Nachruf:Der TV-Literat

Nachruf: Autor Leopold Ahlsen (1927-2018, Aufnahme von 1992).

Autor Leopold Ahlsen (1927-2018, Aufnahme von 1992).

(Foto: Frank Mächler/dpa)

Zum Tode des Fernsehautors Leopold Ahlsen

Von Hans Kratzer

Der kürzlich im 91. Lebensjahr gestorbene Leopold Ahlsen zählte zu den wegweisenden deutschen Fernsehautoren. Das umfangreiche Werk des Münchners prägte auch die Literatur- und Theatergeschichte. Es zeugt von der Schnelllebigkeit unserer Zeit, dass Ahlsen allzu schnell in Vergessenheit geriet, nachdem er das Schreiben wegen Krankheit und Erblindung aufgegeben hatte. Schon als Schüler hatte er erste Stücke geschrieben. Nach Krieg, Studium und Besuch der Schauspielschule arbeitete Ahlsen zunächst für Bühne und Rundfunk. Der Durchbruch als Autor gelang ihm 1956 mit seinem von den Münchner Kammerspielen uraufgeführten Schauspiel "Philemon und Baukis". Als Hörspiel wurde das Werk mit dem Preis der Kriegsblinden ausgezeichnet und als Schauspiel mit dem Gerhart-Hauptmann-Preis.

Obwohl Ahlsens Stücke auf Bühnen in ganz Europa und in Asien aufgeführt wurden, wendete er sich in den Fünfzigerjahren lieber dem Medium Fernsehen zu. "Ahlsen vertritt die Position der Literatur in diesem Medium am überzeugendsten", urteilte ein Kritiker. In rascher Folge entstanden zahlreiche Drehbücher, wobei er auch epische Werke anderer Autoren fernsehtauglich machte, etwa das hochgelobte "Sansibar" (Alfred Andersch) und "Kleider machen Leute" (Gottfried Keller). Beste Bewertungen erhielten auch seine Mehrteiler "Simplizius Simplizissimus", "Die Dämonen" und "Wallenstein". Eine seiner letzten großen Produktionen war die 20-teilige TV-Serie "Die Wiesingers" über das Werden und Vergehen einer bayerischen Bierbrauerfamilie.

Erfolge bescherten ihm aber auch seine Romane, etwa sein Casanova-Buch "Der Gockel vom goldenen Sporn". Kleists Lustspiel "Der zerbrochene Krug", das Ahlsen ins Bairische übersetzte, zählt nach wie vor zu den schönsten bayerischen Theaterstücken, die es gibt. Auch für die ZDF-Krimiserie "Der Alte" verfasste er Drehbücher. Am Ende war Ahlsen die Lust, für das Fernsehen zu arbeiten, etwas vergangen. Der "Tyrannei der Einschaltquoten" wollte sich der mit zahlreichen Ehrungen bedachte Autor nicht mehr unterwerfen.

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