkstoffen und Pharmaka eingesetzt werden und immer wichtiger bei Energiegewinnung, Speicherung und Umwandlung sind. Der weltweite Markt für Katalysatoren habe ein Volumen von mehr als 18 Milliarden Euro und werde weiter wachsen, sagte Herrmann und verwies, bei aller Grundlagenforschung, auf Kooperationen mit der chemischen Industrie. Entsprechend kriegerisch wählte denn auch Kultusminister Ludwig Spaenle seine Worte, Investitionen in den Wissenschaftsstandort Bayern seien ein "strategisches Leitmotiv" der bayerischen Regierung, "weil wir nur mit den besten Köpfen den Standort verteidigen können". Dass zum Katalysezentrum auch der Bund beigetragen hat, 29 Millionen Euro nämlich, betonte Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes-Forschungsministerium, und bescheinigte dem Forschungszentrum "eine Kompetenzdichte, die deutschland- und europaweit einzigartig ist".

In Betrieb genommen haben die mehr als 300 Forscher die 6000 Quadratmeter großen Labore bereits, es gehe, berichtete der Direktor des Zentralinstituts für Katalyseforschung, Ulrich Heiz, dabei höchst interdisziplinär zu. Nicht nur Chemiker, sondern auch Physiker und Maschinenbauer, Informatiker und Mathematiker arbeiten zusammen. Baulich hat das Münchner Architekturbüro Klein+Sänger dafür gesorgt, dass es den Wissenschaftlern leicht gemacht wird, zusammen zu finden: im Foyer, durch dessen Glasdach hoch oben die Sonne scheint, im Innenhof mit seinem Kunststoffboden aus mäandernden bunten Streifen oder in den kommunikativen Glaserkern.

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