Neuaubing:Nervtötender Ohrwurm

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Extremes Brummen macht Bewohner in Neuaubing krank

Stefan Hermann hält sich für einen "ziemlich gelassenen Menschen", er hat eine "tolle Familie" mit zwei Kindern, wohnt in einem Haus in einer ruhigen Gegend. Wäre da nur nicht dieses Geräusch. Denn seit einigen Monaten raubt ihm ein unerklärliches Phänomen den letzten Nerv - "ein extremes Brummen, das sich anhört, als ob man in der Diskothek direkt neben den Boxen steht". Tag und Nacht hört er es, rund um die Uhr. Der Ton kribbelt in Armen und Beinen, verursacht Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerz. Sogar die Betten zittern leicht, erzählt der Neuaubinger. Hermann arbeitet zu Hause, also entkommt er der Störung kaum: "Für mich ist das enorm laut - wenn diese Vibrationen auf Dauer bleiben, ist das nicht auszuhalten."

Sein Sohn spürt das Brummen ebenfalls, auch Nachbarn, die zwei- bis dreihundert Meter entfernt wohnen. Und Hermann weiß von weiteren Leidensgenossen, die an der Neideck-, der Bodensee- und der Aubinger Straße sowie am Überlinger Weg wohnen. Da Stefan Hermanns Haus nur wenige hundert Meter Luftlinie von der nördlichen Bohrstelle der Freihamer Geothermie-Anlage entfernt liegt, dachte er zunächst, dass Pumpversuche die Ursache des sonoren Dauertons sein könnten. Doch diese erste Vermutung erwies sich als Trugschluss. Als das Dröhnen erstmals zu hören und zu fühlen war, waren die Pumpversuche bereits beendet, die Anlage wurde abgebaut. Auch die Reinigung des Bohrgestänges der Anlage mittels Kompressor war nicht der Grund für die Geräuschbelastung: Die Bohrfirma hatte beim Säubern anfangs nicht ausreichend auf den eigentlich notwendigen Lärmschutz geachtet, wurde aber schnell von den Stadtwerken auf ihren Fehler hingewiesen.

Was dem Neuaubinger Stefan Hermann blieb, war das Brummen. Inzwischen hat sich Hermann vom Arzt durchchecken lassen, er ist vollkommen gesund. Das Referat für Gesundheit und Umwelt wusste bislang nichts von dem Phänomen im Münchner Westen, will nun aber aktiv werden. "Wir werden dem Ganzen nachgehen und einen Techniker schicken", verspricht Sprecher Alois Maderspacher.

© SZ vom 03.05.2016 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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