Nachruf:Gesicht des liberalen Judentums

Nachruf: Der Reformrabbiner Herman Schaalman starb in Chicago.

Der Reformrabbiner Herman Schaalman starb in Chicago.

(Foto: privat)

Rabbi Herman Schaalman, gebürtiger Münchner, starb mit 100

Rabbi Herman Schaalman ist im Alter von 100 Jahren in Chicago gestorben. Schaalman gehörte dem liberalen Judentum an, einer von vier Hauptströmungen des Judentums. Er setzte sich für den religionsübergreifenden Dialog ein - unter anderem als Leiter der Emanuel Congregation in Chicago.

Herman Schaalman, der im April 1916 geboren wurde, lebte bis 1935 in München. Dann wurde er - als einer von nur fünf Männern - von Rabbi Leo Baeck nach Amerika eingeladen, um am Hebrew Union College in Cincinnati zu studieren, dem ältesten Rabbinerseminar in den USA. "Diese fünf Männer haben buchstäblich das Gesicht des liberalen Judentums in Amerika verändert", sagte Rabbi Michael Zedek, einer von Schaalmans Nachfolgern an der Emanuel Congregation, zur Chicago Tribune. "Alle hatten Einfluss, aber keiner einen so deutlichen wie Herman Schaalman." Rabbi Schaalman habe ihn mit seinem provokativen Denken und seinem jugendlichen Geist beeindruckt.

Schaalman gründete 1952 ein Sommer-Camp für jüdische Kinder und Familien in Oconomowoc, Wisconsin. Das Camp gibt es heute noch. 1956 wurde er Leiter der Emanuel Congregation - und blieb es mehr als 30 Jahre lang.

1941, am Tag nach seiner Ordination zum Rabbiner, hatte er seine Frau Lotte geheiratet; sie blieben 76 Jahre zusammen. Lotte Schaalman starb am 13. Januar, wenige Wochen vor ihrem Mann. Sie wurde 102 Jahre alt.

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