... wir feiern die ganze Nacht! Trotz Krise verzeichnen Münchens Clubbesitzer Rekordumsätze. Uns haben sie erzählt, warum - und was sonst noch auf uns zukommt.
Wird es in Ihrem Lokal 2010 Änderungen geben? Welche?
Zuerst einmal gilt es, einen neuen Club überhaupt zu eröffnen. Eine adäquate Location, die unserer alten in nichts nachsteht, braucht in jedem Fall Zeit. Bis dahin frönen wir weiter unserem etwas dezentrierten Dasein. Wobei überall ein bisschen zu sein ja auch Vorteile hat. In der Alten Kongresshalle sind wir weiterhin daran, vereinzelte Events zu organisieren. Außerdem gibt es nun eine Reihe kleinerer Nächte in der Elli Disco, in der wir einmal monatlich einen unserer Acts unterbringen werden.
Wir organisieren im April den Paul Kalkbrenner Tour-Gig im Zenith. Ein Festival Anfang Juni steht derzeit in der Planung...Wenn man so will gibt es also jede Menge Veränderung. Wohin das führt, wird sich weisen.
Warum sollten die Münchner in Ihr Lokal kommen?
Bei uns geht es primär um ein anspruchsvolles musikalisches Programm. Die Acts, die wir buchen, liegen uns am Herzen und ich denke, das hört man. Vor allem haben wir in der Alten Kongresshalle, die mit ihrer Holzvertäfelung und dem Außenbereich nach wie vor eine der schönsten Locations der Stadt markiert, mittlerweile einiges am Sound verbessern können. Der ist jetzt sehr "tight" und knackig.
Unser Team ist zudem nach wie vor eine Art Familie, die sich zwar nicht mehr so oft sieht wie früher, bei jedem Treffen allerdings extrem gut gelaunt ankommt. Auch das nimmt der Gast wahr.
Hat das Krisenjahr 2009 Ihrem Lokal zu schaffen gemacht? Haben die Münchner weniger gefeiert als sonst?
In der Tat haben die Münchener in keiner Weise weniger gefeiert als sonst. 2009, das Jahr der Krise, wird in die Annalen der Registratur als bestes Geschäftsjahr aller Zeiten eingehen. Vielleicht müsste man sich Gedanken machen, ob es sich dabei um eine Kompensationsreaktion handelt. Es scheint jedenfalls so, als sei die Krise Indikator, sich noch mehr Zerstreuungen hinzugeben als in den paar Tagen der Konjunktur. Vielleicht ist die Krise aber auch einfach noch nicht bei den Ravern angelangt.
2009 haben viele neue Clubs eröffnet. Ist der jüngste Hype um das Münchner Nachtleben gerechtfertigt? Warum?
Der Hype ist jedenfalls eine Realität, die sich auf die Stadt direkt auswirkt. Hype impliziert ja maßgeblich, dass etwas sprachlich stattfindet, dass München wieder als süddeutsches Zentrum einer Ausgehkultur wahrgenommen wird. Das ist ein Effekt harter Arbeit. Es ist ja nicht so, dass sich jetzt Die Zeit einfach so mal überlegt hat, dem jungen München wieder Relevanz zuzusprechen, sondern die kamen nach einer Weile einfach irgendwann nicht mehr drum herum.
Das Angebot an qualitativ hochwertigen Veranstaltungen ist größer denn je, so dass quasi an jedem Wochenende die Entscheidung zwischen mehreren interessanten Events besteht. Zudem arbeitet man hier gerne zusammen. Man kennt und respektiert sich, das ist schon mehr als bloß eine friedliche Koexistenz.
Ihre Prognose für 2010: Wie geht es weiter mit dem Münchner Nachtleben? Welche Trends kommen auf München zu?
Es gibt ja eine ganz massive Tendenz zur Innenstadt. Die Sonnenstraße hat sich zur Partymeile Münchens entwickelt, der Kunstpark Mitte, wie es heißt. Außerdem ist derzeit eine Streuung in viele kleinere Clubs zu beobachten. Zumindest in der musikalischen Nische, die wir bedienten. Temporäre Nutzungen von Locations im Sinne eines Guerilla Clubbing sind nach wie vor en vogue. Vielleicht ist es aber auch nur wieder an der Zeit, dass ein etwas größerer Club sich in der Mitte platziert.
im Bild: Registratur-Chef David Walker; Foto: Rumpf