Neuaubing/Westkreuz:Lichte Momente

Ein kreativer Workshop will die Ideen für einen "zukunftsorientierten, coolen Stadtteil" zusammentragen. Intelligente Straßenlaternen sollen die Luftqualität messen und nur dann leuchten, wenn Passanten unterwegs sind

Von Ellen Draxel, Neuaubing/Westkreuz

Der prächtige Pfau leuchtet in der linken unteren Ecke, fein ziselierte blaue Federn umrahmen seinen schönen Kopf, die Liebe zum Detail steckt sichtbar in jedem Pinselstrich. Frauen aus dem Neuaubinger Bildungslokal haben den Vogel gemalt, dem Pfau kommt in vielen Ländern und Religionen eine wichtige symbolische Bedeutung zu. Auch ihre Hände haben die Migrantinnen auf der großformatigen Leinwand verewigt. Als Zeichen, dass sie in diesem Viertel zu Hause sind, dass sie es mitgestalten wollen, jede für sich und doch gemeinsam.

"Explosion der Farben - das Leben ist bunt" nennt sich das Malprojekt, das am Donnerstag im Stadtteilladen an der Radolfzeller Straße 5a gestartet ist. Künstler Daniel Eichin und seine Kollegin Niky Hartmann haben es ins Leben gerufen, als Kreativ- und Vernetzungskampagne. "Alle Bürger sind eingeladen, uns zu besuchen und mitzumachen - auch spontan", sagt der Malpädagoge mit Atelier in Neuaubing: "Das Projekt ist offen." Flüchtlinge aus der Mainaustraße, Hortkinder des Kinderhauses Kai, Senioren, Bankangestellte, sogar Vertreter der Pasinger Polizei wollen den Pinsel schwingen und haben sich bereits angemeldet. Die Drittklässler von der Wiesentfelser Straße waren schon da - ihnen sind knallbunte Kompositionen zu verdanken, die jetzt an den Wänden lehnen. "Gemalt werden darf ohne Vorgabe", erklärt Hartmann. Mit einer Ausnahme: Das Verzieren einer klassischen Glühbirne ist ein Muss - als Symbol für eine neue Art der Energienutzung.

Neuaubing/Westkreuz: Alles schön bunt: Die bemalten Glühbirnen sollen nicht nur in einem Kunstprojekt auftauchen, sondern stehen auch für neue Energieformen.

Alles schön bunt: Die bemalten Glühbirnen sollen nicht nur in einem Kunstprojekt auftauchen, sondern stehen auch für neue Energieformen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Neuaubing, das Westkreuz und der benachbarte neue Stadtteil Freiham verwandeln sich in den kommenden Jahren in Modellquartiere moderner Stadtentwicklung. Ziel ist es, Bürger, Experten und Partner aus Industrie und Forschung mustergültige Visionen eines klimagerechten und innovativen Viertels realisieren zu lassen. Gefordert sind Kreativität, neue Ideen und Vielfalt - genau das, was Eichin mit seiner Malaktion einfangen will. "Smarter together", das Schlagwort des Pilotprojektes, bedeutet für ihn: "Gemeinsam sind wir kreativer, setzen wir Impulse für einen zukunftsorientierten, coolen Stadtteil."

Wie cool Neuaubing tatsächlich werden kann, erläutert Wolfgang Glock den Schülern an einem intelligenten Lichtmast. Er schraubt das Gehäuse auf und zeigt jede Menge Kabel. "Dieser Lichtmast kann seine Leuchtkraft verändern", erklärt der für Technologie zuständige Projektleiter, "der Mast erkennt, wenn jemand in die Straße läuft und weiß dann, jetzt muss ich heller werden." Er könne auch die Temperatur sowie die Luftfeuchte messen und weiß, wo es freie Parkplätze gibt: "All das geht dann auf die Smartphones."

Neuaubing/Westkreuz: Kluges, helles Licht: Wolfgang Glock erklärt den intelligenten Laternenmast.

Kluges, helles Licht: Wolfgang Glock erklärt den intelligenten Laternenmast.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Quartiers-App soll auch signalisieren, wann man sein Auto wegen hoher Feinstaubbelastung besser stehen lassen und eine der acht geplanten Mobilitätsstationen in Anspruch nehmen soll. Denkbar ist auch die Nutzung der Lichtmasten als Ladesäulen für E-Mobile oder als Hotspots für öffentliches Wlan. Welche Ansätze bei den 60 neuen Masten, die man in Neuaubing/Westkreuz und Freiham errichten will, umgesetzt werden, entscheidet sich bei Bürger-Workshops im Januar. Die Kinder jedenfalls sind begeistert. Ein Drittklässler wünscht sich, die Sterne zu sehen - die Laternen sollen sich also nur einschalten, "wenn jemand drunter durchgeht."

Das Malprojekt findet außer an diesem Freitag, 9. Dezember, noch von 14. bis 16. Dezember und im neuen Jahr vom 18. bis 20. Januar statt; jeweils zwischen 9 und 12.30 Uhr sowie 15 und 17 Uhr.

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