Nahverkehr:Eines von Münchens beliebtesten Büchern: der MVV-Fahrplan

Das neue Zwischengeschoss im Hauptbahnhof in München, 2014

Wohin soll's gehen? Noch immer informieren sich recht viele MVV-Benutzer über geplante Fahrten im gedruckten Fahrplanbuch.

(Foto: Robert Haas)
  • Die gedruckte Ausgabe des Münchner Verbund-Fahrplans ist im Vergleich zu anderen Städten nach wie vor sehr beliebt.
  • Das 1200 Seiten starke Buch wird seit 1972 vertrieben.
  • Gleichzeitig haben aber auch die Online-Anfragen beim MVV in den letzten Jahren stark zugenommen.

Von Marco Völklein

3,50 Euro kostet das Ding, mehr als 1200 Seiten ist es stark. Als der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) im Jahr 1972 erstmals einen "Verbund-Fahrplan" auflegte, betrug die Schutzgebühr noch eine Mark, das Werk umfasste lediglich 368 Seiten. Und obwohl mittlerweile viele Fahrgäste per PC oder Smartphone Verbindungen abrufen, verkauft sich das dicke Fahrplanbuch noch immer recht gut. Das überrascht selbst die MVV-Planer ein wenig.

Denn während zum Beispiel der Nürnberger Verkehrsverbund schon seit 2015 kein Fahrplanbuch mehr für den gesamten Verbundraum druckt und der Frankfurter Verbund zumindest überlegt, in Zukunft das Fahrplanbuch ganz abzuschaffen, hält der MVV weiter an seinem 1200-Seiten-Wälzer fest. In ihm sind sämtliche S-, U- und Trambahnlinien aufgeführt, zudem alle Busse in Stadt und Landkreisen. Außerdem finden sich Fahrpläne zu Regionalzuglinien darin sowie die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Schiffe auf dem Starnberger und dem Ammersee. Mittlerweile, sagt Martin Schenck vom MVV, sei das Werk zu einem "Mobilitätshandbuch" geworden.

Und das, obwohl sich die Zahl der Online-Anfragen vervielfacht hat. So spuckte die elektronische Fahrplanauskunft des MVV zuletzt pro Monat durchschnittlich etwa 80 Millionen berechnete Verbindungen aus - also 960 Millionen pro Jahr. Für das Jahr 2016 rechnet die Verbundgesellschaft sogar damit, erstmals die Marke von einer Milliarde Fahrtverbindungen zu knacken. Als der MVV das System 1996 startete, wurden im ersten Jahr gerade einmal acht Millionen Fahrtentipps errechnet.

Zugleich waren die elektronischen Auskünfte immer auch rasanten Entwicklungen unterworfen. Eine Fahrplan-CD etwa gibt es längst nicht mehr, ebenso verschwand das Angebot einer SMS-Auskunft. Mittlerweile machen Anfragen vom Smartphone an das elektronische Auskunftssystem etwas mehr als 75 Prozent aller Anfragen aus, sagt Schenck.

Andere Städte verzeichnen beim Fahrplanbuch einen Rückgang von fast 80 Prozent

Wie ein Faktotum aus einer fast schon vergessenen Zeit wirkt da auf manchen das dicke, gedruckte Fahrplanbuch. Die Nachfrage danach sei im Vergleich zu anderen Verbünden nur "leicht zurückgegangen", sagt Schenck. So betrug die Auflage des großen Fahrplanbuchs im Jahr 2007 noch 85 000. Knapp zehn Jahre später liegt sie bei nur noch 55 000 - das entspricht einem Rückgang um etwa mehr als einem Drittel. In Nürnberg schrumpfte die Auflage von 32 000 im Jahr 2002 auf zuletzt nur noch 6500 - ein Rückgang um fast 80 Prozent. Zugleich sei in München die Nachfrage nach Fahrplanheften für die Landkreise und nach Mini-Fahrplänen zu einzelnen Linien gestiegen, sagt MVV-Mann Schenck.

Und deshalb sehe man an der Isar auch eine "gute Zukunft für Fahrplanprintmedien". So seien die Printprodukte unabhängig von Handynetz oder Stromversorgung jederzeit nutzbar. "In einem Faltplan kann man unter Umständen auch eine Abfahrtszeit schneller nachsehen als im PC oder in einer App", sagt Schenck. Und nicht zuletzt "wird es auch in Zukunft Personengruppen geben, die sich lieber analog informieren sowie sich in einem gedruckten Werk eine Übersicht über das Gesamtangebot verschaffen möchten". Immerhin: Fast 75 Prozent der gedruckten Gesamtauflage werde abgesetzt, heißt es beim MVV. "Das zeigt eindeutig, dass Printmedien immer noch gefragt sind."

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