Nachruf:Außergewöhnlicher Feinsinn

Nachruf: Multistilist reinsten Wassers, kreativer Kopf und die Zuverlässigkeit in Person: Bassist Chris Lachotta.

Multistilist reinsten Wassers, kreativer Kopf und die Zuverlässigkeit in Person: Bassist Chris Lachotta.

(Foto: Quentin Fremont/OH)

Jazz-Bassist Chris Lachotta ist am Mittwoch im Alter von 57 Jahren gestorben

Von Oliver Hochkeppel

Auch bei Table for Two, der zwischen Pop, Jazz und Comedy umherwirbelnden Spaßband, die es bis in die Olympiahalle schaffte, war der Bassist Chris Lachotta der Stille im Hintergrund. Andere gut aussehen und gut klingen zu lassen, darauf verstand sich Lachotta wie kaum ein anderer. Entsprechend begehrt war er in der Münchner Musikszene, vor allem im Jazz: Bei den Sängerinnen aller Generationen von Jenny Evans bis zu Natalie Elwood wie bei Bandleadern aller Art, vom Gitarristen Thorsten Klentze bis zum Pianisten David Gazarov. Einer seiner längsten und vertrautesten Partner war der Pianist und langjährige BR-Moderator Joe Kienemann, mit dem er bis zuletzt regelmäßig in der Jazzbar Vogler spielte.

Außer beim klassischen Jazz und in der Weltmusik - von der Kultband Embryo bis zum persischen Trommelvirtuosen Hadi Alizadeh - konnte man Lachotta aber ebenso bei Musical-Produktionen (etwa "Cotton Club" im Deutschen Theater), als Theatermusiker wie in der klassischen Musik erleben. Wiederholt trat er mit dem Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks auf, außerdem war er Mitglied des Festival Strings Lucerne-Kammerorchesters. Seit vielen Jahren unterrichtete er außerdem an der Musikschule Erding.

Diese ungewöhnliche Vielseitigkeit, die von außergewöhnlichem Feinsinn und einem starken Ton getragene Zuverlässigkeit in allen Lagen kam nicht von ungefähr. 1959 in Frankfurt am Main geboren, studierte Lachotta klassischen Kontrabass in München und Würzburg. Erst danach gab er seiner Jazz-Ader nach und ging in die USA, um weiterzustudieren. Am Vermont Jazz Center lernte er beim Gitarristen Attila Zoller und bei Bass-Größen wie Rufus Reid und Dave Holland. Fortan spielte er mit den Großen wie Kenny Wheeler oder Kirk Lightsey, und doch zog es ihn wieder heim. Hier in München ist Chris Lachotta am Mittwoch nach kurzer, schwerer Krankheit nur 57-jährig gestorben. Er hinterlässt die Jazzgemeinde fassungslos. "Ich bin tief traurig. So ein netter Kollege und Freund", sagt der Pianist Tizian Jost. Der Vibrafonist Tim Collins postet, er sei "speechless".

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