Neonazi verurteilt:Trauermarsch mit Schlägerei

Neonazi zertrümmert die Kamera eines Fotografen - jetzt muss der rechtsextreme Täter ins Gefängnis.

Stephan Handel

Der Münchner Neonazi Phillip Hasselbach muss ins Gefängnis: Das Amtsgericht verurteilte ihn am gestrigen Mittwoch zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten ohne Bewährung wegen Sachbeschädigung. Er hatte während einer Rechtsextremisten-Veranstaltung das Objektiv einer Journalisten-Kamera zerstört.

Es war ein großes Treffen der Neonazi-Szene aus ganz Deutschland im vergangenen Juli auf dem Friedhof St. Korona im Passauer Stadtteil Patriching: Friedhelm Busse war gestorben, jahrzehntelang einer der führenden Köpfe der Rechtsextremen. Unter den Trauergästen waren die NPD-Politiker Thomas Wulff, Udo Voigt, Sascha Roßmüller, Uwe Meenen und Matthias Fischer, die Kameradschaftsaktivisten Christian Worch und Siegfried Borchardt - und eben Phillip Hasselbach, in München einer der Vorstände der "Bürgerinitiative Ausländerstopp"; außerdem wird er auf der Website der "Freien Nationalisten München" als Verantwortlicher genannt.

NPD-Chef Udo Voigt hielt eine Rede, Thomas Wulff legte eine Hakenkreuz-Fahne auf den offenen Sarg, was ihm später ein Strafverfahren einbrachte. Mehr als 100 Polizisten waren im Einsatz, die Leitung hatte der Passauer Polizeichef Alois Mannichl, auf den kurze Zeit später ein Messer-Attentat verübt wurde. Bei dieser Tat wurde zunächst ein rechtsradikaler Hintergrund vermutet, sie ist jedoch bis heute nicht aufgeklärt.

Nach der Beerdigung formierte sich die Trauergemeinde zu einem Zug mit Fahnen und Transparenten. Am Rande dabei: Der Journalist Tobias Bezler, der seit Jahren im rechtsextremen Milieu recherchiert. Er dokumentierte den Zug mit seiner Digitalkamera. Das gefiel einigen der Neonazis nicht - mehrfach forderten sie ihn auf, mit dem Fotografieren aufzuhören.

Wenig später eskalierte die Situation: Etwa 30 Rechtsextreme umringten Bezler, schlugen ihn, traten nach ihm, versuchten, ihm die Kamera zu entreißen. Schließlich ging der Fotograf zu Boden, wo die Neonazis weiter auf ihn eintraten, so dass er sich mehrere Rippen brach. Im Verlauf des Geschehens war das Objektiv aus der Kamera herausgebrochen worden - so massiv, dass beide Teile irreparabel beschädigt wurden. Das Objektiv flog Phillip Hasselbach, der etwas abseits stand, vor die Füße. Und der sprang laut Polizeibeamten, die als Zeugen aussagten, mit beiden Füßen darauf, so dass es zertrümmert wurde.

Das Objektiv hatte einen Wert von etwa 450 Euro - das gäbe bei einem Ersttäter nicht mehr als eine Geldstrafe. Doch Phillip Hasselbachs Sündenregister ist lang. Neben typischen Neonazi-Vergehen wie Volksverhetzung enthält es auch Verurteilungen wegen Betrugs und Körperverletzung. Deshalb befand er sich zum Zeitpunkt der Tat auch in einer offenen Bewährung. Der Szene-Anwalt André Picker versuchte zwar noch, mit juristischen Winkelzügen seinen Mandanten vor dem Gefängnis zu bewahren, doch das half nichts: drei Monate Freiheitsstrafe - ohne Bewährung.

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