Nahverkehr:Wie der MVV sein Tarifsystem bereits vereinfacht hat

Nahverkehr: Vor einigen Jahren noch war der Ticketkauf eine viel größere Herausforderung.

Vor einigen Jahren noch war der Ticketkauf eine viel größere Herausforderung.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Früher war es noch schwieriger, den richtigen Fahrschein zu kaufen - zumal es ganze 141 Zonen gab.

Von Dominik Hutter

"Nächster Halt Maxmonument. Zahlgrenze." Wer schon länger in München verweilt, kennt diesen Spruch aus der Trambahn. Die hatte damals noch Holzsitze, zu denen man von den Haltestellen aus viele Stufen hinaufsteigen musste - und durch kleine Klappfenster an der Front des zweiten Wagens konnte man sich warme Luft ins Gesicht wehen lassen. Zahlgrenze. Wenn man in den Siebziger- oder Achtzigerjahren eine Kurzstreckenkarte gelöst hatte, wusste man: Die Tour darf maximal bis zur übernächsten Zahlgrenze gehen.

Das war nicht immer ganz einfach, denn die Zahlgrenzen waren in ziemlich unregelmäßigen Abständen über den Stadtplan verteilt. Am Maxmonument gab es eine, die nächste war erst der Ostbahnhof. Und damit es nicht allzu übersichtlich wird, wurden oft auch noch mehrere Haltestellen zu einer gemeinsamen Zahlgrenze zusammengefasst, das Maxmonument mit dem Isartor zum Beispiel.

Die Komplexität des MVV-Tarifsystems zählt zu den beliebtesten Münchner Small-Talk-Themen, und wer über die Gegenwart schimpft, sollte sich stets vergegenwärtigen: Es geht noch viel schlimmer. Oder besser gesagt: ging. Denn der MVV hat in den vergangenen Jahrzehnten einige Stolperfallen erkannt und gnädig eingeebnet. Die Zahlgrenze gehört dazu, aber auch das Ticketsortiment.

Verwirrung in verschiedenen Farben

Für Kurzstrecken musste einst eine rote Streifenkarte erworben werden, die ansonsten den Kindern vorbehalten war. Auf den beiden Erwachsenen-Streifenkarten hingegen war das Abstempeln von Kurzstrecken nicht möglich - anders als heute, wo man einfach nur einen Streifen in den Automaten schiebt. Zu allem Überfluss waren die beiden Fahrschein-Varianten auch noch von unterschiedlicher Farbgebung: Blau für die kleine mit sechs Streifen, grün für die große mit zwölf. Was für reichlich Verwirrung sorgte, denn ein blauer Streifen war ja eigentlich genauso viel wert wie ein grüner. Nur war er halt in geringerer Stückzahl erworben worden.

Das ging auch damals schon am Automaten. Der hatte natürlich noch längst keine Geldkartenfunktion, stattdessen gab es eine Taste, die mit "Überzahlen" beschriftet war. Daneben stand: "Überzahlen bedeutet Verzicht auf Restgeldrückgabe". Der Automat konnte schlicht nicht wechseln, und wer kein passendes Geld hatte, musste den Überzahlen-Knopf drücken und dem MVV das zu viel Gezahlte spendieren. Oder eben doch zum Kiosk rennen.

Bei Zeitkarten war das in jedem Fall erforderlich, die gibt es erst seit einigen Jahren am Automaten. Der gern kritisierte Tarif mit den 16 Ringen, die nicht mit den Zonen des Bartarifs zu verwechseln sind, ist übrigens schon das Ergebnis von Bemühungen zur Vereinfachung. Bis zum Frühjahr 1999 gab es im Zeitkartentarif ganze 141 Zonen.

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