Naturschutz à la carte:Biber in Rotwein-Sauce

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Nur der Wildbiologe Gerhard Schwab vom Bund Naturschutz darf den Nager in die Pfanne hauen.

Von Michael Nienaber

(SZ vom 18. September 2003) Bayern hat seinen Biber wieder. Nachdem der Nager ein Jahrhundert lang als ausgerottet galt, tummeln sich heute wieder mehr als 7000 Tiere in Flüssen und Bächen des Freistaats. Die Naturschützer sind entzückt.

Nicht nur ein Exportschlager: Der Biber kann bis zu 30 Kilogramm auf die Waage bringen. Seinen Schwanz kann man nicht verwerten, sonst jedoch alles. (Foto: Foto: www.biber.info)

Doch seit kurzen landen einige Biber wieder in der Pfanne - bei Rotweinsauce und Backpflaumen. Gerhard Schwab ist Bibermanager und leidenschaftlicher Hobbykoch. "Der Biber schmeckt hervorragend", sagt der Wildbiologe.

Überschwemmte Maisfelder, ausgelaufene Forstkulturen

Im Auftrag des Bund Naturschutz (BN), der den Biber vor vierzig Jahren in Bayern wieder ansiedelte, kümmert sich Schwab seit Anfang der neunziger Jahre um den Biber und seine Feinde. Denn die Pelztiere mit den scharfen Zähnen verstehen wie sonst niemand, die Umwelt nach ihren Bedürfnissen zu verändern. Sie fällen Bäume, bauen Dämme, fluten Felder.

Die Folgen des aktiven Revierverhaltens sind neben einer Renaturierung der Flussläufe vor allem überschwemmte Maisfelder, gerodete Forstkulturen und ausgelaufene Karpfenteiche, was die Landwirte häufig auf die Palme treibt.

Als Bibermanager beschwichtigt Schwab auch die aufgebrachten Landwirte. Der vollbärtige Tierfreund hat dabei eine spezielle Strategie entwickelt. Zunächst versucht er, die Gemüter zu beruhigen und Sympathien für das Nagetier zu vermitteln. "Im Idealfall arrangieren sich Mensch und Tier", sagt der Bibermanager. Klappt dies nicht, zückt Schwab das Scheckbuch. Für Entschädigungen hält der Bund Naturschutz jährlich 30.000 Euro bereit.

"Doch nicht jeder Schaden, den ich da vorgeführt bekomme, geht auf das Konto des Bibers", erklärt Schwab. Nur wenn der eigenwillige "Architekt auf vier Pfoten" tatsächlich schuld ist, zahlt Schwab Entschädigung. Um an gleicher Stelle künftig Ärger zu vermeiden, kauft der BN dem Bauer die vom Biber heimgesuchten Wiesen und Felder ab.

Ist ein Ankauf nicht möglich, rückt Schwab mit seinen Fallen an. 700 Biber hat er seit 1996 lebend eingefangen. Gerade erst hat wieder die Fangzeit begonnen. Weil das Tier artenrechtlich geschützt ist, muss Schwab für jeden Fang eine Sondergenehmigung beantragen. Die meisten Biber exportiert der BN-Experte nach Osteuropa, Ungarn oder Slowenien.

Von der Falle in die Pfanne

Allerdings findet nicht jeder bayrische Biber schnell Asyl im Ausland. Seit Sommer vergangenen Jahres griff Schwab deshalb 55 mal zur Waffe. Alles genehmigt. "Natürlich bringt es mir keinen Spaß, den gefangenen Biber zu erschießen", beteuert Schwab. Doch wer das Fangen von Bibern fordert, muss in Ausnahmefällen auch das Töten akzeptieren.

Das Vermarkten von Fleisch und Fell ist streng verboten. Lediglich für den Eigenbedarf darf Schwab die Biber weiterverwerten. Sein Lieblingsrezept ist der klassisch gebratene Biber. Ende September plant der Biberfreund ein großes Biberessen.

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