Nahverkehr:MVG-Chef fürchtet um die Zukunft der Tram-Westtangente

Nahverkehr: Bis zum Herbst will König das Projekt auf den Weg bringen.

Bis zum Herbst will König das Projekt auf den Weg bringen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • MVG-Chef König fordert die Münchner Stadträte auf, die Blockade gegen die Westtangente aufzugeben.
  • Der Appell richtet sich vor allem an die CSU-Politiker, denn die SPD ist für die Strecke.
  • Das Projekt wird bereits seit Jahrzehnten diskutiert.

Von Heiner Effern

Die CSU soll endlich ihre Blockade der Tram-Westtangente aufgeben. Das fordert MVG-Chef Herbert König indirekt in einem Schreiben an die Bürgermeister und Stadträte. Die Pläne seien bereits "über mehrere Jahre hinweg vor allem auf Drängen der CSU" zugunsten der Autofahrer verwässert worden. Weitere Details zum Ist-Zustand des Verkehrs in der Fürstenrieder Straße, mit deren Fehlen die CSU ihren Widerstand begründet, seien unnötig.

Die gelieferten Daten und die Prognosen für die Zukunft reichten für die Meinungsbildung locker aus, schreibt König in einem Brief vom 30. Mai, der der SZ vorliegt. Und fügt am Ende einen "ganz herzlichen Appell" in Richtung der Stadträte an: "Entscheiden Sie bitte jetzt und machen Sie den Weg frei zum nächsten Schritt."

Das gilt offensichtlich nur der CSU, denn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und seine Fraktion haben mehrmals betont, dass sie den Beschluss zum Bau der Westtangente sofort fassen würden. Doch deren Bündnispartner im Rathaus bremst dieses Bemühen seit Monaten aus, weil er sich von der MVG schlecht informiert fühlt. Es wären noch viele Fragen offen, ohne deren detaillierte Beantwortung man dem Projekt nicht zustimmen könne, heißt es bei der CSU.

Deren Einwände hätten auch einige Verbesserungen gebracht, räumt König in dem Schreiben ein. Dazu hätte die MVG als Kompromiss schon einige Kröten geschluckt, um die Autos und LKW auf der dicht befahrenen Fürstenrieder Straße nicht zu behindern. Aber durch die Dauer und die Massivität ihres Widerstands würde die CSU nun die dringend nötige Förderung durch den Bund so verzögern oder gar gefährden, dass das Projekt insgesamt kippen könnte, deutet er an.

Eine Entscheidung, die schon 25 Jahre dauert

Das würde der MVG-Chef wohl auch als persönliche Niederlage ansehen. Die Westtangente begleite ihn nun seit 24 Jahren im Amt, erklärt er. Wenn er im Herbst in Pension gehe, wolle er diese auf den Weg gebracht haben. Nicht weil er sie erfunden habe, sondern weil sie "aktueller, sinnvoller und wirtschaftlicher denn je" sei. Bereits 1991 habe der damalige Stadtrat den Bau der Westtangente einstimmig beschlossen, schreibt König.

Doch die Stimmung ist nicht mehr so eindeutig, auch weil sich CSU-Politiker im Münchner Westen mit Wahlkampfversprechen an Autofahrer weit vorgewagt haben. Sehr zum Ärger des MVG-Chefs: "25 Jahre nach dem einstimmigen Projektbeschluss des Münchner Stadtrats hat das Projekt zweifelsohne einen Reifegrad, der die nächste Weichenstellung möglich macht", schreibt König an die Stadträte.

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