Neuaubing:Alles auf Anfang

Antikmarkt in den Hallen der ehemaligen Schlafwagenfabrik in München, 2014

Die Anwohner des Antik- und Trödelmarktes setzen sich gegen das neu eröffnete "Kulturcafé Sürahi" zur Wehr.

(Foto: Robert Haas)

Die Anwohner des Antik- und Trödelmarktes setzen sich gegen das neu eröffnete "Kulturcafé Sürahi" zur Wehr

Von Ellen Draxel, Neuaubing

Lange herrschte Ruhe auf dem Gelände der ehemaligen Schlafwagenfabrik in Neuaubing. Anwohner und Lokalpolitiker hatten sich über Monate vehement gegen die Pläne von Wolfgang Nöth gewehrt, in den rotgestrichenen Hallen an der Brunhamstraße 19 einen Antik- und Trödelmarkt aufzubauen. Es überwog die Angst, der Betreiber des Kunstparks Ost und sogenannte "Hallenkönig" von München könnte einen neuen "Kunstpark West" mit Lärm, Schmutz und Partys aus der Taufe heben. Die Kritik verstummte allerdings, als der Antikmarkt vor gut einem Jahr eröffnet wurde. Zwar fanden viele Sammler den Weg nach Neuaubing, von überbordender Feierlaune war jedoch keine Spur. Eine von Anwohnern angestrengte Klage gegen die Nutzungsänderung des Geländes wurde zurückgezogen.

Nun aber ist der Protest wieder aufgeflammt. Grund ist die Eröffnung eines Cafés, in dem Kaffeekannen als Leuchten von der Decke hängen. Das "Kulturcafé Sürahi", von den Antikmarkt-Händlern freudig zur Belebung des Geländes und als Treffpunkt für die Kundschaft erwartet, lehnen einige Anwohner als "erste Event-Location" auf dem Areal ab. Sie beziehen sich auf eine Veranstaltung Mitte März, bei der Besucher den Anliegern zufolge bis vier Uhr morgens vor dem Lokal gestanden und geraucht hätten, während aus dem Café "lautstark" Musik zu hören gewesen sei. Die Befürchtung: "Ist erst einmal eine Partystätte auf dem Gelände, kann man weitere nicht mehr verhindern."

Bislang allerdings liegen weder der Polizei noch der Stadtverwaltung Klagen vor. Serkan Atagün, im Sürahi für die Kommunikation zuständig, zeigt sich ob des Vorwurfes verwundert: "Wir sind keine Disco, wir sind ein Kulturcafé, das seine Räume nur hin und wieder für Veranstaltungen vermietet." An besagtem Abend sei es nicht laut gewesen, das gehe schon wegen der kleinen Lautsprecherboxen nicht. Dass sich Anwohner beschweren, erstaunt ihn: "Wir werden, seit wir vor vier Wochen eröffnet haben, von vielen Nachbarn eigentlich immer nur gebeten, doch auch abends aufzumachen - weil wir eine Bereicherung seien und es in der Gegend sonst nichts gibt." Bisher hat das Sürahi an Wochentagen lediglich von 10 bis 17 Uhr und am Wochenende während der Öffnungszeiten des Antikmarktes geöffnet. Dann gibt es zu klassischer Musik mediterrane und deutsche Küche, am Sonntag Brunch von 10 bis 15 Uhr und in Zukunft auch noch Bücherregale und ein Klavier. "Wir bemühen uns, den kulturellen Aspekt zu betonen", sagt Atagün.

Offiziell allerdings, so Planungsreferatssprecher Martin Klamt, sei der Betrieb des Kulturcafés noch gar nicht genehmigt: "Die Lokalbaukommission hat die ehemalige Kantine formal noch in der Prüfung." Klamt will sich deshalb auch nicht zu Betriebszeiten äußern: "Vom Antrag her klingt das aber nach einem normalen Gastronomiebetrieb." Es sei, betont dagegen Atagün, "alles rechtens, wir hatten schon Leute vom Amt da".

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